Der Konflikt zwischen Israel und der Hamas erreicht einen neuen Höhepunkt: Es herrscht Krieg. Die Wurzeln des Konflikts reichen Jahrzehnte zurück - und sind tief in der Geschichte verankert.
Jerusalem – Nach heftigen Raketenbeschüssen aus dem Gazastreifen befindet sich Israel laut Angaben von Premierminister Benjamin Netanjahu „im Kriegszustand“ mit der militanten palästinensischen Organisation Hamas. „Der Feind wird einen beispiellosen Preis zahlen“, erklärte der israelische Premier am Samstag (7. Oktober).
Der Konflikt zwischen den beiden Kriegsparteien ist jahrzehntealt und kompliziert – die Hamas strebt die Vernichtung Israels an. Israel wurde im Jahr 1948 gegründet. Vorausgegangen war der Zionismus, eine Bewegung zur Errichtung eines jüdischen Nationalstaates, die im 19. Jahrhundert und somit lange vor dem Holocaust entstand. Im Laufe der Geschichte wurden Juden immer wieder Opfer von Antisemitismus und in vielen Teilen der Welt aus ihrer Heimat vertrieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Mord an sechs Millionen Juden durch die Nationalsozialisten wuchs die internationale Unterstützung für den zionistischen Gedanken.
Die Gründung des Staates Israel beginnt mit Krieg
Viele Juden waren während der nationalsozialistischen Pogrome bereits in das damalige britische Mandatsgebiet Palästina geflohen. Die Vereinten Nationen (UN) teilten Palästina 1947 im sogenannten UN-Teilungsplan in einen Staat für Juden und einen für Araber auf. Das Gebiet, in dem Juden bereits in der Antike lebten, wird als „Heiliges Land“ und Ursprung des Judentums in der hebräischen Bibel betrachtet. Während die meisten Juden den UN-Plan befürworteten, lehnten die meisten Araber den Vorschlag ab.
Die Gründung des Staates Israel begann schließlich mit einem Krieg: Kurz nachdem der erste Ministerpräsident Israels, David Ben-Gurion, die Unabhängigkeit erklärte, griffen Syrien, Irak, Libanon, Ägypten und Jordanien den neu gegründeten Staat an. Dessen Existenzrecht wollten die Angreifer sie nicht anerkennen. Im Kampf gegen Syrien, Irak, Libanon, Ägypten und Jordanien konnte Israel sein Staatsgebiet erweitern, infolge des Krieges wurden über 700.000 Araber aus Palästina vertrieben.
Diese leben teilweise noch heute in Flüchtlingslagern. Die Zahl der Flüchtlinge wird mittlerweile auf fünf Millionen Menschen geschätzt.
Krieg in Israel: Das sind die Ursprünge und Ziele der Hamas
Israel eroberte im Jahr 1967 im Sechstagekrieg unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem. Diese Gebiete beanspruchen die Palästinenser jedoch für einen unabhängigen Staat Palästina. 1987 – kurz nach Beginn der ersten palästinensischen Aufstände gegen Israel, der sogenannten Intifada – wurde die Organisation Hamas gegründet. Das Ziel der Gruppe ist die Zerstörung Israels und die Errichtung eines islamischen Staates Palästina. Hamas ist die Abkürzung der arabischen Bezeichnung für „Islamische Widerstandsbewegung“. Das Wort selbst bedeutet „Eifer“ oder „Kampfgeist“.
Israel gegen die Hamas
Israel hat seit dem Jahr 2008 drei Kriege gegen die Hamas geführt. Beim bisher folgenschwersten Gaza-Krieg im Sommer 2014 wurden mehr als 2200 Palästinenser getötet, in der Mehrheit Zivilisten. Auf israelischer Seite gab es 74 Tote, die Opfer waren vor allem Soldaten.
Die ideologischen Wurzeln der Gruppe liegen laut der Bundeszentrale für politische Bildung ebenso wie beim islamischen Dschihad in der Muslimbruderschaft. Gleichzeitig sah sich die Hamas als Gegenpol zur palästinensischen Befreiungsorganisation PLO. Anfangs war die Hamas nicht militärisch, sondern als Wohltätigkeitsorganisation tätig. Unter anderem finanzierte die Gruppe Schulen und andere soziale Einrichtungen und fand dadurch in der verarmten Bevölkerung des Gazastreifens großen Zuspruch.
Krieg in Israel: Palästinenser sind gespalten - Hamas vs. Fatah-Bewegung von Abbas
Bei den bisher letzten Wahlen in den palästinensischen Gebieten 2006 gewann die Hamas gegen die Fatah-Bewegung des Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas, doch der Westen erkannte das Ergebnis nicht an. Daraufhin brach ein kurzer militärischer Konflikt mit Fatah-Kämpfern aus. Nach Kämpfen gelang es der Hamas im Sommer 2007, die Kontrolle über den Gazastreifen zu übernehmen. Israel verhängte daraufhin eine Blockade über das dicht besiedelte Küstengebiet, was zu Armut und Unterversorgung in der Region führte. Laut UN-Angaben leben die mehr als zwei Millionen Menschen im Gazastreifen unter sehr schlechten Bedingungen.
Etwa 80 Prozent der Menschen in der Region sind auf Lebensmittelhilfe angewiesen, wie Hilfsorganisationen berichten. Der Konflikt zwischen Hamas und Fatah zeigt, dass auch die Palästinenser untereinander gespalten sind. Während die Hamas Israel das Existenzrecht vollständig abspricht, fordert die Palästinenserführung einen eigenen Staat im Westjordanland und im Gazastreifen mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt. Im Juli gab es jedoch Gespräche zwischen dem palästinensischen Präsidenten Abbas und dem Hamas-Vorsitzenden Ismail Hanija unter Vermittlung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.
Israel, EU und USA stufen Hamas als Terrororganisation ein
Die Essedin-al-Kassam-Brigaden sind der bewaffnete Arm der Hamas, sie haben sich auch zu dem Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 bekannt. Die EU, USA und Israel stufen die Gruppe als Terrororganisation ein. Zuletzt kam es immer wieder zu Spannungen zwischen Israel und den Palästinensern. UN-Generalsekretär António Guterres hatte die rechts-religiöse Regierung Israels kürzlich aufgefordert, „alle Siedlungsaktivitäten in den besetzten palästinensischen Gebieten unverzüglich und vollständig einzustellen.“. Die Siedlungen seien eine eklatante Verletzung des Völkerrechts und ein Hindernis für die Umsetzung einer tragfähigen Zwei-Staaten-Lösung, so die UN im Juni. (Bettina Menzel)
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