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  4. Nico Hofmanns neue Serienprojekte: „Radikale Aufladung mit neuen Ideen“

Medien Filmproduzent Nico Hofmann

Neue Serien für eine veränderte Gesellschaft

Medienredakteur
„Innere Freiheit“: Filmproduzent Nico Hofmann „Innere Freiheit“: Filmproduzent Nico Hofmann
„Innere Freiheit“: Filmproduzent Nico Hofmann
Quelle: © Marcus Hoehn
Der Produzent Nico Hofmann ist als Chef bei der Filmfirma Ufa ausgestiegen, weil er nicht der „nette Grüßonkel“ sein wollte. Stattdessen plant er Projekte, bei denen junge Filmemacher die großen Themen angehen – Identität, den Kampf gegen gesellschaftliche Normen, Aktivismus und Krieg.
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Auf dem Klingelschild steht keine Firma und kein Logo, nur der Name und drei Wörter auf grün grundiertem Kasten, die Auskunft geben, mit welcher Branche wir es hier zu tun haben. Nico Hofmann – Film, Consulting & Development. Hofmann, 64, ist einer der wichtigsten deutschen Filmproduzenten, steht als Regisseur und Produzent für Filme wie „Der Sandmann“, „Die Flucht“, „Dresden“ und viele mehr. Er förderte eine Reihe Filmemacher und Produzenten wie Christian Schwochow, Philipp Kadelbach und Sascha Schwingel, letzterer hat von ihm den Vorstandsposten bei der Ufa übernommen.

Bis Herbst 2023 war Hofmann Ufa-CEO, dann für ein halbes Jahr Chairman der Produktionsfirma, die zum Bertelsmann-Konzern gehört. Doch ein „netter Grüßonkel“ wollte er nicht sein – und machte sich selbstständig. Sein Büro in der Nähe des Holländischen Viertels in Potsdam hat er seit einer Weile bezogen. Einmal am Haus vorbei und rechts abgebogen geht es nach Babelsberg.

Hofmanns Büro, nicht überdimensioniert, aber angenehm offen, liegt im ersten Stock, das Haus teilt er sich mit einer Praxis und einer Eventagentur. Die vielen Auszeichnungen der Filmbranche, die Hofmann im Laufe der Jahre entgegennehmen konnte, sind mitgezogen aus den Büros der Ufa. Sie stehen für die Vergangenheit und sind gleichzeitig Bindeglied zur Gegenwart und Zukunft. Es geht nicht in erster Linie darum, Preise zu gewinnen, aber schon spürbar darum, wieder Maßstäbe zu setzen, und das international. Dabei aber nicht auf den Pfaden der alten Fernseh- und Filmwelt zu gehen, sondern neue Wege zu finden.

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Vor dem verabredeten Gespräch sind zwei junge Filmemacher zu Besuch, mit denen Hofmann über ein Projekt spricht. Jetzt könne er sich Zeit nehmen für solche Sachen, sagt er später, wo er früher vielleicht nur eine Viertelstunde gehabt hätte. Wobei. Der Zeitplan ist auch schon wieder ziemlich voll. Später noch zur Filmakademie Baden-Württemberg, wo er seit fast 30 Jahren als Professor Nachwuchstalente unterrichtet. „Die Arbeit mit meinen Studentinnen und Studenten in Ludwigsburg elektrisiert mich nach wie vor“, sagt Hofmann.

Zwischendurch auch zur Vorbereitung der Nibelungen-Festspiele in Worms, wo er Intendant ist. Und zum Filmfest München, wo er gemeinsam mit Jan Mojto, dem Chef der Beta-Film, erste gemeinsame Projekte vorstellen will. Mojto ist wie Hofmann eine Größe im Geschäft, gemeinsam brachten sie viele Film- und Fernsehproduktionen ins Ziel, darunter „Der Tunnel“, „Der Turm“ und „Der gleiche Himmel“. Beta produziert, lizenziert und vertreibt Filme und Serien, gerade wurde die fünfte Staffel von „Babylon Berlin“ verkündet.

Klingt wie business as usual, auf eine Weise, die Filmwelt dreht sich weiter. Es wäre dennoch nicht richtig zu sagen, Hofmann mache einfach da weiter, wo er aufgehört hat. Es ist ihm anzumerken, dass er nicht mehr vom Gleichen machen möchte. Das wäre sowohl aus kreativer wie aus wirtschaftlicher Sicht eine Sackgasse. „Klassisches Eventfernsehen, wie ich es vor 20 Jahren gemacht habe, würde in dieser Form heute nicht mehr bei den Zuschauern ankommen“, sagt Hofmann.

„Neuerfindung der Stoffe“

Doch was heißt das? „Wir brauchen eine Neuerfindung der Stoffe, die wir verfilmen“, sagt Hofmann. „Eine gewisse Radikalität in der Umsetzung ist dabei notwendig. Denn die Zuschauer haben sich verändert und mit ihnen auch die Sehgewohnheiten, wie sie Inhalte konsumieren.“ Eine neue Generation von Zuschauern erwartet die Abbildung ihrer Lebenswirklichkeiten. Die Bretter, die hier gebohrt werden, sind dick. Themen wie die Suche nach der eigenen Identität, die Auseinandersetzung mit Sexualität, Resilienz, der Kampf gegen gesellschaftliche Normen und soziale Ungerechtigkeit, sowie politischer Aktivismus und Krieg.

Umsetzen werden diese Themen vor allem junge Filmemacher mit neuen Vorstellungen und frischen Ideen. Eins bedingt das andere, wechselseitig: „Diese radikale Aufladung mit neuen Ideen verändert unsere Branche. Wir erleben eine Verschiebung der Blickwinkel.“ Als ein Beispiel, wie das funktionieren kann, nennt Hofmann in Gesprächen etwa die ZDF-Serie „Gestern waren wir noch Kinder“ von der Drehbuchautorin Natalie Scharf. Äußerlich ein Krimi, im Inneren eine „große psychologische Familienaufstellung“.

Und die eigenen Projekte? Vor Hofmann liegt eine mehrere Seiten umfassende Tabelle mit möglichen Projekten. Von denen er neun Tage nach dem Termin in Potsdam drei in München vorstellen wird. Allesamt Romanverfilmungen, in denen es auch um Zeitgeschichte geht. Das Vorgehen an sich ist nicht neu, auch viele der Namen sind bekannt. Aber auf die Umsetzung wird es ankommen, ob ein Stoff genau diesem Anspruch, andere Perspektiven zu ermöglichen, auch gerecht wird. Und das hängt von denen ab, die dann umsetzen. Und von denen, die es ermöglichen, neben Hofmann und Mojto auch Jan Wünschmann, der Geschäftsführer und Produzent von Intaglio Films (Beta Film/ZDFStudios), die etwa die Serie „Der Schwarm“ nach dem Roman von Frank Schätzing gemacht haben.

Nico Hofmann (l.) mit Jan Mojto von Beta Film
Nico Hofmann (l.) mit Jan Mojto von Beta Film
Quelle: © Marcus Hoehn
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Zum Premieren-Pack zählt die Verfilmung von Tilmann Lahmes Roman „Die Manns – Geschichte einer Familie“ von 2017 als Sechsteiler. Erzählt wird aus der Perspektive der Kinder Erika und Klaus, die hier als avantgardistisches und radikales Geschwisterduo beschrieben werden, die ein Zeichen gegen die reaktionäre Gesellschaft ihrer Zeit setzen wollen. Die „Definition des Lebens in einer sich ständig verändernden Welt“ soll in den Mittelpunkt rücken.

Gleich zwei Bücher des Journalisten und Schriftstellers Maxim Leo stehen ebenfalls oben auf Hofmanns Liste. „Wo wir zu Hause sind“, Leos Familiengeschichte von 2021, und „Wir werden jung sein“, ein erst im März veröffentlichter Roman zum Thema biologische Verjüngung. Hier wie dort ziehen sich Generationen- und Identitätskonflikte durch die Erzählungen – begleitet von der Frage, wie eine Gesellschaft mit ihnen umgeht.

Erst im September erscheint Thomas Hüetlins Roman „Man lebt sein Leben nur einmal“, der ebenfalls als Sechsteiler verfilmt werden soll. Der Journalist wird hier die Geschichte von Marlene Dietrich und ihre Liebesaffäre mit Erich Maria Remarque erzählen, die im Herbst 1937 bei den Filmfestspielen von Venedig begann. Auch bei diesem Stoff steht eine legendäre Figur stellvertretend für das Streben nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung.

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Womit wir wieder bei Nico Hofmann sind. Hätte er sich nicht verändert, sagt er in seinem Büro, wäre das „der Untergang“ gewesen. Der persönliche Wandel als innere Notwendigkeit. Aber dann auch wieder die Essenz seines bisherigen Schaffens. Denn all diese von exzellenten Autoren geschriebenen Geschichten sind auch nah bei Hofmann. Der sich seit dem Beginn seiner Karriere intensiv mit der deutschen Geschichte und der NS-Zeit beschäftigt hat, stellvertretend genannt seien nur seine Abschlussarbeit an der Hochschule für Fernsehen und Film München, „Der Krieg meines Vaters“ von 1984 und „Unsere Mütter, unsere Väter“ von 2013. Im selben Jahr wurde die von Hofmann mitgegründete Ufa-Beteiligung Teamworx mit anderen Tochtergesellschaften in die Ufa Fiction überführt.

„Was wir hier machen, ähnelt den Anfängen von Teamworx“, sagt Hofmann, der viel über seine Entscheidung, Konzernstrukturen hinter sich zu lassen und wieder selbstbestimmter zu arbeiten, nachgedacht hat. „Wir haben eine kleine Gruppe, aus der heraus alle Projekte entstehen. Für mich bedeutet diese Struktur auch eine innere Freiheit, bei der es zumindest im Augenblick nicht darauf ankommt, sofort mit allen Projekten Geld verdienen zu müssen.“ Der Druck, wenn er da ist, ist zumindest in dieser Startzeit ein kreativer Druck. „Ich sehe mich selbst in einem Prozess des Übergangs“, sagt Nico Hofmann, „und der fühlt sich richtig an.“

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