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Bad Oeynhausen

„Ich habe sehr viel Wut in mir, aber das ist normal, wenn man ein Kind verliert”

Veröffentlicht am 27.06.2024Lesedauer: 4 Minuten

Nach einer brutalen Attacke in Bad Oeynhausen ist ein 20-Jähriger gestorben. Fabian Rickel von der Polizei Bielefeld beschreibt die Angreifer-Gruppe gegenüber WELT TV: „Es soll sich um zehn junge Männer mit südländischem Erscheinungsbild, teilweise in Trainingsjacken, handeln.“

Der brutale, letztlich tödliche Angriff auf einen 20-Jährigen im Kurpark von Bad Oeynhausen (Minden-Lübbecke) hat eine ganze Region erschüttert. Nun erzählen die Eltern von Philippos T., wie sehr sie unter dem Tod ihres Sohnes leiden.

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Es war ein heiterer, vermutlich auch ausgelassener Tag. Familienfotos zeigen Philippos T. im weißen Hemd neben seiner kleinen Schwester, sie trägt eine Schärpe, die auf ihr gerade erst bestandenes Abitur verweist.

Der Schulabschluss des Jahrgangs sollte denn auch gebührend gefeiert werden. Die Abiturienten des Ratsgymnasiums Minden hatten deshalb für den vergangenen Samstagabend einen Abiball im Kronpalais des Kurparks von Bad Oeynhausen (Nordrhein-Westfalen) organisiert. Der 20 Jahre alte Philippos T. war auch eingeladen. Er kam gemeinsam mit einem Freund, 19, der aus Porta Westfalica stammt.

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Die Feier endete für die beiden Freunde tragisch, in einem Fall gar tödlich: Beide trafen gegen 1.30 Uhr am Sonntagmorgen im Kurpark auf eine größere Gruppe junger Männer.

Was danach geschah, ermittelt derzeit die Mordkommission „Palais“ aus dem benachbarten Bielefeld. Angeblich soll ein Streit vorausgegangen sein, dem eine harte körperliche Auseinandersetzung folgte. Insbesondere Philippos T. bekam die ganze Wut der Angreifer ab, er erlitt bei der Prügelei schwerste Kopfverletzungen.

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Am Dienstag wurde der junge Mann, dessen Familie in Minden lebt, offiziell für tot erklärt, WELT hatte berichtet. In der Region, aber auch deutschlandweit löste sein gewaltsamer Tod große Betroffenheit aus.

„Wir haben alles versucht. Wir haben viel gebetet“

Der Sender RTL hat nun mit den Eltern gesprochen. „Er wollte nur seinen Spaß haben beim Abiball mit seiner Schwester und seinen Freunden“, wird Philippos‘ Vater Dimitris T. zitiert. Auch die Mutter des 20-Jährigen kommt zu Wort. „Er wurde umgebracht, knallhart. Da hat sich keiner Gedanken gemacht!“, sagt Joanna S. unter Tränen.

Äußerlich habe man ihrem Sohn kaum etwas angesehen, verrät die Mutter über seine Zeit im Krankenhaus. Philippos‘ habe laut den Ärzten aber schwere Hirnblutungen erlitten. „Das war für mich kaltblütiger Mord. Ich kann es nicht fassen, dass mein Sohn ermordet worden ist“, so die Mutter.

Drei Tage nach den wohl tödlichen Schlägen und Tritten wurde der 20-Jährige im Krankenhaus offiziell für hirntot erklärt. „Wir haben alles versucht. Wir haben viel gebetet. Wir haben den Pastor gerufen, Freunde sind in die Kirche gegangen. Leider hat es nichts geholfen“, so die mehrfache Mutter zu den RTL-Reportern.

Für die Angehörigen ist das Ganze schwer zu begreifen und noch schwerer zu verarbeiten, wie der TV-Beitrag deutlich macht.

Gerade erst eine eigene Wohnung bezogen

„Für mich war und ist eine Welt zusammengebrochen. Ich hätte mir nie vorgestellt, dass so etwas passiert!“, sagt auch Vater Dimitris T. „Mein Sohn war der beste Junge der Welt“, sagt er in dem TV-Beitrag dann noch, und: „Ich habe sehr viel Wut in mir, aber das ist normal, wenn man ein Kind verliert“.

Der „Bild“-Zeitung erzählte der Vater, dass sein Sohn gerade erst seine erste eigene Wohnung bezogen und eine Ausbildung als Hotelfachmann begonnen habe. „Sein Leben ging doch gerade erst los“, so Dimitris T. weiter. „Die Gewalt muss endlich aufhören. So etwas kann jedem Kind passieren – und kein Vater und keine Mutter soll so etwas erleben müssen.“

Philippos‘ Familie und seine Freunde, die unter anderem ein (mittlerweile geschlossenes) Crowdfunding im Netz initiiert haben, hoffen nun, dass die Täter gefasst werden. Gesucht wird eine bis zu zehnköpfige Gruppe junger Männer, die, so deutete es die Polizei in ihrem Fahndungsaufruf an, möglicherweise einen Migrationshintergrund haben.

An Spekulationen über die Herkunft der mutmaßlichen Täter, wie sie derzeit vielfach im Internet kursieren, wollen sich die Angehörigen an diesem Tag aber ausdrücklich nicht beteiligen.

Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln wegen Totschlags in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Die Mordkommission wertet aktuell Zeugenaussagen zum Geschehen aus, teilt ein Polizeisprecher mit. Man hoffe zudem auf weitere Hinweise aus der Bevölkerung, um sich ein besseres Bild zu machen.

In Bad Oeynhausen (50.000 Einwohner) wurden derweil Blumen am Tatort im Kurpark abgelegt. Die Stadt und das Ratsgymnasium planen zudem Gedenkveranstaltungen für den Verstorbenen. Philippos‘ 19 Jahre alter Begleiter wurde laut Polizeiangaben deutlich weniger schwer verletzt, er hat das Krankenhaus nach WELT-Informationen bereits verlassen können.

krott