Die Erfolgsgeschichte der Champagne ist einmalig. Keine andere Weinbauregion auf der Welt schafft es, ihre gesamte Weinproduktion – mehr als 300 Millionen Flaschen im Jahr – zu solch hohen Preisen abzusetzen. Sicher, im Burgund oder in Bordeaux erzielen die Spitzenerzeuger höhere Preise. Wer dort aber das Pech hat, dass seine Weinberge sich nicht in den berühmten, privilegierten Lagen befinden, erzielt oft ungerechtfertigt niedrige Preise, was vielerorts sogar zu Existenz-Problemen führt. Nicht so in der Champagne. Hier profitieren alle gleichermaßen vom Renommee, auch in weniger bekannten Champagne-Gemeinden kann man gut vom Wein leben.
Das ist vor allem dem Comité Champagne zu verdanken, wie sich der Verband nennt, dessen Wurzeln bis in die 1840er-Jahre zurückreichen. Heute vertritt er die Interessen sowohl der rund 300 Champagnerhäuser als auch der etwa 15.800 Champagnerwinzer. Beide Seiten fahren gut damit, da spielt es schließlich keine Rolle, dass der Verband wie ein Kartell handelt, wenn er über alljährlich neu festgelegte maximale Erntemengen den Marktpreis des Champagners zu regulieren versucht. Das Zusammenspiel zwischen den Champagnerwinzern, die fast 90 Prozent der hiesigen Weinberge besitzen, und den Häusern, die fast 90 Prozent der Champagner vermarkten, funktioniert zum Wohle aller.
Und das schließt die Champagnerfreunde in aller Welt mit ein. Bei ihnen mehren sich in letzter Zeit gar die Gründe zur Freude. Noch nie gab es eine solche Vielfalt an Weinen, noch nie war das Qualitätsniveau so hoch. Besonders im Basissegment, das von den Brut-Champagnern ohne Jahrgang gebildet wird, hat die Güte in den vergangenen Jahren stark zugenommen – eine Entwicklung, die sich auch in den aktuellen Verkostungsergebnissen widerspiegelt. Ein Viertel der teilnehmenden Champagner wurde mit „hervorragend“ bewertet (siehe Tabelle rechts), zwei Drittel erhielten das Urteil „sehr gut“ und der Anteil jener Weine, die „nur“ mit „gut“ bewertet wurden, lag im einstelligen Prozentbereich.
Dosage offiziell reduziert
Neben steigender Qualität zeichnen sich in den letzten Jahren auch neue Trends bei der Herstellung ab. Ein guter Teil der Winzer reduziert beispielsweise die Dosage (die dem Champagner vor der endgültigen Verkorkung der Flasche hinzugefügte Lösung aus Wein und/oder Zuckerlösung). Das Comité Champagne hat dieser Entwicklung Rechnung getragen, indem es die zulässige Dosage-Höchstgrenze für Brut von 15 auf zwölf Gramm pro Flasche reduzierte. Damit einher geht eine wachsende Menge von Champagnern, die als „Extra-Brut“ (mit weniger als sechs Gramm Dosage) oder gar nicht dosiert werden. Sie firmieren als „Non Dosé“ oder „Brut Zéro“.
Ein zweiter maßgeblicher Trend ist der Ausbau der Weine im Holzfass, einst Standard und jüngst zuerst von kleinen Erzeugern wiederentdeckt. Mittlerweile sind auch einige mittlere und große Champagnerhäuser dazu übergegangen, einen Teil ihrer Weine, auch für den Brut ohne Jahrgang, im Holz auszubauen. Die Kellerei Billecart-Salmon ist dafür ein gutes Beispiel. Ihre Weine haben im Holzfass deutlich an Komplexität gewonnen.