Neobroker Trade Republic schließt den eigenen Kundenservice

Trade Republic: Der Neobroker kommt nicht aus den Schlagzeilen. Quelle: imago images

Der Neobroker Trade Republic kündigt dutzenden Mitarbeitern. Betroffen sind ausgerechnet Angestellte aus dem Bereich Kundenservice. Diese Entscheidung kommt zur Unzeit.

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Es ist erst wenige Tage her, da geriet das milliardenschwere Fintech Trade Republic in die Schlagzeilen – ungewollt. Etliche Kunden des Start-ups beschwerten sich über den Kundenservice. Nun gibt es ausgerechnet rund um diesen Kundensupport Neuigkeiten, die angesichts der jüngsten Probleme überraschen: Trade Republic wirft dutzende Mitarbeiter seines Kundenservices raus. Das erfuhr die WirtschaftsWoche von mehreren Unternehmensinsidern.

Auch interne Dokumente, die der WirtschaftsWoche vorliegen, deuten auf eine solche Kündigungswelle hin. Darin heißt es, Trade Republic wolle gar seinen gesamten hauseigenen Kundenservice schließen. Damit geht einher, dass das Fintech seine Tochter Trade Republic Service GmbH „mit sofortiger Wirkung“ schließt. Auch das geht aus den internen Dokumenten hervor.

Trade Republic bestätigte der WirtschaftsWoche auf Anfrage, dass das Fintech seinen eigenen Kundenservice einstellt. Eine Unternehmenssprecherin teilte schriftlich mit: „Wir betreiben den Kundenservice von nun an nicht mehr intern, sondern über mehrere, größere und spezialisierte Kundencenter in ganz Europa“. Offenbar sind damit externe Dienstleister gemeint, an die Unternehmen ihren Kundenservice auslagern können. Die Sprecherin ergänzte laut Mitteilung: „In diesem Zuge haben wir unsere Tochtergesellschaft geschlossen.“

Trade Republic verlagere „Expertenstellen“ aus der abzuwickelnden Servicetochter in die Trade-Republic-Bank, hieß es in der Mitteilung weiter. „Dadurch wird der Großteil der Anfragen schneller und komplexere Anfragen gezielter bearbeitet.“

Tatsächlich sollen aber nur einige wenige Mitarbeiter der Service-Tochter in die Bank wechseln: Der Großteil der Kundenservice-Angestellten muss sich einen neuen Arbeitgeber suchen, berichten mehrere Unternehmensinsider der WirtschaftsWoche. Der Abbau des Großteils der Jobs entspricht mehreren dutzend Stellen, die wegfallen. Laut Schätzungen von Kennern dürfte es um mindestens 50 Mitarbeiter gehen.

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von Lukas Zdrzalek

Die Nachricht von der Schließung des eigenen Kundenservices kommt zur Unzeit: In den vergangenen Wochen ist das Fintech stark in die Kritik geraten. Zuerst informierte Trade Republic Krypto-Anleger mit einer Frist von gerade einmal gut 24 Stunden über ein Delisting bestimmter Coins, die in den Depots dieser Kunden lagen. Dieses Delisting fand dann aber doch nicht statt. Dann klagten Nutzer darüber, dass sie seit Tagen auf die Ausschüttung ihrer Dividenden warteten. Bei anderen Kunden seien außerdem Sparpläne nicht ausgeführt worden.

Wegen dieser Probleme haben sich Verbraucher bei der Finanzaufsicht BaFin beschwert. Diese geht nach Berichten des „Handelsblatts“ den Beschwerden nun nach.

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In den sozialen Netzwerken regten sich Nutzer nicht nur über die Probleme an sich auf, sondern vor allem über einen „grottigen Kundenservice“. Einen telefonischen Support bietet Trade Republic – anders als klassische Broker – nicht an. Nutzer können sich mit ihren Anliegen ausschließlich schriftlich an das Unternehmen wenden – und warten mitunter lange auf Antworten.

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Hinweis: Dieser Text wurde nach der erstmaligen Veröffentlichung am 21. Juni 2024 um das Statement von Trade Republic ergänzt. In diesem bestätigt das Fintech die Informationen der WirtschaftsWoche. Trade Republic sah sich bis zur erstmaligen Veröffentlichung des Textes nicht in der Lage, zu einer WirtschaftsWoche-Anfrage Stellung zu nehmen.

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