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Günstiger, grüner Strom? Die zweifelhafte Idee des britischen Energie-Staatskonzerns

Neue Offshore-Windkraftwerke sind Teil des Plans von Great British Energy Neue Offshore-Windkraftwerke sind Teil des Plans von Great British Energy
Neue Offshore-Windkraftwerke sind Teil des Plans von Great British Energy
Quelle: Getty Images/Abstract Aerial Art
Die Labour-Partei verspricht, Großbritannien zur Energie-Supermacht zu machen. Great British Energy soll der Konzern heißen, der eine zentrale Rolle in ihrem „grünen Wohlstandsplan“ spielt. Doch Ökonomen zweifeln an der Ankündigung, der Konzern könne Energie verbilligen.
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Als „spitzenmäßig“ kündigt Ed Miliband, Energieminister im britischen Labour-Schattenkabinett, das Projekt an. „Es wird Strom- und Gasrechnungen senken, es wird gute Jobs schaffen, es wird uns Energiesicherheit verschaffen, und es wird die Klimakrise anpacken.“

Great British Energy (GBE) heißt die Wunderwaffe, ein staatlicher Energiekonzern, den die Labour-Partei in Aussicht stellt, sollte sie, wie von Meinungsforschern erwartet, am 4. Juli die Unterhauswahlen gewinnen.

Energiepolitik spielt eine zentrale Rolle beim „grünen Wohlstandsplan“ im Wahlprogramm von Labour. Die Partei verspricht, Großbritannien zu einer Supermacht in Energiefragen zu machen, unter anderem soll ein deutlicher Ausbau von erneuerbaren Energien Tausende von Arbeitsplätzen schaffen.

Mit den Plänen zur Verstaatlichung von Energieunternehmen, die Labour unter Jeremy Corbyn, dem Vorgänger von Keir Starmer als Parteivorsitzender, vor fünf Jahren formuliert hatte, hat GBE nichts zu tun. Stattdessen soll das neue Unternehmen einer von zahlreichen Akteuren im britischen Energiemarkt werden.

Unter anderem soll es als Co-Investor auftreten, um innovativen Technologien zum Durchbruch zu verhelfen. Als Beispiele nennt Labour schwimmende Windkraftanlagen, Gezeitenkraftwerke und grünen Wasserstoff.

Reife Energiequellen wie Wind, Solarenergie und Kernkraft soll es weiter ausbauen helfen. Außerdem soll es gemeinsam mit städtischen und regionalen Verwaltungen lokale Projekte vorantreiben, etwa Solarpanele für Gebäude oder Windkraftanlagen, deren Strom direkt einer Gemeinde zugutekommt.

Die Konservativen wollen sich mehr Zeit mit dem Umbau der Energiewirtschaft lassen

„Großbritannien wird wieder zur Energie-Supermacht, die sauberen Strom in alle Welt exportiert und unsere wirtschaftliche Zukunft kontrolliert“, sagt Miliband. GBE spielt dabei eine wichtige Rolle, genau wie bei dem Ziel der Partei, bis 2030 die Zwischenziele bei der Dekarbonisierung zu erreichen, sollte sie die Wahlen gewinnen.

Die regierenden Konservativen wollen erst 2035 so weit sein, um dann bis 2050 die gesetzlich festgeschriebenen Netto-Null-Emissionen zu erreichen – und Energieministerin Claire Coutinho schimpft die Idee von GBE einen „Gimmick“.

Details zur genauen Aufstellung und Funktionsweise von GBE sind noch rar. Doch „Labours Plan für Great British Energy heißt nicht, einen nationalen Anbieter vom Format vom [mehrheitlich staatlichen französischen Energiekonzern] EDF aufzubauen“, sagt Renaud Foucart, Dozent für Volkswirtschaftslehre an der Universität Lancaster.

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Statt für viel Geld die Öl- und Gasförderung in der Nordsee oder vorhandene Kraftwerke zu übernehmen, gehe es vielmehr darum, verschiedene Aspekte von Energiegewinnung und -verteilung unter einem Dach zu vereinen.

Der Vorstoß stößt auf Zustimmung. Unterstützung kommt etwa von Patrick Vallance, bis zum vergangenen Jahr oberster wissenschaftlicher Berater der Regierung. In Sachen sauberer Energie passiere bisher längst nicht so viel, wie er es für nötig halten würde.

„So eine verrückte Idee ist das nicht, schließlich haben wir in der Energiebranche in aller Welt teilstaatliche Unternehmen“, sagt auch Cameron Hepburn, Professor für Umweltökonomie an der Universität Oxford. Grundsätzlich sei die Idee ein willkommener Vorstoß.

Dank der staatlichen Eigentümerstruktur dürfte das Unternehmen Zugang zu günstigerer Finanzierung haben, die es nutzen könnte für Projekte, die anders nicht zustande kommen. In anderen Fällen könnte GBE dazu beitragen, Investitionen deutlich zu beschleunigen.

Floating Wind sei ein gutes Beispiel – ein potenziell riesiger Markt mit einer weitgehend etablierten Technologie, die einigen Anbietern aber derzeit noch zu riskant erscheinen könnte.

„Hier könnte man sich vorstellen, dass Great British Energy partnerschaftlich mit privaten Anbietern zusammenarbeitet, um so Vertrauen aufzubauen, dass die Risiken beherrschbar sind.“ So könnte GBE zu einer Art Katalysator für weitere Investitionen und zusätzliche Projekte werden.

Doch mit schnellen Erfolgen rechnet Hepburn nicht. „Meine Sorge ist, dass das Ganze überverkauft wird, vor allem die Aussicht auf geringere Energierechnungen.“

Finanzierung von Great British Energy könnte auf Probleme stoßen

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Grundsätzlich sei es zwar richtig, dass die geplanten Maßnahmen zu niedrigeren Energiepreisen führen dürften. „Aber hier geht es um langfristige Investitionen, es wird dauern, die Kosten zu drücken.“

Zumal die finanziellen Mittel begrenzt sind. 8,3 Milliarden Pfund (9,8 Milliarden Euro) sollen GBE im Laufe der nächsten Legislaturperiode von fünf Jahren zur Verfügung stehen. 3,3 Milliarden davon sind bereits für Energieprojekte auf regionaler Ebene verplant, hauptsächlich im Bereich erneuerbarer Energie und niedriger Emissionen.

Doch auch diese Finanzierung könnte auf Probleme stoßen, warnen Beobachter. Einen erheblichen Beitrag sollen höhere Sondersteuern auf die Gewinne von Öl- und Gasförderern in den britischen Nordseegewässern liefern.

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Sechs Milliarden Pfund sind im Wahlprogramm der Partei dafür angesetzt. Doch die höheren Steuern dürften rasch auf die Investitionen durchschlagen, erläutert Chris Wheaton, Analyst der Investmentbank Stifel. „Niedrigere Investitionen werden einen raschen Abfall der Produktion nach sich ziehen – bis 2030 werden deutlich weniger Fässer Öl zu besteuern sein.“

Für GBE könnten sich noch andere Finanzierungsquellen auftun. Für die selbst gesteckten Ziele der Labour-Partei zur Reduzierung der Emissionen wird der Beitrag aber überschaubar bleiben. Die Branchenexperten von Aurora Energy Research haben die nötigen Investitionen in erneuerbare Energiequellen in den kommenden zehn Jahren mit 116 Milliarden Pfund berechnet.

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