Vor dem Anpfiff des EM-Spiels zwischen Deutschland und Ungarn ist es im Münchner Stadion zu mehreren Zwischenfällen gekommen. Die Stimmung war aufgrund der schwelenden Regenbogen-Debatte spürbar angespannt.
Kurz vor dem Anpfiff der Partie versammelten sich etwa 20 Polizeibeamte auf dem Rasen, um den ungarischen Block ins Visier zu nehmen. Dort standen die Fans dicht an dicht gedrängt. Vor dem Anpfiff sangen die Ungarn dann „Deutschland, Deutschland, homosexuell“ und wendeten sich während der deutschen Nationalhymne demonstrativ ab.
Zudem rannte ein Flitzer, ausgestattet mit einer Regenbogenfahne, während der ungarischen Hymne auf den Rasen. Der Mann wurde von Sicherheitskräften abgefangen und aus dem Innenraum geführt.
Im Vorfeld des Spiels war es in München zunächst vergleichsweise ruhig gewesen. „Es ist auch heute einiges los, aber es ist nicht so voll wie am Wochenende“, sagte ein Polizeisprecher eine gute Stunde vor dem Anpfiff. Lediglich an einem für ungarische Fans erbauten Corona-Testzentrum habe es einige Festnahmen etwa wegen des Zündens von Rauchtöpfen gegeben.
Kleinere Ausschreitungen vor dem Anpfiff
„Natürlich sind die Fans immer etwas gegen die andere Mannschaft eingestellt“, schilderte der Polizeisprecher. Die Ungarn hätten sich zwar lautstark bemerkbar gemacht und auch unflätig gestikuliert, das sei „aber nichts Außergewöhnliches für Fußballfans“. Vor allem sei es bislang zu keinen körperlichen Auseinandersetzungen gekommen.
Auf einem Platz in der Landeshauptstadt skandierten und feierten am frühen Mittwochabend mehrere Hundert ungarische Fans. Vereinzelt waren „Schwul, schwul, Deutschland schwul“-Rufe zu hören. Journalisten wurde der Mittelfinger gezeigt, ebenso Demonstranten, die sich mit Regenschirmen und Flaggen in Regenbogenfarben versammelt hatten.
Auch die Busse der Verkehrsgesellschaft MVG, die die ungarischen Fans zum Stadion brachten, waren mit Wimpeln in Regenbogenfarben geschmückt. Mindestens einer davon wurde von einem Fan abgerissen und auf den Boden geschmissen.
Mund-Nasen-Masken zum Schutz vor dem Coronavirus trug selbst im dichten Gedränge so gut wie niemand. Ansonsten war die Fußballstimmung im Zentrum verhalten, die deutschen Fans trafen sich eher in Kleingruppen zum Biertrinken.
Die Regenbogenfahne als Symbol für Akzeptanz und Gleichberechtigung von Menschen, die sich nicht mit Normen rund um Geschlecht und Sexualität identifizieren, hat bei diesem Spiel eine ganz besondere Bedeutung.
Die Stadt München wollte das Stadion bunt erstrahlen lassen, um gegen ein ungarisches Gesetz zu protestieren, das die Informationsrechte von Jugendlichen in Hinblick auf Homosexualität und Transsexualität einschränkt. Die Uefa genehmigte dies nicht – zur Zufriedenheit des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán.