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kmpkt Moderator Julian F.M. Stoeckel

„Im Moment schauen wir den Doofsten unter den Doofen zu“

Julian F.M. Stoeckel: „Im Moment schauen wir den Doofsten bei den Doofen zu“ Julian F.M. Stoeckel: „Im Moment schauen wir den Doofsten bei den Doofen zu“
Stoeckel moderiert seit 5. Oktober „Naked Attraction“ auf Discovery+. Im Interview redet er Klartext über das Trash-Genre „Reality“
Quelle: WBD/discovery+/Markus Braumann
Über den Sinn und Unsinn von Reality-TV-Shows kann man streiten. Julian F.M. Stoeckel hat eine eindeutige Meinung und verrät im Interview, was die von ihm moderierte Show „Naked Attraction“ besser macht als andere Formate im deutschen TV.

Ein Single und sechs potenzielle Partner, deren nackte Körper nach und enthüllt werden – die Datingshow „Naked Attraction“ erobert das US-Publikum gerade im Sturm. Als das Format zwischen 2017 und 2020 bei RTL2 in Deutschland zu sehen war, beschwerten sich viele über dessen Oberflächlichkeit. Nun erlebt die Show auf dem Streamingdienst Discovery+ ein Comeback. Hier verrät Moderator Julian F.M. Stoeckel, woran deutsches Reality-TV regelmäßig scheitert – und was er besser machen will.

Doch vorher noch eine Frage an dich:

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Moderator Julian F.M. Stoeckel im Interview: „Don’t make stupid people famous“

WELT.de: Du hast schon selber an Realityshows teilgenommen – was war dein Eindruck?

Julian F.M. Stoeckel: 2013 wurde ich gefragt, ob ich ins „Dschungelcamp“ gehen möchte. Ich dachte nur: Das mache ich auf gar keinen Fall! Ich dachte immer, ich werde auf Arte zu sehen sein – ein richtiger Arthouse-Künstler, aber doch kein Realitystar! Trotzdem bin ich in dieses Format gekommen. Ich habe mich dort nicht verstellt und mir so einen gewinnbringenden Erfolg ermöglicht – ich war am Ende froh, dass ich das gemacht habe. Aber damals war ich auch zehn Jahre jünger. Ich habe durch dieses Format überhaupt erst gelernt, was Fernsehen bedeutet.

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Hast du eine Erklärung dafür, wieso Fernsehsender in Deutschland keine richtig guten Reality-Formate hinkriegen?

Stoeckel: Wenn ich sehe, wer alles als Kandidat bei diesen Formaten dabei ist, also welche Art von Menschen die Sender zu Stars machen, stellen sich mir die Fußnägel auf! Don’t make stupid people famous! Wir müssen uns wieder um mehr Qualität im Fernsehen bemühen, um mehr Humor und Entertainment. Im Moment schauen wir den Doofsten unter den Doofen zu. Ich glaube, das ist im Grunde auch der größte Fehler bei den Sendern – dass sie sich nur auf einen Charaktertypen verlassen.

Was meinst du damit genau?

Stoeckel: Es gibt so viele Formate, wo es noch ein, zwei richtige Stars gibt, der Rest sind nur Ex-„Love Island“- oder -„Are You The One?“-Teilnehmer. Die können nichts. Ich will kein Geschrei und Gezeter sehen, das macht mich fertig. Es gibt auch nur noch junge Teilnehmer – wo sind die älteren Charaktere? Die bringen Leben, Erfahrung und Geschichten mit in eine Sendung. Bei der aktuellen Staffel von „Sommerhaus der Stars“ (eine TV-Show auf RTL, Anm. d. Red.) sind außer Claudia Obert nur junge Leute am Start – aber was will mir denn ein 25-Jähriger erzählen?

Unternehmerin Claudia Obert nach ihrem Rauswurf beim „Sommerhaus der Stars“
Unternehmerin Claudia Obert nach ihrem Rauswurf beim „Sommerhaus der Stars“
Quelle: RTL +/Foto: RTL

Nun moderierst du die Neuauflage von „Naked Attraction“ – die stand in der Kritik, als sie noch bei RTL 2 lief. Die Sendung ziele zu sehr auf Voyeurismus ab. Was kann sie denn mit dir als Moderator anders machen?

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Stoeckel: Als die Sendung in Deutschland startete, wurde sie skandalisiert: „Um Himmels Willen, Nackte!“ Inzwischen sind die Leute mehr gewohnt, einige Formate gehen viel weiter. Bei „Adam sucht Eva“ (Show auf RTL, Anm. d. Red.) oder „Too Hot to Handle“ (Show auf Netflix, Anm. d. Red.) wird ja eigentlich nur überlegt, mit wem man ins Bett geht. Für mich ist „Naked Attraction“ eher wie eine modernisierte Form vom „Herzblatt“. Ich will, dass sich die Leute in der Box wohlfühlen, nur so kann ich Unterhaltung garantieren. Wenn ich peinlich berührt dastehe, weil ich „Penis“ sage, hat das Format nichts gewonnen.

Nacktheit ist auch im Land der FKK-Strände ein ziemliches Tabu, vor allem im Fernsehen, obwohl wir in einer recht sexualisierten Gesellschaft leben – woher kommt das deiner Meinung nach?

Stoeckel: Wir leben in einer Welt, in der jeder alles kommentieren will. Das liegt auch an Social Media – wir haben den Eindruck, wir können jedem unserem Stempel und unsere Sichtweise aufdrücken, auch jedem Star. Obwohl ich zum Beispiel nie nach ihrer Meinung gefragt habe, bewerten Leute auf Instagram meine Handlungen und Outfits oder kommentieren, dass ich zu alt, hässlich oder sonstwie aussehe. In einer Welt, in der es wieder zu einer Art Überempfindlichkeit kommt, wie etwa beim Thema Nacktsein, ist es aber vielleicht richtig, eine Sendung wie „Naked Attraction“ zu zeigen. Wir müssen wieder lernen, cooler mit den Dingen umzugehen, die wir selbst anders sehen, nicht verstehen oder nicht so mögen.

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In Realityshows sind Themen wie Queerness oder Diversität nach wie vor seltener ein Thema. Findest du, „Naked Attraction“ hat da eine Art Vorreiterrolle? Immerhin nehmen im selben Format genauso hetero- wie homo- oder bisexuelle Kandidaten teil.

Stoeckel: Ja, das stimmt schon, wir sind unglaublich queer und das war auch der Wunsch von Discovery+. Wir hatten schwul, lesbisch, trans, Best Ager, hetero und, und, und. Es zeigt, wie vielfältig die Gesellschaft ist. Es ist nun mal so, dass außerhalb von Berlin queeres Leben nicht so sichtbar ist in Deutschland. Ich bin auch dankbar dafür, dass ich als bunter Vogel die Chance bekommen habe, so eine Sendung zu moderieren.

Inwiefern?

Stoeckel: Im „normalen“ Fernsehen hätten die Programmmacher vielleicht Angst davor, dass so eine Moderatoren-Entscheidung bei einem konservativen Publikum nicht so gut ankommt. Das hat bei Discovery+ aber keine Rolle gespielt. Beim Casting war ich der einzige männliche Bewerber neben drei Frauen. „Naked Attraction“ wird auf der ganzen Welt nur von Frauen moderiert und ich habe nun die Chance, dem eine andere Perspektive zu geben.

„Wunderbar oberflächlich“
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Könntest du dir vorstellen, deinen Partner oder deine Partnerin bei einer Show wie „Naked Attraction“ kennenzulernen?

Stoeckel: Als ich noch jung und schön war, wäre ich in der Box der Feger gewesen. Jetzt, mit 36, will ich das keinem mehr zumuten. Aber als ich noch Single war, da hätte ich mir das schon vorstellen können. Seit sieben Jahren bin ich aber liiert und lebe wie eine spießige Hausfrau und hätte wohl gar keinen Mut mehr dazu, mich in die Box zu stellen. Als „Picker“, also derjenige, der die Kandidaten in den Boxen begutachtet, hätte mir das Ganze sowieso nur so lange Spaß gemacht, bis ich mich selber hätte ausziehen müssen. Ich überlasse das lieber denen, die mutiger sind. Ich bin eh nicht so der Fan von Nacktsein und gehe auch nicht gerne an FKK-Strände.

Wir haben übrigens auch so unsere Vermutungen, warum das mit den Realityshows im deutschen TV einfach nicht funktionieren will:

Siehst du das genau so?

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