WELTGo!
Ihr KI-Assistent für alle Fragen
Ihr KI-Assistentfür alle Fragen und Lebenslagen
Zum Wandern aufgebrochen

Verschwunden und tot aufgefunden – sechs Touristen sterben auf griechischen Inseln

Veröffentlicht am 25.06.2024Lesedauer: 4 Minuten
Rettungskräfte suchen auf der Insel Symi nach dem vermissten britischen Moderator
Rettungskräfte suchen auf der Insel Symi nach dem vermissten britischen ModeratorQuelle: AFP/MARIA PANORMA KONTOU

Sie brachen auf zu einer Wanderung und kehrten nie zurück: Auf griechischen Inseln häufen sich in den vergangenen Tagen Meldungen über Urlauber, die vermisst oder tot aufgefunden werden. Offenbar hatten sie sich überschätzt.

Anzeige

Schon ein halbes Dutzend Touristen sind auf tragische Weise in Griechenland zu Tode gekommen. Drei Urlauber sind verschwunden. Es handelt sich bei allen um Touristen, die 55 Jahre und älter sind und die zu einer Wandertour aufbrachen, von der sie nicht zurückkamen.

Fernseharzt Michael Mosley: Der 67-jährige Moderator war Anfang Juni auf der Insel Symi (nördlich von Rhodos) als vermisst gemeldet und erst nach Tagen tot gefunden worden. Er habe beim Wandern die falsche Route genommen und sei an einem Ort zusammengebrochen, an dem ihn der Suchtrupp nur schwer habe finden können, so die Behörden. Seine Leiche wurde laut „Bild“ an einem felsigen Abhang gefunden. Eine Kamera zeichnete die letzten Minuten vor seinem Tod auf – und den Moment seines Zusammenbruchs. Es herrschten 36 Grad.

Anzeige

Am gleichen Tag starb eine französische 70-jährige Urlauberin auf Kreta. Sie brach laut „Bild“ auf einer Gruppen-Wanderung zur Schlucht von Chochlakies zusammen. Auf der Insel kam am selben Tag ein 67-jähriger Niederländer bei einem Ausflug zur Myli-Schlucht ums Leben.

Ein Tourist wandert auf der Halbinsel Peloponnes: In Griechenland sind Temperaturen von 40 Grad erreicht worden
Ein Tourist wandert auf der Halbinsel Peloponnes: In Griechenland sind Temperaturen von 40 Grad erreicht wordenQuelle: dpa/Petra Otte

Am 9. Juni wurde ein 74-jähriger Niederländer auf Samos vermisst gemeldet. Er hatte allein eine dreistündige Wanderung angetreten. Trotz Temperaturen von mehr als 40 Grad hatte er laut seiner Frau nur eine kleine Wasserflasche dabei. Nach sechs Tagen fanden Polizisten seinen leblosen Körper mit einer Drohne in einer Schlucht.

Anzeige

Auf Kreta ging ein 80 Jahre alter Tourist auf eigene Faust wandern und wurde einen Tag später nahe einer archäologischen Stätte tot gefunden.

Und auf der kleinen Insel Mathraki kam ein 55-jähriger US-Amerikaner während einer Wanderung ums Leben. Fünf Tage nach seinem Verschwinden wurde seine Leiche an einem Strand gefunden. Die Stelle war zuvor bereits abgesucht worden. „Es scheint also, dass er vom Meer angespült wurde“, so eine Polizeisprecherin zur „New York Times“.

Drei Urlauber werden noch vermisst

Sorge gibt es zudem um mehrere Vermisste: Auf der Insel Amorgos fehlt seit mehr als einer Woche von dem US-Amerikaner Albert Calibet, ein früherer US-Polizist, 59 Jahre alt, jede Spur; er war zu einer Wanderung aufgebrochen. Der Vize-Bürgermeister von Amorgos sagte: „Möglicherweise hat er sich für eine härtere Route entschieden und seine Fähigkeiten überschätzt. Die Hitze war sehr intensiv.“ Auf dem Eiland Sikinos werden zwei ältere französische Touristinnen gesucht, die in der vergangenen Woche zu einer Wanderung aufgebrochen sein sollen.

Lesen Sie auch

Lediglich die Zikaden trotzen mit ihrem monotonen Zirpen den hohen Mittagstemperaturen, ansonsten steht das Leben still: Griechen würden um diese Zeit niemals freiwillig auf die Straße gehen, sondern höchstens im Café sitzen, am besten aber Mittagsschlaf halten. Anders manche Touristen im Land, die offenbar glauben, die hohen Temperaturen aushalten und trotzdem wandern gehen zu können:

„Viele überschätzen ihre Kräfte und unterschätzen die Anstrengungen, die mit einer Wanderung in der prallen Sonne verbunden sind“, sagt der Athener Kardiologe Thomas Giannoulis. „Die Temperatur kann bei 37 Grad im Schatten in der Sonne gerne auf bis zu 60 Grad steigen.“ Dadurch sei die Gefahr groß, zu dehydrieren und einen Hitzschlag zu erleiden. „Und diese Gefahr steigt, je älter ein Mensch ist.“

Herzprobleme und Hitzschlag

Details zu den Vorfällen, die von griechischen Medien veröffentlicht wurden, geben zusätzlich zu denken: So sollen manche losgezogen sein, obwohl sie gerade Mittag gegessen und Alkohol getrunken hatten. Andere hatten keine Landkarte oder kein Handy dabei oder bewegten sich in unwegsamem Gelände ohne Mobilfunk-Empfang.

Sich allein auf den Weg zu machen, sei der größte Fehler, sagt Thomas Giannoulis. Bei einem Hitzschlag etwa könne man sich schnell nicht mehr selbst helfen, weil man das Zeitgefühl und auch die Orientierung verliere. „Ein Hitzschlag muss schnellstmöglich im Krankenhaus behandelt werden. Nur etwas Wasser zu trinken, reicht nicht aus.“

Warum Touristen die vielen Warnungen ignorieren, die täglich ausgesprochen werden, bleibt unklar. Bei der jüngsten Hitzewelle vergangene Woche schloss selbst die Akropolis in Athen über die Mittagsstunden die Pforten – die Behörden wollten vermeiden, dass Menschen in der Hitze reihenweise umkippen. Das Land ist dieses Jahr besonders früh von hohen Temperaturen betroffen. Meteorologen zufolge war es seit Beginn der Aufzeichnungen mit bis zu 40 Grad Anfang Juni noch nie so heiß.

coh/dpa