Seit sieben Generationen ist meine Familie auf dem Wasser. Ursprünglich haben wir Holzboote gebaut, mit denen wir Steine aus unserem Heimatort am Untermain nach Frankfurt transportiert haben. Heute besitze ich mein eigenes, 1960 erbautes Schiff, transportiere Trockengüter im Rahmen einer Genossenschaft – das lohnt sich mehr, als für eine Reederei zu fahren – und bin hauptsächlich vom Rhein bis zum Donauraum unterwegs.

Gerade ist der Markt nicht einfach. Es wird weniger gebaut, und Getreide aus der Ukraine kommt nicht mehr so oft über die Donau. Aber auf die Dauer sind die lang anhaltenden Perioden mit Hoch- und Niedrigwasser schwieriger. Der Jetstream wird durch den Klimawandel langsamer, und das merkt man dann.

Kaum jemand interessiert sich für die Binnenschifffahrt, es sei denn, die Pegelstände schlagen aus. An der Donau ist das Hochwasser gerade besonders heftig. Aber auch am Main merke ich die Folgen. Ich entlade gerade Gips in Würzburg. Und so wie es aussieht, kann ich danach nicht gleich wieder losfahren. Die Schiffe müssen ja schon liegen bleiben, lange bevor Höchststände erreicht sind, nämlich jenseits der Hochwassermarke eins. In den vergangenen Jahren gab es kaum Hochwasser, aber diesen Winter und Frühling musste ich wieder mal öfter pausieren.

Die Niedrigwasserjahre am Rhein haben mich dagegen weniger hart getroffen als so manch anderen Kollegen. Auf der Donau war Niedrigwasser immer ein Thema. Deshalb ist mein Schiff kleiner und hat weniger Tiefgang. Trotzdem fordern wir Binnenschiffer schon lange, dass der Mittelrhein um 20 Zentimeter vertieft wird. Die Baumaßnahmen sollen beginnen – aber erst in den 2030er-Jahren. Wir finden einfach zu wenig Beachtung. Doch wir könnten viel beitragen zum Klimaschutz, wenn der Straßentransport von Massengütern teurer würde.

Aktuell beziehe ich meinen Strom aus Dieselgeneratoren, möchte aber in eine Solaranlage auf meinem Schiff investieren. Nur ginge das derzeit gar nicht. An Liegeplätzen in Deutschland fehlen oft die Stromleitungen. In den Niederlanden dagegen ist ein Großteil elektrifiziert. Dort kann man an bewölkten Tagen seinen Strom beziehen, an sonnigen Tagen kann ich überschüssigen Solarstrom abgeben.

Meinen Dieselmotor habe ich seit dem Jahr 2007, er wird noch locker fünf Jahre laufen und kann danach noch mal generalüberholt werden. Er ist kein Schnellläufer mit hoher Drehzahl und hält daher länger. 30 Jahre Einsatzzeit sind normal.

Für die weitere Zukunft plane ich auch mit einem dieselelektrischen Antrieb. Damit fährt man etwas effizienter. Und langfristig könnte man den Antrieb dann sogar auf synthetische Kraftstoffe oder Wasserstoff umrüsten. Doch das Problem ist: Ich könnte mir den Umstieg trotz etwas staatlicher Förderung heute überhaupt nicht leisten. Der moderne Antrieb ist viermal so teuer wie mein jetziger Motor. Viermal! Und dann ist noch die Frage, wann Kraftstoffe wie Ethanol oder Wasserstoff überhaupt günstig zur Verfügung stehen.

Da sieht man es wieder: Wir Binnenschiffer können einen extrem großen Beitrag für die Transformation im Güterverkehr leisten. Wir haben auch noch Kapazitäten frei. Doch bei der Unterstützung hinkt Deutschland wirklich hinterher.