WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Sport
  3. Fußball
  4. EM
  5. EM 2024, Türkei: Faeser fordert Konsequenzen nach Wolfsgruß – Uefa leitet Verfahren ein

Präsentiert von
EM Türkei-Spiel

Faeser fordert Konsequenzen nach Wolfsgruß-Jubel – Uefa leitet Verfahren ein

Ressortleiter Sport
„Ich bin sehr stolz darauf, ein Türke zu sein. Das war Sinn der Geste“

Ein Torjubel mit Beigeschmack: Der 26-jährige Matchwinner Merih Demiral bringt die Türkei ins Viertelfinale – und jubelt anschließend mit dem nationalistischen Wolfsgruß. Die Bedeutung will der doppelte Torschütze nicht gekannt haben.

Quelle: WELT TV

Autoplay
Merih Demiral schießt die Türkei ins EM-Viertelfinale. Sein politischer Jubel könnte aber Folgen haben. Die Innenministerin nennt diesen „völlig inakzeptabel“. Die Uefa ermittelt bereits. Es gibt bei diesem Turnier schon einen Präzedenzfall.
Hier können Sie unsere WELT-Podcasts hören
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Diese Szene könnte noch ein Nachspiel haben: Merih Demiral war der große Held beim türkischen Achtelfinalsieg gegen Österreich. Der Defensivspieler erzielte beim 2:1 (1:0) in Leipzig beide Tore und schoss seine Mannschaft so ins EM-Viertelfinale gegen die Niederlande. Ob Demiral aber am Samstag um 21 Uhr im Berliner Olympiastadion auf dem Platz stehen wird, ist derzeit offen.

Der 26-Jährige feierte seinen zweiten Treffer nämlich mit einer politischen Botschaft. Solche sind laut Uefa-Reglement verboten und werden sanktioniert. Demiral formte nach seinem zweiten Treffer am Dienstagabend im Leipziger Stadion mit beiden Händen den sogenannten Wolfsgruß, ein Handzeichen und Symbol der Grauen Wölfe.

Rangnicks Österreich raus – Türkei nach dramatischer Schlussphase im Viertelfinale

Die Türkei zieht mit einem 2:1 Sieg gegen Österreich ins EM-Viertelfinale ein. Demiral trifft für die Türken doppelt. Der Anschlusstreffer von Gregoritsch sorgt für eine hoch spannende Schlussphase. Die Highlights im Video.

Quelle: MagentaTV

Als Graue Wölfe werden die Anhänger der rechtsextremistischen „Ülkücü-Bewegung“ bezeichnet, die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Laut der Behörde gibt es allein in Deutschland über 11.000 Mitglieder der Bewegung. Antisemitismus und Antizionismus sind prägende Elemente der Ideologie. Als Feindbilder gelten Juden, Christen, Armenier, Griechen, Kommunisten, Freimaurer, Israel, die EU, der Vatikan und die Vereinigten Staaten. In Frankreich sind die Grauen Wölfe verboten, in Österreich darf der Wolfsgruß nicht gezeigt werden.

In der Türkei ist die ultranationalistische MHP ihre politische Vertretung und Bündnispartnerin der islamisch-konservativen AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte von Drittanbietern
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Der Fall erreichte schnell die politische Ebene. Am Morgen nach dem Spiel forderte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), mögliche Konsequenzen. Bei Kurznachrichtendienst X schrieb sie: „Die Symbole türkischer Rechtsextremisten haben in unseren Stadien nichts zu suchen. Die Fußball-Europameisterschaft als Plattform für Rassismus zu nutzen, ist völlig inakzeptabel. Wir erwarten, dass die Uefa den Fall untersucht und Sanktionen prüft.“ So kommt es auch. Am Mittwochvormittag gab die Uefa bekannt, ein Verfahren gegen Demiral eingeleitet zu haben.

Albaner Daku für zwei Spiele gesperrt

Tatsächlich gab es bei diesem Turnier bereits eine Sperre wegen eines ähnlichen Vorfalls. Der albanische Stürmer Mirlind Daku war für zwei EM-Partien gesperrt worden. Der 26-Jährige habe mit seinem Fehlverhalten nach der Partie der Albaner gegen Kroatien am 19. Juni in Hamburg (2:2) „den Fußball in Verruf“ gebracht, hieß es von der Uefa zur Begründung. Daku habe den Sport benutzt, um Botschaften nicht-sportlicher Natur zu vermitteln. Nach der Partie war zu sehen gewesen, wie er mit einem Megafon vor den albanischen Fans stand und offenbar nationalistische Gesänge anstimmte.

Der Türke Demiral, unter Vertrag beim saudi-arabischen Klub Al-Ahli, selbst sagte zu seinem Jubel: „Wie ich gefeiert habe, hat etwas mit meiner türkischen Identität zu tun. Deswegen habe ich diese Geste gemacht. Ich habe Leute im Stadion gesehen, die diese Geste auch gemacht haben.“ Es stecke „keine versteckte Botschaft“ dahinter: „Wir sind alle Türken, ich bin sehr stolz darauf, Türke zu sein und das ist der Sinn dieser Geste. Ich wollte einfach nur demonstrieren, wie sehr ich mich freue und wie stolz ich bin.“

Via X verbreitete Demiral noch vor der Pressekonferenz ein Foto des Jubels und schrieb dazu: „Glücklich derjenige, der sich als Türke bezeichnet“ – ein berühmtes Zitat des Begründers der Republik Türkei, Kemal Atatürk. „Das zeigt, dass er ein politisches Statement setzen will und den Fußball dafür missbraucht“, sagte der Autor Burak Yilmaz der „Sportschau“ über das Verbreiten des Fotos.

Im Stadion sagte Demiral noch, es werde hoffentlich noch mehr Gelegenheiten geben, diese Geste zu zeigen. Der Ball liegt nun bei der Uefa, die während ihrer Ermittlungen auch Druck von anderer Seite bekommt. „Seit Jahren bekomme ich von Anhängern der Grauen Wölfe, einer der größten rechtsextremen Gruppen in Deutschland, Morddrohungen. Dass Merih Demiral hier den rechtsextremen Wolfsgruß zeigt, ist eine Verhöhnung der Opfer“, schrieb Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal. „So bitter für die türkischen Fans.“

„Und das am Jahrestag der Anschläge von Sivas“

Anzeige

Auch die Gesellschaft für bedrohte Völker rief die Uefa auf, das Zeigen des Wolfsgrußes nicht zu dulden. „Am Jahrestag des Sivas-Massakers so prominent den Wolfsgruß zu zeigen, ist ein absoluter Skandal“, sagte der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido. „Die türkische Nationalmannschaft muss sich öffentlich vom Zeigen des rechtsextremen Symbols distanzieren.“

An dieser Stelle finden Sie Inhalte von Drittanbietern
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Die Türkische Gemeinde in Deutschland schrieb: „Es hat leider keine fünf Minuten gedauert, bis ein türkischer Spieler die Freude über den hart erkämpften 2:1-Sieg mit dem rechtsextrem Wolfsgruß komplett zerstört hat. Und das am Jahrestag der Anschläge von Sivas und während Ausschreitungen gegen Geflüchtete in der Türkei.“

Vor 31 Jahren hatte ein von religiösen Extremisten aufgehetzter islamistischer Mob ein Hotel im Stadtzentrum von Sivas in Brand gesteckt, in dem sich alevitische Schriftsteller, Sänger und Intellektuelle aufhielten. In den Flammen kamen 37 Menschen ums Leben, die meisten Opfer waren alevitischen Glaubens. Aleviten sind eine religiöse Minderheit in der mehrheitlich sunnitischen Türkei.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte von Drittanbietern
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Der Chef der ultranationalistischen türkischen Partei MHP, Devlet Bahceli, bezeichnete die Einleitung des Verfahrens hingegen als „Provokation“. Der Schritt sei „äußerst voreingenommen und falsch“. Die Uefa springe damit auf „den Zug des Übels“ derer auf, „die den Türken und der Türkei offensichtlich feindlich gesinnt sind“.

Demiral stand schon einmal im Fokus einer politischen Debatte. Bei einem Spiel in Frankreich 2019 hatten viele türkische Nationalspieler mit dem Militärgruß salutiert, um damit die türkischen Streitkräfte zu unterstützen, die am Militäreinsatz gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien beteiligt sind. Damals gab es einen kurzen Disput zwischen Demiral und Kaan Ayhan. Demiral soll den damaligen Bundesliga-Profi dazu animiert haben, ebenfalls zu salutieren.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema