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Schweitzer will «auf Tiktok und an den Theken» präsent sein

Veröffentlicht am 09.07.2024Lesedauer: 3 Minuten
Alexander Schweitzer will ein zuhörender Ministerpräsident sein.
Alexander Schweitzer will ein zuhörender Ministerpräsident sein.Quelle: Boris Roessler/dpa

Alexander Schweitzer will ein zuhörender Ministerpräsident werden, der «auch auf Tiktok und an den Theken» präsent ist. Drei Schwerpunkte seiner künftigen Politik formuliert er schon vor seiner Wahl.

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Die ersten sechs Jahre ist Alexander Schweitzer auf Frachtschiffen groß geworden - dann ging es bei Bad Bergzabern in der Pfalz dauerhaft an Land. Der 2,06 Meter große Sozialdemokrat ist nach eigenen Worten ein «Arbeiterkind vom Lande» und der Erste in seiner Familie, der Abitur gemacht hat. Von diesem Mittwoch an steht der kommunikative 50-Jährige aller Voraussicht nach an der Spitze von Rheinland-Pfalz. Bildung, Regionen und Demokratie nennt der Jurist im Redaktionsgespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Mainz als erste Schwerpunkte seiner Politik.

Der Katholik stammt aus einer Familie von Binnenschiffern, die zwischen Deutschland und den Benelux-Staaten unterwegs waren. «Ich bin unter Menschen aufgewachsen, die rund um die Uhr mit ihren Händen gearbeitet haben», sagt Schweitzer. «Diese Zeit hat auch mein Bild von Arbeit geprägt. Ich habe kein Problem mit viel Arbeit.»

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Seine Herkunft ist für den in der Landes- und Bundespartei gut vernetzten SPD-Politiker, langjährigen Landtagsfraktionschef und Minister auch Verpflichtung: «Wir müssen das Aufstiegsversprechen in Deutschland erneuern.» Dafür will der ehemalige Minister für Arbeit und Transformation als Regierungschef bei Bildung und Weiterbildung Akzente setzen. «Die Ansprüche an Kitas und Schulen sind enorm gewachsen. Wir können nicht stehen bleiben und müssen immer wieder neue Ideen entwickeln», betont der Vater von zwei Schulkindern. «Als SPD müssen wir Bildung immer nach vorne denken.»

Schweitzer appelliert aber auch an die Leistungsbereitschaft der Rheinland-Pfälzer. «Es ist ein fortschrittlicher Gedanke, dass sich die Menschen neben der Arbeit auch um ihre Gesundheit und ihre Familien kümmern wollen», sagt der Veganer. Aber: «Unser Wohlstandsmodell in Deutschland bleibt nur erhalten, wenn wir uns auch zu Leistung bekennen.»

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Den Blick in die Regionen und den Zusammenhalt des Landes sieht er schon vor der Wahl als einen anderen Schwerpunkt seiner Amtszeit. «Ich will in die Regionen schauen und gemeinsam mit den Regionen das Land gut weiterentwickeln», sagt Schweitzer. «Für Regionen mit besonderen Herausforderungen braucht es auch besondere finanzielle Ansätze.» Die Westpfalz, den Hunsrück sowie den Raum zwischen Eifel und Luxemburg nennt er als Beispiele. «Ich komme vom Dorf, kenne aber schon viele Jahre Mainz und weiß beides zu schätzen: die Stadt und den ländlichen Raum. In beiden liegen die wahren Schätze von Rheinland-Pfalz.»

«Ohne Dialog gibt es keine Demokratie», beschreibt Schweitzer seinen dritten Schwerpunkt. «Ich habe mir vorgenommen, ein zuhörender Ministerpräsident zu sein, aber auch ein lernender», betont der SPD-Politiker. «Wir müssen innerhalb des demokratischen Spektrums aushalten, dass das Gegenüber mal eine andere Meinung hat. Das ist legitim und man kann auch mal Argumente mitnehmen.» Als Kind auf den Binnenschiffen habe er gelernt, «mit Menschen umzugehen und mit ungewöhnlichen Situationen», erinnert sich Schweitzer. «Radfahren habe ich zum Beispiel im Hafen gelernt und gespielt habe ich an Bord eines Frachters.»

Die Menschen müssten das Gefühl haben, dass ihnen zugehört werde, dass sie eine Rolle spielten, betont der künftige Ministerpräsident. «Ich will dahin, wo die Menschen sind und sich Meinungen bilden. Das sind auch Tiktok und die Theken.» Der Sommer werde «schon sehr intensiv» werden. «Ich will dort unterwegs sein, wo Menschen sind.»

Schweitzer, der sich selbst einen «leidenschaftlichen Parlamentarier» nennt und mit manch spitzfindiger und spontaner Rede auch in seinen sieben Jahren als Fraktionschef (2014 bis 2021) auffiel, wird als Ministerpräsident sicherlich wieder häufiger im Landtag zu hören sein. «Als Minister saß ich oft auf der Regierungsbank und musste in der Debatte manches für mich behalten», berichtet Schweitzer. Und verspricht: «Ich will mich nicht nur während Regierungserklärungen einbringen und mich ansonsten zurückhalten. Das würde nicht zu mir passen.»

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