Vier von zehn Alleinerziehenden gefährdet

Studie: Alleinerziehende am stärksten von Armut betroffen

Eine Mutter hält ihren Sohn an der Hand. Alleinerziehende und ihre Kinder sind einer Studie zufolge in deutlich überproportionalem Ausmaß von finanzieller Armut bedroht.

Eine Mutter hält ihren Sohn an der Hand. Alleinerziehende und ihre Kinder sind einer Studie zufolge in deutlich überproportionalem Ausmaß von finanzieller Armut bedroht.

Gütersloh/Berlin. Alleinerziehende Familien sind häufiger von Armut bedroht als Paarfamilien. Fast 700.000 Familien mit nur einem Elternteil gelten als einkommensarm, wie die Bertelsmann Stiftung am Dienstag in Gütersloh bei der Präsentation ihres „Factsheets Alleinerziehende” erklärte. Das seien mehr als 40 Prozent.

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Bei den Paarfamilien seien bei einem Kind acht Prozent armutsgefährdet, bei drei und mehr Kindern seien es rund 30 Prozent. Die Armutsfalle für Alleinerziehende sei jedoch nicht auf mangelnde Erwerbstätigkeit zurückzuführen, erklärte die Stiftung. Mehr als 70 Prozent der alleinerziehenden Mütter und 87 Prozent der alleinerziehenden Väter gingen einer Arbeit nach.

Ausfallende Unterhaltszahlen wiegen schwer

Für alleinerziehende Mütter sei das Armutsrisiko besonders hoch, hieß es. Zudem schulterten sie den Großteil der Kinderbetreuung und -erziehung. Wesentlicher Grund für eine finanziell schwierige Situation vieler Alleinerziehenden seien ausfallende Unterhaltszahlungen.

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Vor allem wenn Unterhaltszahlungen ausfallen, ist die Gefahr groß, dass Alleinerziehende nicht mehr zurechtkommen.

Vor allem wenn Unterhaltszahlungen ausfallen, ist die Gefahr groß, dass Alleinerziehende nicht mehr zurechtkommen.

Trotz einzelner sinnvoller Maßnahmen, wie Reformen des Unterhaltsvorschusses und des Kinderzuschlags, sei es noch immer nicht gelungen, die belastende Situation für viele Alleinerziehende entscheidend zu verbessern, sagte die Expertin für Familienpolitik bei der Bertelsmann Stiftung, Antje Funcke.

Mehr Alleinerziehende im Osten

Rund 1,7 Millionen Familien seien im Jahr 2023 alleinerziehend gewesen, erklärte die Stiftung. Einen Anstieg habe es unter anderem durch Geflüchtete aus der Ukraine gegeben. Es gebe regionale Unterschiede mit einem Alleinerziehenden-Anteil von 16,5 Prozent in Bayern und 27,5 Prozent in Berlin. In Ostdeutschland sei der Anteil der Alleinerziehenden mit 25 Prozent grundsätzlich höher als in westdeutschen Ländern mit einem Anteil von 19 Prozent.

In Berlin liegt der Alleinerziehenden-Anteil mit 27,5 Prozent deutlich höher als in Bayern (16,5 Prozent).

In Berlin liegt der Alleinerziehenden-Anteil mit 27,5 Prozent deutlich höher als in Bayern (16,5 Prozent).

Fast die Hälfte aller Kinder, die in einer Familie mit Bürgergeldbezug aufwachsen, leben in einem Haushalt mit nur einem Elternteil. Der Anteil alleinerziehender Haushalte mit Bürgergeld-Bezug liegt in Bremen mit 55 Prozent am höchsten und in Thüringen mit 27 Prozent am niedrigsten.

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Sozialverband kritisiert Armut Alleinerziehender in Niedersachsen

Der Sozialverband Deutschland hat die steigende Zahl der in Armut lebenden Alleinerziehenden in Niedersachsen als erschreckend bezeichnet. „Die Zahlen sind erschreckend und machen deutlich, dass Alleinerziehende mit Minijobs, niedrigen Löhnen und einer schlechten Kinderbetreuung im Regen stehen gelassen werden“, kritisierte Sozialverband-Vorstand Dirk Kortylak.

Der Sozialverband fordert von der niedersächsischen Landesregierung nicht nur bessere Betreuungs- und Bildungsangebote, sondern auch die Eindämmung des Niedriglohnsektors. . „Wir brauchen mehr flexible und kostenlose Betreuungs- und Bildungsangebote. Untersuchungen zeigen, dass die Betreuungszeiten in niedersächsischen Kitas besonders kurz sind. Das ist gerade für Alleinerziehende ein großes Problem“, sagte Kortylak.

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Gesetzentwurf zur Kindergrundsicherung verzögert sich

Als einkommensarm gelten laut der Bertelsmann Stiftung Kinder, die in einem Haushalt leben, der Sozialleistungen erhält. Haushalte, die über weniger als 60 Prozent des gemittelten Einkommens verfügten, würden als armutsgefährdet eingestuft. Für den „Factsheet Alleinerziehende” wurden nach Angaben der Stiftung unter anderem Daten vom Statistischen Bundesamt und der Bundesagentur für Arbeit aus dem Jahr 2023 verwendet.

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Die geplante Kindergrundsicherung sei unzureichend, um Armut wirksam entgegenzuwirken, kritisierte die Stiftung. Sie werde für einige alleinerziehende Familien Verbesserungen bringen, für andere aber zu Verschlechterungen führen. Es brauche Nachbesserungen. Der Gesetzentwurf zur Kindergrundsicherung steckt seit Monaten im parlamentarischen Verfahren in Berlin fest.

RND/dpa/epd

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