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Unwetter

Tornado-Verdacht in Sachsen – Drohne filmt Schneise der Verwüstung

Veröffentlicht am 19.06.2024Lesedauer: 4 Minuten

Eine sogenannte Superzelle tobte sich im Norden Sachsens aus. In Gröditz meldete die Feuerwehr einen Tornado. WELT-Reporter Max Hermes berichtet aus der Stadt im Landkreis Meißen.

Am Dienstag sind Teile des Landes von Unwettern betroffen gewesen, für den Mittwoch hat der Deutsche Wetterdienst, DWD, Entwarnung gegeben. Hagel, Sturm- und Orkanböen zogen von NRW bis Sachsen – dort wurde ein Tornado gesichtet.

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Im Landkreis Meißen hat ein Unwetter am Dienstag teils erhebliche Schäden verursacht. Es könnte auch sein, dass in der Kleinstadt Gröditz ein Tornado gewütet hat. Die Feuerwehr habe mithilfe von Drohnenaufnahmen eine Schneise erkannt, die auf einen Tornado hinweisen könnte, teilte die Sprecherin der Stadtverwaltung Gröditz am Mittwochmorgen mit.

Rund 77 Einsätze habe es in der Kleinstadt infolge des Unwetters gegeben. Eine Hochspannungsleitung und eine Bahnstrecke seien beschädigt worden. Darüber hinaus berichtete die Sprecherin von abgedeckten Dächern, beschädigten Autos und umgekippten Bäumen. Die Feuerwehr war auch am Mittwoch noch vor Ort im Einsatz.

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Ob in Gröditz tatsächlich ein Tornado entstanden ist, ist bislang aber nicht sicher geklärt. Eine Expertengruppe werte noch die Daten aus, sagte Meteorologe Florian Engelmann vom Deutschen Wetterdienst (DWD) am Mittwochmorgen. „Nur weil es große Windgeschwindigkeiten und Schäden gab, muss es nicht zwangsläufig ein Tornado gewesen sein“, so Engelmann. Allerdings seien die Bedingungen, unter denen ein Tornado entstehen könnte, gegeben gewesen.

Unwetter über Sachsen
In Nauwalde, einem Ortseil von Gröditz, knickte ein Strommast bei dem Unwetter umQuelle: dpa/Bernd März

Dazu zähle etwa eine zu Gewittern neigende Luftmasse, eine niedrige Wolkenuntergrenze in einer Höhe von 800 bis 1000 Metern über dem Boden sowie große Unterschiede in den Windrichtungen auf engem Raum. Erst diese würden die Rotationsbewegung eines Tornados ermöglichen, so Engelmann. Auch wegen dieser Faktoren sei es schwierig, Tornados vorhersagen zu können. Allerdings sei das Wetterereignis in Deutschland selten.

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Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat alle Unwetterwarnungen inzwischen aufgehoben. Die Meteorologen hatten von einer „Schwergewitterlage“ gesprochen, vorsichtshalber schlossen am Dienstag mehrere Fanmeilen in NRW,, in Thüringen kam es zu Aquaplaning und Hagelschäden. Die Gefahr ist aber noch nicht gebannt: Örtlich können weitere starke Gewitter auftreten.

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Die Unwetterlage vom Dienstag lesen Sie hier:

Vermutlich durch Aquaplaning wegen starken Regens geriet in Thüringen auf der Autobahn A4 ein Auto ins Schleudern und pralle mit einem Lkw, der Gefahrgut geladen hatte, zusammen. Der Lkw fing aus bisher ungeklärten Gründen Feuer, wie die Polizei am Dienstagabend mitteilte.

Im thüringischen Hildburghausen räumen Einsatzkräfte eine Straße von Hagel – teils vier Zentimeter maßen die Körner
Im thüringischen Hildburghausen räumen Einsatzkräfte eine Straße von Hagel – teils vier Zentimeter maßen die KörnerQuelle: dpa/Steffen Ittig

Die Autobahn musste aufgrund potenziell gefährlicher Rauchentwicklung zwischenzeitlich in beide Fahrtrichtungen voll gesperrt werden. Die Feuerwehr ließ die Ladung vor Ort kontrolliert abbrennen. Am späten Dienstabend waren die Arbeiten noch im Gange. Die Bevölkerung wurde dazu angehalten, in Teilen Weimars da die Türen und Fenster geschlossen zu halten. Welche Art Gefahrgut der Lkw geladen hatten, teilten die Behörden nicht mit.

Mehrere Fußball-Fanmeilen geschlossen

Bei einem Unwetter in Südthüringen beschädigten im Verlauf des Dienstagabends größere Hagelkörner mehrere Autos und Wellblechdächer. Menschen seien nicht verletzt worden, teilte ein Polizeisprecher am Abend auf Anfrage mit. Zudem war zwischenzeitlich eine örtliche Kreisstraße im Landkreis Hildburghausen komplett mit golfballgroßen Hagelkörnern bedeckt. Die Straße sei inzwischen wieder geräumt und befahrbar. Unfälle habe es keine gegeben.

Eine Unwetterfront aus dunkelgrauen Wolken am Dienstag in Thüringen
Eine Unwetterfront aus dunkelgrauen Wolken am Dienstag in ThüringenQuelle: dpa

Das Wetter hat auch Konsequenzen für die Fußball-EM. In mehreren Städten bleiben die Fanmeilen am Dienstag geschlossen, darunter Dortmund, Köln, Düsseldorf, Gelsenkirchen und Berlin.

Besonders betroffen von dem Schritt ist Dortmund: Dort wollten um 18 Uhr viele türkische Fußball-Anhänger das Auftaktspiel ihrer Mannschaft gegen EM-Neuling Georgien anschauen. Bis zu 80.000 türkische Fans sollen in Dortmund sein, sie wollten sich schon vor dem Spiel in den entsprechenden Bereichen versammeln. Auch die mit den Fan-Verbänden beider Nationen geplanten Meeting Points wurden nach Angaben der Stadt abgesagt.

Fanzone in Dortmund beim Spiel Italien gegen Albanien
Fanzone in Dortmund beim Spiel Italien gegen AlbanienQuelle: dpa/Sascha Thelen

„Dortmund hat sich auf eine große Fan-Party mit zehntausenden türkischen und georgischen Fans in der Stadt gefreut und vorbereitet“, sagte Martin Sauer, Beauftragter der Stadt Dortmund für die EURO 2024: „Die Sicherheit der Fans in unserer Stadt hat für uns aber Priorität.“

Die Regenfälle haben in der Stadt für ungefähr 20 Einsätze der Feuerwehr gesorgt. Mehrere Straßen seien überflutet worden, auch eine U-Bahn-Station sei mit rund zehn Zentimetern Wasser vollgelaufen, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Verletzt worden sei niemand.

Auf der A42 sei im Autobahnkreuz Herne die Fahrbahn in Richtung Dortmund überflutet worden, berichtete zudem ein Sprecher der Polizei Münster. Die Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer könnten dort jedoch langsam entlangfahren.

Derweil sind im nordrhein-westfälischen Grevenbroich in zwei Fällen Autoinsassen aus ihren Fahrzeugen gerettet worden. Die Personen seien mit ihren Fahrzeugen in überfluteten Unterführungen hängen geblieben, teilte die Feuerwehr der Stadt mit. In Teilen der Stadt habe das Wasser in Kellern teils bis zu einem Meter hoch gestanden.

Nach einer kurzen wetterbedingten Unterbrechung wurde die EM-Fanzone in Leipzig im Verlauf des Dienstagabends wieder geöffnet. Das Schlimmste sei überstanden, teilte eine Sprecherin für die Fanzone auf dem Leipziger Augustusplatz auf Anfrage mit. Wegen eines angekündigten Unwetters hatte die Fanzone zwischenzeitlich schließen müssen. Die dunklen Wolken mit örtlichen Schauern seien vorbeigezogen.

dpa/AFP/krei/sebe/säd/jag/sos