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Europa Bei Sardinien

Auf San Pietro ist selbst Tom Cruise ein normaler Gast

Liegt es am richtigen Mix von Maß und Diskretion? Das Inselchen San Pietro vor Sardiniens Südküste hat sich jedenfalls seine Bodenständigkeit bewahrt. Die Einheimischen bleiben gelassen, selbst wenn Prominente auftauchen. Die sieht man öfter, einen Bonus für sie gibt es aber nicht.
Italien: La Caletta im Südwesten von San Pietro ist der schönste Strand der Insel Italien: La Caletta im Südwesten von San Pietro ist der schönste Strand der Insel
La Caletta im Südwesten von San Pietro ist der schönste Strand der Insel
Quelle: Universal Images Group via Getty Images/REDA&CO
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Am Ende musste Tom Cruise trotz anderer Pläne an Deck der Yacht essen, mit der er gekommen war. Antonello Pomata hätte ihm gerne geholfen, aber auch ihm sind nun mal die Hände gebunden. So blieben ihm nur ein Schulterzucken und die Worte: „Kein Tisch frei diesen Abend, nicht mal ein Stuhl.“

Selbst für den weltbekannten Hollywoodstar machte der Wirt keine Ausnahme. Alles reserviert, auch an den nächsten fünf, sechs Abenden. Wie immer im August, wie üblich um diese Jahreszeit im besten Restaurant von Carloforte auf der Insel San Pietro gut sieben Kilometer vor der Südspitze Sardiniens.

Ins „Da Nicolo“ in vorderster Linie mit Blick auf den Yachthafen kommen sie dann alle: Die, die dann doch ganz gern gesehen werden wollen, und die, die darauf gut verzichten können und einfach nur gut essen möchten – unter Palmen und Platanen, zwei Schritte von der Hafenzeile aus alten Fischerhäusern, 15 Schritte vom Mittelmeer.

Wer zuerst kommt, mahlt zuerst: Wirt Antonello Pomata macht keinen Unterschied zwischen Promi und Normalo, sagt er
Macht keinen Unterschied zwischen Promi und Normalo: Wirt Antonello Pomata
Quelle: Helge Sobik/www.srt-bild.de

Italienische Fußballstars kehren hier ein, die Fiat-Besitzerfamilie Agnelli, der Bulgari-Juwelen-Clan – und viele mehr, an die Antonello und sein Vater Nicolo sich aus Diskretion gar nicht erst erinnern. Die meisten von ihnen reisen mit einer Yacht an, und alle reservieren zur Sicherheit lange vorher. Und da gilt völlig unabhängig von etwaiger Berühmtheit: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

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Wichtig ist das aber nur im August, wenn ganz Italien zeitgleich Urlaub macht. In allen anderen Monaten ist viel weniger los und fast immer auf Anhieb ein Tisch im „Da Nicolo“ zu bekommen. Aber offenbar hat niemand Mister Cruise oder seiner Entourage davon im Voraus erzählt. Nachdem der Mann aus Hollywood am Eingang im Stehen in die ausgehängte Speisekarte geschaut hatte, mochte er nicht mehr woanders hingehen oder sieben Tage auf einen Sitzplatz warten. Er bestellte einfach außer Haus.

Tom Cruise schleppte sein Essen zur Yacht

Filet vom St. Petersfisch mit Babykartoffeln, Rinderfilet mit Pecorino-Kruste, Tempura-Crêpes gefüllt mit Muscheln und Scampi, dazu Salate und Mozzarella-Tomaten mit Basilikum und Balsamico. Ans Essen erinnert sich der Italiener dann doch genau. Leider war kein Kellner frei, um all das zur Yacht zu tragen: zu viel los um diese Zeit. Wirt Antonello Pomata tat es wirklich leid.

Cruise und Co. schleppten das Essen also selbst und wirkten sogar so, als ob sie durchaus Spaß daran gehabt hätten. Spät am Abend konnte Antonello immerhin ein paar Mitarbeiter schicken, um das Geschirr wieder abzuholen.

Fast überall sonst in der Welt hätte der Wirt andere Gäste ausgeladen oder von irgendwoher ein paar zusätzliche Möbelstücke organisiert, wenn ein Hollywoodstar vor der Ladentür steht: hier nicht. Nicht aus Bosheit, schon gar nicht aus Arroganz. Einfach, weil nun mal alles reserviert war.

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Und „Wissen Sie“, sagt Antonello, während er nach der kleinen Geschichte wieder seine große Hornbrille mit den schwarz-grünen Bügeln aufsetzt, „die Insel San Pietro gehört zwar irgendwie zu Sardinien, aber wir sind das krasse Gegenteil der Costa Smeralda, wo die meisten Yachtbesitzer und viele Superreiche unterwegs sind. Wir sind bodenständig, einfach, fern von großer Show.“

Ein Millionär? Na und?

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Er nippt an seinem Glas mit kühlem Vermentino vom einzigen Weingut auf der Insel. „Hier interessiert keinen, was der andere zuhause macht und wer er ist. Ein Millionär? Na und? Ein Werftarbeiter? Warum nicht? Hauptsache, alle sind irgendwie glücklich. Einen Prominentenbonus gibt es auf San Pietro nicht.“

In den Gassen finden sich andere gemütliche Orte zum Niederlassen und Essen – das „Da Nicolo“ ist nicht das einzige Restaurant auf der Insel
Das „Da Nicolo“ ist natürlich nicht das einzige Restaurant auf der Insel. In den Gassen finden sich andere gemütliche Orte zum Niederlassen und Essen
Quelle: REDA&CO/Universal Images Group via Getty Images

54 Quadratkilometer groß ist die Insel, weniger als ein Vierhundertstel der Fläche Sardiniens, nur knapp mehr als die halbe Größe von Sylt. Gut 6200 Menschen leben hier, fast alle in der Hauptstadt Carloforte. Fünf Straßen erschließen den Rest der Insel, jede strahlenförmig in eine andere Richtung, und wer von der einen Piste auf die andere will, muss immer erst wieder zurückkommen an den Ortsrand von Carloforte – übrigens der einzige Ort auf der Insel.

Die Gassen hier sind schmal, die Altstadt ist verkehrsberuhigt und allzu viele Autos gibt es ohnehin nicht. Weil Carloforte am Hang liegt, kommen nicht einmal die Vespas und Mopeds überall durch. Ihnen sind zu viele Stufen im Weg. Nur wenige Hotels gibt es, ein paar Pensionen, bloß 300 Gästezimmer insgesamt, dazu viele Häuschen, die überall auf der Insel in die Landschaft gewürfelt und meist von dichtem Grün umgeben sind, von Strandhafer oder riesigen Disteln, von Zistrosen und Wacholder, von Aleppo-Kiefern und Steineichen.

Meistens gehören sie ebenso wie viele der kleinen Stadthäuser und Eigentumswohnungen Festland-Italienern, die sie als Sommerquartiere nutzen und nur den August hier verbringen. Und höchstes Gebäude, zumindest in der Altstadt, ist ähnlich wie in St. Tropez der Kirchturm.

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Die betagten Autofähren vom Festland, die 35 Minuten für die Überfahrt benötigen, machen ebenso wie die privaten Ausflugsschiffe der Leute mit dem pralleren Geldbeutel direkt vor der ersten Häuserzeile und den Platanen fest – dort, wo von den Balkonen die Wäsche zum Trocknen hängt. Dort, wo manche Fassade mit Blumentöpfen dekoriert ist und die Fahrräder der Kinder unweit auf der kleinen Piazza Repubblica an den Holzbänken lehnen.

Buchten, so schön wie auf Sardinien

Dort hocken die Alten und plaudern, während manche der etwas Jüngeren entlang des Corso Cavour im Erdgeschoss ihrer schmalen Häuser hinter sperrangelweit geöffneten Holztoren sitzen und von Hand Reusen und Netze flicken.

Die Jungen unterdessen kicken zwischen der in hellem Gelb getünchten Kirche und dem kleinen Laden mit den Strandsandalen und den Sonnenhüten an der Piazza. Die Kleineren stehen Schlange an der Eisdiele, wo der Renner der Saison wieder mal Stracciatella heißt. Hausgemacht, natürlich.

Dr Inselort Carloforte wird überragt von der Kirche San Carlo Borromeo
Überragt den Inselort Carloforte: die Kirche San Carlo Borromeo
Quelle: Getty Images/Jeremy Woodhouse
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Wer zum Strand will, muss ein Stück laufen und erst an der Lagune mit all den Flamingos vorbei – hinaus aus dem Ort Richtung Osten. Denn den einen langen Paradestrand gibt es nicht, dafür viele kleine Buchten: so schön wie drüben auf Sardinien.

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Spiaggia la Bobba und Spiaggia di Tacca Rossa zum Beispiel oder Spiaggia la Caletta, der schönste Strand der Insel. Der Sand ist hell, das Wasser klar. Es schillert in Türkisblau. Diesen Nachmittag sind dort fünf Badelaken ausgebreitet, ein paar Ruderboote hoch auf den Strand gezogen.

Ganz vorn, wo die letzten Ausläufer der Wellen haarscharf heranreichen, da stecken diesmal zwei Kinderstühle aus Plastik im Sand. Und manchmal schauen von der Seeseite sogar ein paar Delfine nach den Urlaubern an Land.

Ob unterdessen Tom Cruise wiederkommen will? „Weiß nicht“, sagt Antonello Pomata. „Zumindest hat er bislang nicht reserviert.“ Dafür war kürzlich Johnny Depp da. Er hat auf Anhieb einen Tisch bekommen. Wie es dazu kam? „Ganz einfach“, sagt Antonello. „Es war Juni. Und da ist es kein Problem.“

Quelle: Infografik WELT

Tipps und Informationen:

Anreise: Flüge nach Olbia im Norden Sardiniens oder Cagliari im Süden zum Beispiel mit Eurowings, Lufthansa oder Condor. Überfahrt nach San Pietro mit der Fähre ab Portovesme/Sardinien ab 21 Euro pro Person und Strecke.

Unterkunft: Doppelzimmer mit Frühstück im Vier-Sterne-Hotel „Lu Riviera“ in Carloforte ab 66 Euro/Nacht pro Person im Doppelzimmer über Reiseveranstalter.

Essen: Reservierungen im Restaurant „Da Nicolo“ unter ristorantedanicolo.com

Auskunft: www.enit.it

Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von FTI. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter go2.as/unabhaengigkeit.

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