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Fernreisen Afrika

Jenseits von Victoria – auf Safari in Sambia

Safari-Tourismus boomt – mancherorts sind mehr Jeeps als Löwen unterwegs. Doch es gibt eine nur wenig bekannte Alternative zu den überlaufenen Reisezielen: Sambia. Das Land bietet neben den berühmtesten Wasserfällen Afrikas spektakuläre Nationalparks, die kaum besucht sind.
Lassen sich von den Touristen nicht beirren: Löwen beim Liebesspiel in Sambia Lassen sich von den Touristen nicht beirren: Löwen beim Liebesspiel in Sambia
Lassen sich von den Touristen nicht beirren: Löwen beim Liebesspiel
Quelle: Markus Arnold

Drei Tage in Folge hat Powell Nchimunya mit seiner Touristengruppe in Sambias Kafue-Nationalpark immer wieder ein liebestolles Löwenpärchen beobachtet. Direkt vor dem Geländewagen hatten sich die beiden Raubkatzen alle halbe Stunde immer wieder vergnügt. „Löwen mögen es kurz, aber häufig“, sagt der Guide. An Paarungstagen gehe es bei ihnen bis zu 50 Mal zur Sache. Doch jetzt scheint Schluss zu sein: „Er hat wohl genug von den Flitterwochen“, flüstert Powell.

Seine Touristengruppe ist begeistert. Nicht nur, dass sie Löwen aus nächster Nähe erleben können – sie haben das Paarungsschauspiel auch exklusiv für sich allein. Doch für heute ist General, wie die Guides den potenten Löwen nennen, endgültig ermattet. Während die Löwin sich aufs Neue an ihren Lover schmiegt, lässt der sie diesmal ungerührt abblitzen.

Die meisten Urlauber besuchen Sambia vor allem wegen der berühmten Victoriafälle an der Grenze zu Simbabwe. Was nur wenige wissen: Sambia zählt zu den besten Zielen der Welt, um Löwen, Leoparden und andere spektakuläre Raubtiere zu sehen – und bietet noch weitere Highlights.

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Was Wildreichtum und Artenvielfalt betrifft, stehen die Nationalparks denen bekannterer Safari-Länder in nichts nach. Zwar bietet Sambia noch nicht überall dieselben Standards wie seine Nachbarländer mit etablierter touristischer Infrastruktur, aber doch genügend Auswahl: In den Schutzgebieten können Reisende auf ausgewiesenen Campingplätzen und in einfachen Busch-Camps günstig übernachten oder für viel Geld in einer luxuriösen Lodge residieren.

Sambia
Quelle: Infografik WELT

Zudem ist Sambia nicht überfüllt. Im Vorpandemiejahr 2019 verzeichnete das Land die Rekordzahl von fast 1,3 Millionen Touristen. Zum Vergleich: Im selben Jahr besuchten in Südafrika 1,8 Millionen allein den Krüger-Nationalpark – der fast 3000 Quadratkilometer kleiner ist als Sambias Kafue-Nationalpark. Und während in bekannteren Schutzgebieten Afrikas Autoschlangen um Löwenrudel zum Alltag gehören, blieb der Andrang nach der Pandemie in Sambia bisher aus.

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Dabei gibt es für Safari-Urlauber eine Reihe von Optionen. Viele Nationalparks sind in Sambia von Abenteuerlustigen auch als Selbstfahrer zu erreichen. Wer es bequemer haben möchte, kann sich aber auch per Buschflieger hinbringen lassen, die zeitsparendere, kostspieligere Variante.

Sambia ist sicherer als Kenia, Tansania oder Südafrika

Für Sambia als Alternative zu bekannteren Reisezielen in Afrika spricht obendrein, dass das Land für Urlauber vergleichsweise sicher ist. Anders als etwa Kenia, Tansania, Simbabwe und Südafrika weist die alljährlich aktualisierte Weltkarte des Unternehmens International SOS Sambia für 2024 als Reiseziel mit geringem Sicherheitsrisiko aus.

Das Land gilt zudem als politisch vergleichsweise stabil. Seit 2021 wird es nach einem friedlichen Machtwechsel von Hakainde Hichilema regiert. Der langjährige Oppositionspolitiker hat kurz nach seinem Amtsantritt die Todesstrafe abgeschafft, will die Korruption im Land bekämpfen und die Wirtschaft des Landes ankurbeln. Davon dürfte auch der Tourismus profitieren. Bislang rangiert der Fremdenverkehr noch weit abgeschlagen hinter Bergbau und Landwirtschaft.

Touristen wird in Sambia einiges geboten – hier beobachten Urlauber Elefanten im Südluangwa-Nationalpark
Touristen wird in Sambia einiges geboten – hier beobachten Urlauber Elefanten im Südluangwa-Nationalpark
Quelle: Getty Images/Frank Herholdt

Und so kommt es, dass das Löwen-Liebespaar im Kafue-Nationalpark fast unbeobachtet bleibt. „General hat Hunger“, sagt Powell Nchimunya. Sehnsüchtig blickt das Löwenmännchen hinüber zu einer Herde Antilopen, die das emsige Treiben der Löwen von Anfang an aus sicherer Entfernung verfolgt hat. Doch für das Frühstück danach ist bitte die Geliebte zuständig, bei Löwen jagen oft die Weibchen allein. „Die Roten Letschwen sind für das Rudel die wichtigsten Beutetiere“, erklärt der Guide. Die hübschen rotbraunen Antilopen, die zu Tausenden die Busanga-Ebene bevölkern, sind das Symboltier des Kafue-Nationalparks.

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Der Guide startet den Motor, als sich die Löwin erhebt und in Richtung der Antilopen aufmacht. „Für gesunde Tiere ist sie auf Abstand keine Gefahr“, sagt der Guide, „sie wird jedoch jede Schwäche sofort ausmachen und für einen Angriff nutzen.“ Der 40-Jährige hat bereits unzählige Jagdszenen beobachtet. Mit dem Safariwagen folgt er der Löwin und beobachtet, wie sie unter den aufmerksamen Augen der flüchtenden Herde irgendwann im Unterholz verschwindet. Wird sie eine der Antilopen aus einem Hinterhalt überraschen und erwischen?

Wo ist die nächste Mahlzeit? Ein Gepard hält Ausschau nach Beute
Wo ist die nächste Mahlzeit? Ein Gepard hält Ausschau nach Beute
Quelle: Getty Images/500px Prime/Jonas Stenqvist

„Um das Verhalten von Großkatzen zu beobachten, gibt es wohl keinen besseren Ort als hier“, sagt Nchimunya. Er führt bereits seit sieben Jahren Touristen durch den Kafue-Nationalpark. Mit einer Fläche von 22.400 Quadratkilometern ist er nur wenig kleiner als Mecklenburg-Vorpommern, das größte Schutzgebiet Sambias und eines der bedeutendsten Afrikas. Löwen, Leoparden, Geparde und Servale – in der Busanga-Ebene stehen die Chancen vor allem in der Trockenzeit von Juni bis Oktober besonders gut, gleich mehrere Arten der wilden Katzen Afrikas zu beobachten. „Kafue ist für Leute, die Afrikas wahre Wildnis erleben wollen“, sagt Nchimunya.

Zum Beobachten der Tiere einer der besten Orte der Welt

Doch nicht nur hier warten einzigartige Naturerlebnisse. Sambias bekanntestes Schutzgebiet ist der Südluangwa-Nationalpark im Osten. Es gehört zu den besten Orten der Welt, um Leoparden zu beobachten und hat, wie der Kafue-Park, gleichfalls eine große Population von Löwen und den selten gewordenen Afrikanischen Wildhunden. In dem mächtigen Luangwa-Strom, der in der Trockenzeit unzählige Tiere anzieht, leben nach Schätzungen von Naturschützern etwa 25.000 Flusspferde, vermutlich 20 Prozent des Bestands in Afrika und mehr pro Quadratkilometer als irgendwo sonst.

Sambia: Nirgendwo in Afrika leben mehr Flusspferde als im Luangwa-Strom
Nirgendwo in Afrika leben mehr Flusspferde als im Luangwa-Strom
Quelle: picture alliance / imageBROKER/Martin Harvey

Der Liuwa-Plain-Nationalpark ganz im Westen des Landes unweit der Grenze zu Angola wiederum ist Schauplatz der zweitgrößten Gnuwanderung Afrikas. Anders als in der weitaus bekannteren Serengeti hat man die Herden hier jedoch meist für sich allein. Erst seit wenigen Jahren wird die Erreichbarkeit und Infrastruktur verbessert, inzwischen gibt es neben einfachen Campsites eine luxuriöse Lodge.

Der Park ist als „Important Bird Area“ („Bedeutendes Vogelgebiet“) ausgezeichnet. Besucher sehen Herden von Zebras und Antilopen. Tüpfelhyänen waren hier schon immer gut zu beobachten, mittlerweile wurden auch Löwen und Wildhunde wieder angesiedelt. In Sambia findet auch die weltgrößte Massenversammlung an Säugetieren statt: Im Kasanka-Nationalpark nahe der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo verdunkeln Jahr für Jahr im November und Dezember bis zu zehn Millionen Palmenflughunde den Abendhimmel.

Große Pläne im Nationalpark Kafue

Das artenreichste Schutzgebiet des Landes ist jedoch zweifellos der Kafue-Nationalpark. „Was Kafue so besonders macht, sind seine schieren Ausmaße und seine Biodiversität“, sagt Craig Reid von der Nichtregierungsorganisation African Parks. Der Parkmanager ist gerade im Norden des Schutzgebiets unterwegs und beobachtet in einiger Entfernung Puku-Antilopen und Rote Letschwen. Die Herden sprenkeln das ausgedörrte Grasland goldbraun und fuchsrot.

Elefanten sind natürlich auch unterwegs. Um sie herum stolzieren farbenprächtige Sattelstörche, Klunker- und Kronenkraniche. „In Kafue gibt es 21 verschiedene Antilopenarten, mehr als in jedem anderen Nationalpark Afrikas“, sagt der Südafrikaner. Auch die Vogelwelt ist mit 515 hier nachgewiesenen Arten eine der vielfältigsten des Kontinents.

Sambia: Parkmanager Craig Reid begeistert der Artenreichtum im Kafue-Nationalpark
Parkmanager Craig Reid begeistert der Artenreichtum im Kafue-Nationalpark
Quelle: Markus Arnold
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Und die Attraktivität des Parks soll weiter steigen. Nach einer 15-monatigen Projektphase hat African Parks mit der sambischen Regierung 2022 eine Vereinbarung unterzeichnet, für 20 Jahre das Management des Wildnisgebiets zu übernehmen. „Wir haben große Pläne“, sagt Reid. In den letzten Jahrzehnten mussten Wilderer in weiten Teilen des riesigen Schutzgebiets nur wenig Gegenwehr fürchten. African Parks hat daher deutlich mehr Wildhüter angestellt und ihre Ausrüstung verbessert. Heute arbeiten fast 500 Mitarbeiter für die Naturschutzorganisation in und um den Park.

Das Projekt wird von der niederländischen Wohltätigkeitslotterie Nationale Postcode Loterij und von anderen Großspendern finanziert. Ein Ziel ist, dass die lokalen Dorfgemeinschaften optimal von dem Nationalpark profitieren – durch den Tourismus, neu geschaffene Arbeitsplätze und eine verbesserte Infrastruktur. Außerdem sollen sich gefährdete Tierpopulationen wieder erholen und neue aufgebaut werden. „Wir hoffen, bis 2025 wieder Spitzmaulnashörner ansiedeln zu können“, sagt Reid. Die Tiere waren in den 1980er-Jahren in Kafue ausgerottet worden.

Vereinfachte Transfers von den Victoriafällen

Zudem ist der Kafue-Nationalpark Teil der Kavango Zambezi Transfrontier Conservation Area, des größten länderübergreifenden Schutzgebietverbunds Afrikas, das von hier bis Angola, Namibia, Botsuana und Simbabwe reicht. „Wir setzten uns dafür ein, dass die Tiere weiter zwischen den einzelnen Nationalparks und Ländern wandern können“, sagt Reid. Ob dies gelingt, hängt auch davon ab, ob der Tourismus langfristig genügend Geld in die Kassen von Kafue bringt.

Reid ist überzeugt, dass der Nationalpark ein vergleichbares Potenzial hat wie die weit bekannteren Schutzgebiete in seiner Heimat Südafrika. „Wir sind hier nicht weit von den Victoriafällen und überlegen bereits, wie wir die Transfers einfacher machen können.“ Rückenwind dürfte der Safari-Tourismus auch durch den Reiseführerverlag Lonely Planet bekommen. Der empfahl Sambia als einziges komplettes Land – neben dem Himalaja-Königreich Bhutan – als Trendziel in seiner Best-in-Travel-Liste für 2023.

Jeep-Staus um einen Löwen wie im Krüger-Nationalpark wird es in Kafue jedoch auch in Zukunft nicht geben. Selbst wenn die Zahl der Besucher deutlich steigen sollte, werden Besucher sich in dem riesigen Park kaum begegnen – dazu ist er einfach zu groß. General und seine Löwin werden sich also weiterhin ohne Touristenrummel ihrem Liebesspiel widmen können.

Tipps und Informationen:

Anreise: Zum Beispiel mit Lufthansa und SA Airlink über Johannesburg/Südafrika nach Livingstone oder mit Ethiopian Airlines über Addis Abeba nach Lusaka. Die lokale Fluggesellschaft Proflight Zambia und auch viele Safari-Veranstalter bieten Flugtransfers in die Nationalparks an.

Safari-Veranstalter: Das „Toka Leya“-Camp des nachhaltigen Luxus-Safarianbieters Wilderness liegt am Sambesi-Fluss unweit der Victoriafälle, Doppelunterkunft inklusive Vollpension und Aktivitäten ab umgerechnet 697 Euro pro Person. Pirschfahrten um die entlegenen, aber eleganten Buschcamps „Shumba“ und „Busanga“ im Kafue-Nationalpark gehören zu den spannendsten in Afrika, vor allem in der Trockenzeit zwischen Juni und Oktober kann man hier gut Löwen beobachten, Doppelunterkunft inklusive Vollpension und Aktivitäten ab 1059 Euro pro Person (wildernessdestinations.com).

Time + Tide Africa hat Camps in den Parks South Luangwa, Lower Zambezi und Liuwa Plain im Angebot, Doppelunterkunft inklusive Vollpension, Transfers und Aktivitäten ab 678 Euro pro Person (timeandtideafrica.com).

Safarispezialist Abendsonne Afrika bietet Reisen in Sambias interessanteste Schutzgebiete, etwa eine neuntägige individuelle „Silent Safari“ mit Flugtransfers, Pirschfahrten in Elektrowagen/Solarbooten und Lodge-Übernachtungen ab 6298 Euro pro Person, ohne internationale Flüge (abendsonneafrika.de).

Ivory Tours hat 18-tägige Gruppenreisen nach Sambia und Malawi im Programm mit längeren Landtransfers und eher rustikalen Übernachtungsmöglichkeiten in Zelten oder einfachen Gästehäusern, ab 3380 Euro pro Person ohne Fluganreise (ivory-tours.de).

Auskunft: africanparks.org; zambiatourism.com

Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von Wilderness Destinations, Time + Tide Africa und Abendsonne Afrika. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter go2.as/unabhaengigkeit.

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