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Meinung Verdi-Aufruf zum Frauentag

Wer in diesen Tagen wirklich unterdrückt wird

Freier Autor
DIE WELT Fotoshooting 2018 Alan Posener am 28.06.2018 Foto: Claudius Pflug Autorenfoto DIE WELT Fotoshooting 2018 Alan Posener am 28.06.2018 Foto: Claudius Pflug Autorenfoto
WELT-Autor Alan Posener
Quelle: Claudius Pflug
Die Gewerkschaft Verdi macht sich zum Frauentag stark für alle möglichen Minderheiten, selbst für solche, deren Bezeichnungen man kaum versteht, „agender Menschen“ etwa. Leider wird bei den anstehenden Demos aber noch eine ganz andere Diskriminierung sichtbar werden – die von Juden.
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Hurra, dachte ich kurz, ich gehöre auch zu einer unterdrückten Minderheit! Bisher hatte ich eher ein schlechtes Gewissen: Als Ex-68er bin ich mit schuld an Deutschlands moralischem Niedergang, an der rot-grünen Verseuchung aller Lebensbereiche und am Gendersternchen, als Deutscher bin ich schuld am Holocaust, als Brite schuld an Sklavenhandel und Kolonialismus, als Sohn eines jüdischen Vaters schuld an Gaza, als alter weißer Mann schuld an Kapitalismus, Klimawandel, Patriarchat und überhaupt.

Dem Aufruf meiner Gewerkschaft Verdi zum Internationalen Frauentag – die Gewerkschaft sagt: Internationaler Frauenkampftag, auch gut – am 8. März meinte ich jedoch erst entnehmen zu dürfen, dass ich zur Gruppe der FLINTA gehöre: „Frauen, Lesben, inter, nichtbinären, trans- und agender Menschen“.

Als englischer Muttersprachler dachte ich, „agend“ sei das Partizip Präsens von einem neudeutschen Verb „agen“, also vom englischen Verb „to age“, älter werden, auszusprechen „ehdschen“. So nach dem Motto: „Agen ist echt mies, Alter, neulich zwinkere ich im Bus einer jungen Frau zu, da steht sie auf und bietet mir ihren Sitz an. Voll peinlich.“

Aber natürlich sind „ehdschende“ Menschen in unserer Gesellschaft erstens leider keine Minderheit, und zweitens meinte Verdi nicht die Alten. Laut Queer-Lexikon bedeutet „agender“ dasselbe wie „genderless“, also geschlechtslos: „Als agender können sich Menschen bezeichnen, die kein Geschlecht haben, sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen oder mit dem Konzept von Geschlecht nichts anfangen können.“

Auf der Kundgebung zum Frauenkampftag in Berlin tritt auch die linke Musikerin und Sozialpädagogin Suli Puschban auf. Mit Kreuzberger Kita- und Grundschulkindern hat sie ein Video zu ihrem Song „Rette mich! Supergirl“ einstudiert, in dem es heißt: „Mit dem Gesicht vom Bösewicht wischt sie den Boden auf. Wenn er muckt und zuckt und spuckt, dann springt sie nochmal drauf!“ Manchen empfindlichen Elternseelen ging das zu weit. Auch ich zucke zusammen, wenn so zur Gewalt aufgefordert wird. Aber es kommt doch sehr darauf an, welche „Bösewichter“ gemeint sind. Wenn ich glauben könnte, Puschban meinte etwa die Vergewaltiger und Mörder der Hamas oder des Islamischen Staates, könnte ich die Liedzeile vielleicht verteidigen.

„Nationalflaggen sind unerwünscht“

Ich freue mich jedenfalls, dass auf der Kundgebung eine Vertreterin von „medica mondiale“ reden soll, einer Organisation, die Frauen und Mädchen in Kriegsgebieten unterstützt und Klartext spricht: „Im Fall der Hamas gibt es mittlerweile mehr-hundertfache Belege für Fälle massiver sexualisierter Gewalt.“

Weniger schön finde ich den Hinweis: „Nationalflaggen aller Art sind unerwünscht.“ Eigentlich müsste Kreuzberg gerade am Frauenkampftag ein Meer israelischer Fahnen sein. Aber natürlich befürchtet Verdi ein Meer palästinensischer Fahnen. Denn das ist leider wahr: Wer sich in Europa mit einer Kippa oder einer israelischen Fahne in der Öffentlichkeit zeigt, gehört zu einer Minderheit, die mit Unterdrückung rechnen muss. Und das ist kein Grund für ein Hurra.

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