1. Startseite
  2. Politik

„Israel stoppen“: Erdogan will beim Nato-Gipfel Durchbruch im Gaza-Krieg erreichen

Kommentare

Beim Nato-Gipfel in Washington will Erdogan den Gazakrieg auf die Tagesordnung setzen. Doch der Präsident der Türkei ist isoliert.

Washington – Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan nimmt an dem am Dienstag (9. Juli) beginnenden Nato-Gipfel in Washington teil. Vor seiner Abreise machte Erdogan klar, dass er den Gazakrieg auf die Tagesordnung der Nato-Staatschef setzen möchte. „Wir werden die anhaltenden Massaker an der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen auf die Tagesordnung setzen, wo unsere gemeinsamen Werte auf ihre Aufrichtigkeit geprüft werden“, kündigte er an.

Der türkische Präsident erklärte vor seinem Abflug in Ankara, es gelte „zu betonen, dass die internationale Gemeinschaft versagt hat, Israel zu stoppen“. Das „ Weltgewissen“ könne erst dann „aufatmen“, wenn ein gerechter und dauerhafter Frieden in Palästina erreicht sei. Dies alles wolle er auf höchster Ebene zur Sprache bringen und in bilateralen Treffen mit den anderen Staats- und Regierungschefs erörtern.

Erdogan: Israel verhandele in Doha über Waffenstillstand im Gazakrieg

In Doha sollen laut der Nachrichtenagentur AFP ab Mittwoch (10. Juli) Gespräche für einen Waffenstillstand im Gazastreifen und die Freilassung von israelischen Geiseln laufen. Vertreter des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossads und der CIA seien zu diesem Zweck nach Katar gereist. „Sowohl unser Geheimdienstchef als auch unser Außenminister verfolgen diesen Prozess“, sagte Erdogan dazu. „Wir hoffen, dass wir das Ergebnis, das wir erwarten, in kurzer Zeit erhalten werden.“

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan fordert einen Waffenstillstand im Gazakrieg.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan nimmt auch am Nato-Gipfel in Washington teil. © IMAGO/Beata Zawrzel

Seit Überfall der Hamas verschlechterte sich Verhältnis zwischen Israel und Erdogan

Seit dem Überfall der Hamas auf Israel mit rund 1.300 Toten und dem anschließenden Krieg im Gazastreifen haben sich die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei drastisch verschlechtert. „Als Türkei haben wir beschlossen, der Klage Südafrikas gegen Israel wegen Völkermordes vor dem Internationalen Gerichtshof beizutreten“, teilte Außenminister Hakan Fidan am 1. Mai mit. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums wurden im Gazakrieg bislang über 38.000 Palästinenser getötet.

Israelischer Außenminister nennt Erdogan „Tyrann, Aufwiegler und Lügner“

Auch gab es immer wieder Verbalattacken zwischen beiden Ländern. So hatte Erdogan den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit Hitler verglichen und die Hamas als Befreiungsorganisation bezeichnet, die ihr Land und Volk verteidigen. Die Antwort ließ sich vor allem der israelische Außenminister Israel Katz nicht nehmen. „Der türkische Präsident ist ein Tyrann, Aufwiegler und Lügner. Seien Sie still und schämen Sie sich“, entgegnete der israelische Topdiplomat auf X.

142 US-Abgeordnete fordern Maßnahmen gegen Erdogan

Erdogan ist dagegen im Westen zunehmend isoliert. Das Vertrauen in den scheinbar starken Mann in Ankara ist mehr als erschüttert. 142 demokratische und republikanische US-Abgeordnete hatten vor Beginn des Nato-Gipfels US-Präsident Joe Biden in einem gemeinsamen Brief dazu aufgefordert, Maßnahmen gegen die türkische Regierung zu ergreifen. Grund dafür sind vor allem Menschenrechtsverstöße, insbesondere nach dem Putschversuch vom 15. Juli 2016.

Die Türkei steckt in einer Wirtschaftskrise und braucht dringend Investoren aus dem Westen. Doch angesichts des mangelnden Vertrauens in das Land und in seine Führung bleiben wichtige Investitionen aus.

Stattdessen scheint die Türkei das Interesse Chinas zu wecken. Der weltweit größte Hersteller von Elektroautos, BYD, und will in dem Land jährlich 150.000 Fahrzeuge herstellen. Ein entsprechendes Abkommen dazu wurde am Montag von Konzernchef Wang Chuanfu und Industrieminister Mehmet Fatih Cakir unterzeichnet. Auch Erdogan war dabei anwesend.

Auch interessant

Kommentare

Teilen