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  3. „Adipositas-Paradoxon“: Übergewicht schützt doch nicht vor einem Herzinfarkt

Gesundheit Herzinfarkt-Risiko

Was wirklich hinter dem „Adipositas-Paradoxon“ steckt

Lesbian couple Lesbian couple
Zusätzliches Körperfett liefere einen Schutz bei Herzbeschwerden, so die bisherige Annahme
Quelle: Getty Images/Malandrino
Es verblüffte Mediziner seit Jahren: Deutlich zu viele Kilos Körpergewicht, so hieß es, bieten im Fall einer Herzschwäche einen Überlebensvorteil für Betroffene. Demnach starben adipöse Patienten mit einem BMI ab 25 tatsächlich weniger oft daran. Nun zeigt eine Studie, dass ein anderer Faktor viel wichtiger ist.
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Übergewichtige oder fettleibige Patienten haben bei einer Herzinsuffizienz offenbar doch keinen Überlebensvorteil. Schottische Mediziner schreiben nach einer Studie im „European Heart Journal“, ihre Ergebnisse entkräfteten das sogenannte Adipositas-Paradoxon, das die Fachwelt jahrelang verblüfft hatte. Zudem stellt die Untersuchung den gängigen Körper-Masse-Index (BMI) als Anzeiger für den Gesundheitszustand in Frage. Überschüssiges Körperfett lasse sich besser aus dem Verhältnis von Taille zu Körpergröße schließen, betonen die Wissenschaftler.

Das Adipositas-Paradoxon besagt, dass Menschen mit Übergewicht oder Fettleibigkeit zwar ein höheres Risiko haben, Herzprobleme zu entwickeln, bei solchen Erkrankungen aber eher überleben als normalgewichtige Patienten. Um dies zu begründen, mussten Mediziner spekulieren – etwa dass zusätzliches Fett bei Herzbeschwerden einen Schutz vor weiteren gesundheitlichen Problemen bieten könnte.

Ein Team um den Kardiologen John McMurray von der Universität Glasgow vermutete indes, dass der BMI ein eher schwacher Hinweis dafür sei, wie viel Fettgewebe ein Patient hat. „Wir wussten, dass dies nicht stimmen konnte und dass Fettleibigkeit eher schlecht als gut sein musste“, sagt er mit Blick auf das Adipositas-Paradoxon.

Der BMI setzt das Gewicht eines Menschen in Verhältnis zur Größe. Er lässt jedoch die Zusammensetzung von Fett, Muskeln und Knochen sowie die Fettverteilung außer Acht. Darauf weisen Stephan von Haehling und Ryosuke Sato vom Universitätsklinikum Göttingen in einem Kommentar zur Studie hin. „Wäre es plausibel anzunehmen, dass ein amerikanischer Profi-Ringer (mehr Muskeln) und ein japanischer Sumo-Ringer (mehr Fett) mit demselben BMI ein ähnliches Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hätten?“ Das gelte auch für Menschen wie den Schauspieler Arnold Schwarzenegger, der in jüngeren Jahren vermutlich einen BMI um 30 hatte – was eigentlich starkem Übergewicht entspricht.

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In der Studie analysierte das Team Daten von 1832 Frauen und 6567 Männern mit einer bestimmten Form von Herzinsuffizienz. Ärzte untersuchten dabei etwa die Werte zu BMI, Körpermaßen und Blutdruck sowie die Ergebnisse von Bluttests und die Krankengeschichte. Dabei wurde auch erfasst, welche Patienten mit Herzversagen ins Krankenhaus kamen und welche daran verstarben.

Adipöse Patienten mit einem BMI ab 25 hatten tatsächlich weniger Todesfälle. Dieses Ergebnis löste sich aber auf, als das Team auch andere Faktoren berücksichtigte. „Das Paradoxon war weit weniger offensichtlich, als wir das Verhältnis von Taille zu Körpergröße untersuchten, und es verschwand nach der Korrektur in Hinblick auf die prognostischen Variablen“, sagt Erstautor Jawad Butt vom Kopenhagener Universitätsklinikum Rigshospitalet.

Nach dieser Korrektur hätten sowohl der BMI als auch das Verhältnis von Taille zu Größe gezeigt, dass mehr Körperfett mit einem höheren Risiko für Tod oder Krankenhausaufenthalt in Verbindung stehe. Beim Verhältnis zwischen Taille und Größe sei dieser Zusammenhang aber noch deutlicher gewesen: „Jene 20 Prozent der Menschen mit dem meisten Fett hatten ein um 39 Prozent höheres Risiko, bei einem Herzversagen ins Krankenhaus eingeliefert zu werden, als jene Teilnehmer, die in Bezug auf das Fett zu den unteren 20 Prozent der Patienten gehörten.“

„Unsere Studie zeigt, dass es kein Adipositas-Überlebensparadoxon gibt, wenn wir bessere Methoden zur Messung des Körperfetts verwenden“, bilanziert McMurray. Der BMI berücksichtige weder die Lage des Fettes im Körper noch seine Menge im Verhältnis zu den Muskeln oder dem Gewicht des Skeletts, das je nach Geschlecht, Alter und Ethnie unterschiedlich sein könne. Gerade bei Herzinsuffizienz würden zudem auch Flüssigkeitsansammlungen zum Körpergewicht beitragen, so der Mediziner: „Indikatoren, die das Gewicht nicht einbeziehen, wie das Verhältnis von Taille zu Körpergröße, haben in unserer Studie die wahre Beziehung zwischen Körperfett und Patientenergebnissen verdeutlicht.“

Die Frage, ob eine Gewichtsabnahme die Prognose verbessern könnte, sollten künftige Studien überprüfen, sagt McMurray: „In Großbritannien empfiehlt das National Institute for Health and Care Excellence jetzt, für die allgemeine Bevölkerung anstelle des BMI das Verhältnis von Taille zu Körpergröße zu verwenden.“ Die sollte auch für Patienten mit Herzinsuffizienz gelten.

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dpa

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