Hilfe bei sexueller Gewalt

Sexueller Missbrauch bei Minderjährigen: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Betroffene von Kindesmissbrauch erleiden oftmals ein schlimmes Trauma.

Betroffene von Kindesmissbrauch erleiden oftmals ein schlimmes Trauma.

Es passiert immer wieder: Allein im vergangenen Jahr sind mehr als 16.000 Kinder und Jugendliche Opfer von sexuellem Missbrauch geworden. Das geht aus dem aktuellen „Bundeslagebild Sexualdelikte zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen“ des Bundeskriminalamts hervor. Im Fünf-Jahres-Vergleich seit 2019 bedeutet dies einen Anstieg von rund 20 Prozent.

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Wie kann man Kinder vor sexueller Gewalt schützen? Und welche Hilfsangebote gibt es?

Das müssen Eltern, Betroffene und Angehörige wissen

Wieso ereignet sich Missbrauch häufig in einem scheinbar geschützten Umfeld?

„In der Regel geht der Missbrauch von Kindern und Jugendlichen mit ausgeprägten Macht- und Abhängigkeitsstrukturen einher – wie es sie im kirchlichen Umfeld, im Sport, aber vor allem in Familien gibt“, sagt Kerstin Claus, die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) des Bundes.

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Dabei bahne sich sexuelle Gewalt fast immer strategisch und über einen längeren Zeitraum hinweg an. Es gehe also selten um Taten, die spontan verübt werden.

Deswegen gelte: Je enger das Vertrauensverhältnis ist, desto mehr Druck können die Täter oder auch Täterinnen auf die betroffenen Kinder und Jugendlichen ausüben. „Für ein Kind ist es in solchen Konstellationen deswegen noch schwieriger, das Unrecht und die körperliche Ausbeutung zu verstehen und einzuordnen“, so Claus. Gerade weil die Tatperson vertraut sei, falle es betroffenen Kindern und Jugendlichen oft schwer, die Dimension der Taten zu erkennen und darüber auch mit anderen vertrauten Personen zu sprechen.

Was zählt alles zu sexuellem Missbrauch?

Nach Einordnung der UBKSM beginnt sexueller Missbrauch dort, wo ein Mensch die Grenzen eines Minderjährigen missachtet und sexuelle Handlungen gegen dessen Willen vornimmt. Dazu zählt auch, wenn die Betroffenen aus körperlicher, seelischer, geistiger oder sprachlicher Unterlegenheit dem sexuellen Kontakt nicht wissentlich zustimmen können. Bei Menschen unter 14 Jahren ist immer von dieser Situation auszugehen.

Der Missbrauch kann dabei von Zungenküssen über das Betasten von Genitalien bis hin zu Geschlechtsverkehr gehen. Es muss sich nicht unbedingt um direkten Körperkontakt handeln: Auch vor den Kindern und Jugendlichen zu masturbieren, Pornografie zu zeigen oder per Chat Nacktbilder einzufordern kann ein Bestandteil von sexuellem Missbrauch sein.

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Was macht sexueller Missbrauch mit einem jungen Menschen?

„Ein Kind, das sexuell missbraucht wird, erleidet in aller Regel ein psychisches Trauma“, sagt Diplom-Sozialpädagogin und Traumafachberaterin Natalie Wiemers. „Jeder sexuelle Missbrauch hinterlässt einen Riss in der Biografie eines Menschen.“ Bei der Ausprägung seien der Beginn sowie die Dauer des Missbrauchs und das Verhältnis zum Täter oder der Täterin von Bedeutung.

Wenn ein Trauma unbehandelt bleibe, könnten die Folgen bis weit in das Erwachsenenleben andauern und sich in Form einer posttraumatischen Belastungsstörung oder anderen Traumafolgestörungen ausdrücken. Typische Symptome seien beispielsweise das Wiedererleben des Missbrauchs in Flashbacks oder Albträumen, Schwierigkeiten, anderen Menschen zu vertrauen, Ängste, depressive Verstimmungen und das Vermeiden von Situationen oder Menschen, die an den sexuellen Missbrauch erinnern.

Wie können Eltern, Freunde oder Angehörige bei einem Verdacht im Umfeld vorgehen?

„Es gibt keine spezifischen Symptome, die auf einen sexuellen Missbrauch hinweisen“, erklärt Claus. „Grundsätzlich sollten erwachsene Bezugspersonen jedoch sensibel für veränderte Verhaltensweisen des Kindes sein und diese sehr ernst nehmen.“

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Mögliche Fragestellungen könnten dabei sein: Zieht sich das Kind zurück? Wirkt es ungewohnt ängstlich oder unsicher? Provoziert es häufig Konflikte und Auseinandersetzungen?

„Falls sich ein Verdacht erhärtet, ist es wichtig, ruhig zu bleiben und überstürztes Handeln zu vermeiden“, so die unabhängige Beauftragte. Eine betroffene Person brauche in erster Linie Sicherheit und Halt. Eltern, Freunde oder Angehörige sollten sich daher zunächst sorgfältig informieren, welche Schritte nun für den Betroffenen oder die Betroffene am hilfreichsten sind.

Wo können sich Opfer sowie ihre Angehörigen Hilfe holen?

Im Internet liefert das Hilfe-Portal Sexueller Missbrauch ausführliche Informationen und Angebote zu dem Themenkomplex – neben zahlreichen Erläuterungen gibt es auch eine Auflistung von lokalen Fachberatungsstellen, die im persönlichen Gespräch Hilfestellungen für das weitere Vorgehen geben.

Alternativ beraten auch die Angestellten des bundesweiten Hilfetelefons Sexueller Missbrauch. Diese sind unter der Rufnummer (0800) 22 55 5 30 Montag, Mittwoch und Freitag von 9 bis 14 Uhr erreichbar sowie Dienstag und Donnerstag von 15 bis 20 Uhr. Alle Betroffenen können ihre Verletzungen anonym bei einer Gewaltschutzambulanz untersuchen lassen, um Spuren zu sichern. Wenn sie den Täter oder die Täterin strafrechtlich verfolgen lassen wollen, folgt eine Strafanzeige bei der Polizei.

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Wir haben diesen Artikel zuletzt am 8. Juli 2024 zuletzt aktualisiert.

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