Der Tag beginnt mit einer Ohrfeige – die der Ehemann seiner Frau verpasst, gewissermaßen als Morgenritual. Und so gesehen ist der deutsche Titel Morgen ist auch noch ein Tag keine Verheißung, sondern eine Drohung für diese von ihrem Ehemann misshandelte Filmheldin im Rom des Jahres 1946. Delia, die für wenig Geld näht, putzt und flickt, während Ehemann und Schwiegervater über sie reden wie über einen Hund, der geprügelt werden muss, damit er gehorcht. Man wünscht sich, dass sie sich endlich wehrt, dass sie abhaut mit dem schwarzen amerikanischen Soldaten, der ihr Schokolade geschenkt hat, dass sie ihr Leben in die Hand nimmt. Im Original lautet der Titel C’è ancora domani, was so viel heißt wie "Es geht auch morgen noch", und genau hinter diesem "Es" verbirgt sich tatsächlich ein Hoffnungsschimmer: 1946 ist das Jahr, in dem Italien darüber abstimmt, ob es Monarchie bleiben oder Republik werden will. Ein Jahr der Entscheidung – auch für die Frauen, die zum ersten Mal an einer nationalen Wahl teilnehmen dürfen.