Es sind nicht nur Sitten und Sprache, die sich bereits wenige Meter hinter der deutschen Grenze ändern. Es sind vor allem andere Regeln wie beispielsweise die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn, an die sich Besucher halten sollten, um Geldbußen zu entgehen. Doch immer wieder treffen Reisende auf Vorschriften, die auf den ersten Blick überhaupt keinen Sinn ergeben, bei genauerem Hinschauen aber plausibel sind. Wir stellen einige von ihnen vor:
Sardinien: Handtücher untersagt
Wenn ganz im Norden Sardiniens in Stintino am berühmten Korallensandstrand La Pelosa seit 2019 ein Handtuchverbot gilt, so hat sich das der Bürgermeister nicht aus Bosheit ausgedacht. Vielmehr geht es um Naturschutz und letztendlich auch um eine nur 330 Meter lange Touristenattraktion, die aufgrund der vielen Besucher gefährdet ist. Um den Andrang zu regeln, dürfen pro Tag nicht mehr als 1500 Personen an den Strand und eine Gebühr von 3,50 Euro pro Kopf wird fällig.
Flauschige Handtücher als Unterlage haben an diesem kleinen Strand nichts zu suchen, weil der pulverfeine Sand daran kleben bleibt. Ausschütteln hilft nur mäßig. In Frotteetüchern wird daher zu viel Sand weggeschleppt. Für den Boden werden stattdessen Strohmatten empfohlen.
Das Verbot gilt in der Hochsaison vom 1. Juni bis zum 30. September. Die Mitnahme von selbst nur einer Handvoll Sand ist ebenfalls verboten und wird mit bis zu 100 Euro geahndet. Sanddiebstahl kann aber mit bis zu 3000 Euro bestraft werden.
Split: Kotzen kostet
Um mehr Rücksicht auf die Anwohner geht es der Stadtverwaltung in Split. Wegen durchreisender Sauftouristen und einheimischer Partygänger hat die Hafenstadt in Kroatien im vergangenen Jahr strikte Vorschriften erlassen. In der gesamten Altstadt darf außerhalb der Lokale und Kneipen öffentlich kein Alkohol mehr getrunken werden. Das Gleiche gilt auch im Umkreis von 100 Metern von Schulen und öffentlichen Gebäuden.
Die typischen Folgen übermäßigen Alkoholkonsums werden ebenfalls nicht mehr toleriert. Für Wildpinkeln, Pennen in Parks und ähnlich unangemessenem Verhalten drohen 300 Euro Bußgeld. Aber auch mit Säufern, denen schlecht geworden ist, hat die Stadtverwaltung kein Mitleid. Wer sich an öffentlichen Plätzen übergibt und erwischt wird, muss 150 Euro blechen.
Sylt: Sandburgen verboten
Zum Glück ist Sylt teuer und das Wetter nicht beständig. Daher kommen nicht massenweise Familien mit kleinen Kindern, die am Strand Burgen bauen wollen. Denn das ist verboten, weil Sylt schrumpft. Stürme nagen an der Insel. Besonders der Norden ist betroffen. Ohne kostspielige Erhaltungsmaßnahmen wäre das Eiland in unmittelbarer Gefahr zu verschwinden, so droht sie nur mittelbar.
Um diesen Zustand zu sichern, wird alles getan, was zum Erhalt der Dünenlandschaften und des Ökosystems beiträgt. Mit sogenannten Sandaufspülungen werden die Strände stabilisiert, Halm-Anpflanzungen und Sandfangzäune sollen vor Erosion schützen. Das Bauen von Sandburgen und das Buddeln tiefer Löcher ist seit 2017 streng untersagt, weil man fürchtet, dass dadurch die empfindlichen Strukturen der Dünen verändert werden könnten. Wer sich nicht daran hält, dem drohen bis zu 1000 Euro Geldbuße.
Pamplona und Portofino: Selfies nicht erlaubt
Selfie-Verbote werden meist zum Schutz der Fotografierenden verhängt. Schätzungsweise bis zu 400 Personen sterben jährlich, weil sie für den besten Hintergrund ein unnötiges Risiko eingegangen sind. Die Stadt Pamplona verbietet daher während des alljährlichen Stierlaufs vom 7. bis 14. Juli Selfies. Weder Teilnehmer an der Stierhatz noch Touristen dürfen während des Ereignisses Fotos von sich vor den panischen Bullen machen.
Lebensgefahr ist aber nur ein Grund unter mehreren für einen Selfie-Bann. Portofino hat vergangenes Jahr eine „Warteverbotszone“ eingeführt. Das ehemalige Fischerdorf zählt nur 400 Einwohner, hat aber einen weltberühmten Kai mit malerisch bunten Häusern und mondänem Yachthafen. Bis zu 10.000 Menschen wollen täglich in der Hochsaison entlang dieses Kais flanieren. Wer zu solchen Zeiten ein Selfie macht, verursacht Stau und Chaos. Deswegen wird zu langes Stehen am Kai von Ostern bis Mitte Oktober zwischen 10.30 Uhr und 18 Uhr mit einer Geldstrafe bis zu 275 Euro belegt.
Cinque Terre: Bußgeld für Badelatschen
Bereits seit 2019 hat die Region Cinque Terre über ein Verbot von Flipflops nachgedacht. Inzwischen gilt es. Allerdings wird es nur auf den Wanderwegen angewandt. Wer auf den malerischen Pfaden mit dem falschen Schuhwerk erwischt wird, riskiert Strafen von 50 bis 2500 Euro.
Den Hintergrund dieses drastischen Durchgreifens erklärt die italienische Zeitung „La Repubblica“ mit dem starken Anstieg des Kreuzfahrttourismus. So war die Zahl der Passagiere im nahegelegenen Hafen La Spezia 2019 mit 750.000 Kreuzfahrtreisenden stark angestiegen und schwemmte Tausende nach Cinque Terre, wo viele mit Badelatschen und Flipflops wanderten.
Auch 2023 erreichte La Spezia wieder das Niveau von über 700.000 Kreuzfahrtgästen. Das Resultat: Zahlreiche teure Helikoptereinsätze wegen gestürzter Wanderer.