Ich weiß nicht, ob "Hassliebe" oder "Fetisch" das treffendere Wort ist, jedenfalls pflege ich seit einigen Jahren eine sonderbare Beziehung zu diesen Gummi-Schutzhüllen, die Apple für sein iPhone verkauft: Ihre Oberfläche erinnert mich an Haifischhaut. Sie ist auf mikroskopisch feine Weise angeraut und deshalb auf faszinierende Art zwar streichelzart, aber eben nicht rutschig. So verhindert sie, dass einem das Handy aus der Tasche gleitet. Und verwöhnt Fingerkuppen, meine zumindest, bei jedem Telefonat.

Bis hierhin spricht alles für "Fetisch", schon klar.

Nur leider verlieren die Apple-Hüllen ihre oberste Schmeichelschicht in etwa so schnell wie Haie die vorderste Zahnreihe, womit wir bei "Hassliebe" wären. Nach wenigen Monaten hält man ein blättriges Ding in der Hand, das kostspielig war, aber kurzlebig ist.

Nach mehreren dieser intensiven, aber instabilen Beziehungen habe ich mich deshalb nach Alternativen umgeschaut und beim Onlinehändler Woodcessories ein Sustainable Phone Case bestellt, dem Namen nach eine "nachhaltige Handyhülle". Laut Herstellerangaben gefertigt aus "Biogranulat aus Pflanzenstärke", unter anderem Stroh- und Weizenresten, selbstverständlich vegan und günstiger als Apples Angebot. Das Ding kam per Post, geschützt wie ein Schatz von gleich zwei feierlich zu öffnenden Kartons aus vermutlich recycelter Pappe. Bedauerlicherweise lag das Produkt selbst dann bretthart und müslitrocken in der Hand. In den folgenden Tagen rutschte mir mein Smartphone mehrmals aus Jacken- oder Hosentaschen, beispielsweise beim Schuhebinden. Leider ist das Sustainable Phone Case dabei auf eine ärgerliche Art nachhaltig – weil es nicht kaputtgeht. Nicht mal Schrammen trug das Teil davon.

So kam es, dass ich neulich in den Keller ging, zum Werkzeugkasten, um diesem unerschütterlichen Handyschutz einen durchaus zärtlichen Handschliff zu verpassen, mit 240er-Schleifpapier. Wölkchen aus Stroh- und Weizenstaub stiegen auf. Die Hülle blieb hart und glatt. Auch eine weniger zugewandte Nachbehandlung mit gröberem 120er-Papier brachte nichts Haifischartiges zustande. Aber ich habe noch einen Bogen 60er im Keller und gebe zu: Man könnte schon wieder von einer sonderbaren Beziehung sprechen.