Aus dem Kurs: Internationale Personalentwicklung

360-Grad-Feedbacks

Damit Sie sich ein wirklich umfassendes Bild des Mitarbeiters aus verschiedenen Perspektiven machen können, empfehle ich die Durchführung eines 360° Feedbacks bzw. Multi-Rater Feedbacks. 360° Feedback heißt, dass jeder Potenzialträger im Unternehmen eine Rückmeldung von unterschiedlichen Stakeholdern erhält. Dies kann der direkte Vorgesetzte sein, die unmittelbaren Kollegen, die Geschäftspartner und die Kunden oder Investoren. So erhält jeder aus mehreren Richtungen ein umfassendes Feedback zu seiner Leistung und seinem Verhalten. Das Feedback sollte immer auch eine Selbsteinschätzung enthalten. Mit dem 360° Feedback stellen Sie somit Mitarbeitergespräche auf eine äußerst differenzierte Basis. Ein 360° Feedback ist ein Instrument zur Beurteilung der Kompetenzen und Verhaltensweisen von Mitarbeitern sowie Fach- und Führungskräften aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Beurteilt werden dabei im Idealfall nur diejenigen Kompetenzen und Verhaltensweisen, die für den Erfolg des Unternehmens relevant sind. Durch Abgleichen der Eigen- und der Fremdeinschätzung können Potenziale besser erkannt werden. In der Praxis wird dies meist mithilfe standardisierter Fragen oder Aussagen in Kombination mit sogenannten Likert-Skalen umgesetzt. Likert-Skalen sind nach dem US-amerikanischen Sozialforscher Rensis Likert benannt. Mithilfe von Fragebögen können die Feedbackgeber auf einer vorgegebenen Skala mehr oder weniger stark einer Aussage zustimmen. Beispielsweise können Sie fragen, wie umfangreich sind auf einer Skala von 1-7 die Kenntnisse des Mitarbeiters Schulze im internationalen Projektmanagement. 1 bedeutet keine Kenntnisse und 7 bedeutet umfangreiche Kenntnisse. Likert-Skalen erleichtern die anschließende Auswertung und machen die Ergebnisse messbar. Je nach Unternehmensgröße kann das Entwickeln gut strukturierter 360° Feedbackbögen ein komplexes und zeitintensives Unterfangen werden. Der Prozess der Datenerhebung muss mit Fingerspitzengefühl durchgeführt werden und es muss auf Anonymität der Feedbackgeber geachtet werden. Wenn Sie mit 360° Feedbacks noch nicht viel Erfahrung haben, lassen Sie sich gegebenenfalls von einem externen Experten beraten. Mit einem 360° Feedback können Sie vier Ziele erreichen: 1. Sie erhalten ein umfassendes Bild des aktuellen Leistungsstands. 2. Sie können Entwicklungsmaßnahmen und Veränderungsprozesse einleiten 3. Sie identifizieren die Top-Performer im Unternehmen und bilden eine Grundlage für die Nachfolgeplanung, das sogenannte Succession Planning. Nachfolgeplanung bezieht sich meist auf die höhere Managementebene und Führungspositionen. 4. Sie überdenken Anreiz- und Entlohnungssysteme und entwickeln gegebenenfalls neue. Bitte denken Sie daran, dass kein Feedbacksystem vollständig objektiv und absolut neutral sein kann. Mithilfe eines deiner 360° Feedbacks minimieren Sie aber definitiv die Gefahr einer zu einseitigen Beurteilung eines Mitarbeiters. Heute bewertet jeder jeden unabhängig davon, ob es Führungskräfte, Fachkräfte oder Mitarbeiter sind. Insofern können 360° Feedbacks auch zu flacheren Hierarchien in Unternehmen beitragen.

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