Nach dem letzten Elfmeter mussten die Emotionen raus. Auf dem Platz, auf der Trainerbank, auf der Tribüne. Weltmeister Frankreich ist im Achtelfinale der Fußball-Europameisterschaft in einem packenden Spiel an der Schweiz gescheitert. Der Weltmeister verlor mit 4:5 (3:3, 3:3 0:1) im Elfmeterschießen. Nach der torlosen Verlängerung scheiterte Kylian Mbappé mit dem letzten Elfmeter am Schweizer Torwart Yann Sommer.
In dem Gesicht eines Nati-Fans konnte man das Leid von 90 Minuten regulärer Spielzeit, 30 Minuten Verlängerung und einem nervenaufreibenden Elfmeterschießen ablesen. Während der Übertragung wurde er zweimal von den TV-Kameras eingefangen, wie er auf der Tribüne mitfieberte. Screenshots davon gingen viral. Das erste Foto zeigt den Fan in der 89. Minute noch verzweifelt und den Tränen nahe. Zu diesem Zeitpunkt lag die Schweiz noch 2:3 zurück.
Doch dann umkurvt Mario Gavranovic Frankreichs Innenverteidiger Presnel Kimpembe, fasst sich ein Herz und traf zum 3:3 Ausgleich. Nun gab es für ihn kein Halten mehr. Der Fan riss sich das T-Shirt vom Leib, schrie in den Bukarester Nachthimmel und konnte sein Glück kaum fassen. Keine Spur mehr vom gebrochenen Fan-Herzen.
Nach dem Spiel teilte sogar der Bürgermeister von London, Sadiq Khan, die Bilder des Nati-Fans auf Twitter und schrieb dazu: „Fußball, verdammt noch mal! Unglaublich. Viele Glückwünsche an die Schweiz, hochverdient.“ Und weiter: „Der Mann des Matches!“
„Der beste Tag in der Geschichte des Schweizer Fußballs“
Bei dem Schweizer handelt es sich, wie die Zeitung „Blick“ berichtet, um Luca Loutenbach (28). Dem Blatt sagt er: „Ich glaube jeder, den ich kenne, hat mir geschrieben. Von der Reaktion bin ich überwältigt.“
Während des Spiels hatte Loutenbach keinen Handyempfang und wurde deshalb zunächst von ihn umgebenden Fans auf seinen Meme-Status aufmerksam gemacht. „Was für ein unglaubliches Gefühl“, gab er zu. „Das Spiel gegen Frankreich war der beste Tag in der Geschichte des Schweizer Fußballs.“ Und er war im Stadion mit dabei.
Am Freitag trifft die Schweiz im ersten Viertelfinale bei einem großen Turnier seit 1954 auf die Spanier. Auch dann wird Loutenbach wieder mitfiebern und hofft auf ein Last-Minute-Ticket für das Spiel. Eine Einladung habe er noch nicht erhalten, aber „falls mir Leute den Flug zahlen möchten – sehr gerne“, scherzt Loutenbach. „Wenn wir einen Flug finden, würden wir sie mit Freude in St. Petersburg anfeuern. Das wäre wunderbar.“