Die beliebteste
Es waren wohl die Haare, die Ultra Hair Barbie von 1992 zur bestverkauften Barbie aller Zeiten machten. Schließlich wurde zum Look ein Gel mitgeliefert, mit dem sich die Mähne umfrisieren ließ. Die Einladung zum Styling wurde aber auch durch das Minikleid mit verquirltem Muster unterstrichen, das an die bunten Entwürfe der Marke Emilio Pucci erinnert. Zusammen mit dem Stirnband verkörpert es das Girlie-Ideal der frühen 90er-Jahre: niedlich wie eine Highschool-Schülerin, aufreizend wie ein Aerobic-Model.
„Bild“ stand Pate
Warum die erste Barbiepuppe wie ein Pin-up aussah, hat mit ihrer deutschen Vorgeschichte zu tun. Ruth Handler, die Frau des Mitbegründers von Mattel, Elliot Handler, entdeckte in den 50er-Jahren auf einer Deutschlandreise eine Spielzeugpuppe mit dem Körper einer erwachsenen Frau, die die verführerische Figur Lilli aus dem Comic in der „Bild“-Zeitung darstellen sollte. Handlers Barbara, benannt nach ihrer Tochter, sollte sich zwar nicht wie Lilli mit ihren Affären unterhalten. Doch dass man ihr einen schwarz-weißen Badeanzug anzog und damit ihren Frauenkörper in den Mittelpunkt stellte, unterstrich, was dieses Spielzeug in erster Linie sein würde: eine Projektionsfläche für junge Mädchen, die auf diese Weise Sehnsüchte nach dem Erwachsen- und Frausein scheinbar unschuldig ausleben konnten.
Glamour für den Alltag
In den 60er-Jahren durfte Barbie endlich mal ein paar Jobs ausüben. So viel Mühe sie sich als Krankenschwester oder Stewardess auch gab, damals anscheinend typische Frauenberufe, am denkwürdigsten war ihr Auftritt von 1964 als Sängerin, bei dem sie aussah, wie einem Hollywood-Film entsprungen. Das liegt natürlich vor allem am Kleid, ein ultraschmales Bustiermodell mit Meerjungfrauensilhouette, das vermutlich nur Trippelschritte zulässt, aber im Scheinwerferlicht umso schöner glitzert. Die langen Handschuhe, das Collier und die kleine Rose am Saum ergänzen den sehr eleganten Look, der eine der Kernkompetenzen von Barbie unterstreicht: ihre Fähigkeit, einen Glamour zu versprechen, der im Alltag oft fehlt.
Cat-Eye-Make-up im All
13 Jahre bevor Frauen offiziell an den Raumfahrtprogrammen der Nasa teilnehmen durften, wurde Barbie 1965 in den Kinderzimmern bereits Astronautin. Ihr silberner Anzug war von den Uniformen des „Mercury“-Projekts inspiriert, dem ersten Raumfahrtprogramm der Nasa. Der rundliche Bouffant behielt unter dem Schutzhelm seine Form, Cat-Eye-Make-up und rot lackierte Fingernägel erinnerten daran, dass Barbie auch im Weltall eine gute Figur machen würde. Während Modemarken in den 60er-Jahren den „Space Age“-Trend mit weißen Stiefeln und minimalistischen Minikleidern feierten, wurde Barbie so ausgestattet, dass sie an der Erforschung des Alls tatsächlich hätte teilnehmen können – wenn man sie denn gelassen hätte. Sie schaffte es damit zwar nicht zum Mars, aber immerhin in die Sammlung des National Air and Space Museum in Washington, D.C.
Zweiter Versuch
Die erste schwarze Barbie war eigentlich die Zweite. Doch Francine, die allererste Barbiepuppe mit einem dunklen Hautton, wies die exakt gleiche Physiognomie der weißen Barbie auf, während man für die zweite schwarze Puppe Christie 1968 ein spezifischeres, von afroamerikanischen Gesichtsmerkmalen inspiriertes Aussehen modellierte. An der Körperform änderte sich nichts, sodass Christie alle Barbie-Outfits anziehen konnte. Einige Versionen von Christie konnten sogar Sätze sagen wie: „Lass uns mit Barbie einkaufen gehen!“ Ihr eigener Look vermischte leuchtende Disco-Farben mit Flower-Power-Ohrring und der typischen Barbie-Uniform: einem Bikini.
Sonne und Schatten
Ein Leben am Strand, das Handtuch immer griffbereit und die Haut so gebräunt wie ein Karamellbonbon: Malibu Barbie von 1971 sieht zwar nicht gerade wie eine Kämpferin für Geschlechtergerechtigkeit aus, doch für damalige Standards galt ihr Look als progressiv. Die offenen Haare fallen ungezähmt über die Schultern, das Outfit ist unkompliziert, und der Blick richtet sich zum ersten Mal direkt nach vorn und nicht, wie bei früheren Barbies, bescheiden zur Seite. Kritiker haben an der beliebten Sammlerpuppe dennoch etwas auszusetzen: Malibu Barbie, so eine Internettheorie, sei von der ermordeten Schauspielerin Sharon Tate inspiriert. Deren Charakter aus dem Film „Die nackten Tatsachen“ von 1967 hieß zufällig auch Malibu und trug einen ganz ähnlichen Badeanzug. Eine Puppe zum Gruseln.
Als Karrierefrau
Rund um die Uhr hatte die „Day to Night“-Barbie einiges zu tun, erst recht in ihrem Entstehungsjahr 1984. Damals eroberten Frauen nach dem Prinzip „work hard, play hard“ tagsüber die Büros in metallisch glänzenden Wolkenkratzern und nachts die Cocktailbars und Szenerestaurants. Die „Day to Night“-Barbie war für beides passend ausgestattet: Für das Office stand das (natürlich pinkfarbene) Kostüm samt praktischem Köfferchen bereit, für den Abend ließ sich der Rock, einmal umgedreht, in ein Tüllmodell verwandeln, und unter dem Blazer verbarg sich ein Glitzerbustier. Dass das auf junge Nachwuchskarrierefrauen wahnsinnig motivierend wirken sollte, behauptete damals ein Werbespot: „Wir Mädchen können alles schaffen, richtig, Barbie?“ Marketing als Motivation.
Endlich richtige Mode
Dafür, dass Barbie oft für ihre Modelmaße kritisiert wurde und so modebegeistert ist, musste sie auf die Anerkennung durch einen High-Fashion-Designer lange warten: Erst 1985 ließ sich der New Yorker Oscar de la Renta als Erster auf eine Kooperation mit Mattel ein und entwarf eine Art „Denver Clan“-Kollektion für die Puppe, die passend zu den Trends ihrer Zeit in aufgebauschten Röcken, glitzernden Jacken und riesigen Volantkragen schwelgte. Diese Looks waren natürlich teurer als die übliche Barbiekleidung, doch das Konzept kam so gut an, dass auf de la Renta noch viele andere Designer folgen sollten. Zu den bekanntesten gehören Bob Mackie, Ralph Lauren und Karl Lagerfeld.
Betonfrisur for President
Die Betonfrisur sitzt so felsenfest, dass nicht mal die Hasstiraden eines populistischen Gegenkandidaten auch nur eine Strähne vom Platz fegen könnten. Doch mit den Attacken eines Donald Trump musste sich Barbie als Kandidatin für das Amt des US-Präsidenten im Jahr 2000 noch nicht herumschlagen. Es war damals das zweite Mal, dass eine Barbiepuppe mit politischen Ambitionen präsentiert wurde, die erste von 1992 trug aus unerfindlichen Gründen ein Ballkleid mit Sternchenrock. Acht Jahre später stellte sie sich der Herausforderung mit der Uruniform der ehrgeizigen US-Politikerin: Powerkostüm, Perlenschmuck, Nylonstrumpfhose und Gewinnerlächeln. Wie eine Hillary Clinton mit längeren Beinen. Ein Ballkleid gab es zu dieser Puppe auch, vermutlich für den „Inauguration Ball“. Denn Barbie ist eine Gewinnerin.
Mit den Waffen eines Nerds
Dass Barbie 2010 als Computeringenieurin erschien, war das Ergebnis einer Umfrage zu Karriereoptionen für Barbie, die Mattel unter ihren Fans durchführte. Das seltsame Outfit suggeriert, dass Mode bei Computernerds eine eher untergeordnete Rolle spielt. Das Top mit Tastaturmotiv schaut unter einer weißen Weste hervor, immerhin die Skinny Pants reflektieren den Trend der frühen 2010er-Jahre. Mit Bluetooth-Headset, Laptop und Smartphone sollte das Programmieren ein Kinderspiel sein. Oder auch nicht: 2014 kritisierten Fans, dass Barbie im passenden Buch zur Puppe ihre Männerfreunde Steven und Brian bei einem technischen Problem mit ihrem Computer um Hilfe bitten muss. Das Buch wurde prompt aus dem Verkauf genommen.