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Bundesliga Traditionsverein

Dieser Abstieg spaltet den 1. FC Köln

Der 1. FC Köln ist zum siebten Mal in seiner Geschichte abgestiegen – doch diesmal fühlt es sich für die Fans besonders bitter an. Es gibt jetzt schon erhebliche Zweifel, ob ein Wiederaufstieg überhaupt möglich ist.

Nun also doch. Der 1. FC Köln muss nach dem 1:4 (0:3) beim 1. FC Heidenheim in die Zweite Liga. Köln war ab der 16. Minute ganz weit weg vom Relegationsplatz: Eren Dinkci brachte Heidenheim zunächst in Führung und legte in der 22. Minute auch das zweite Gegentor für den FC nach. Kevin Sessa (36.) besiegelte mit dem dritten Heidenheimer Tor praktisch schon in der ersten Halbzeit den Kölner Abstieg, daran änderte auch das Tor für Köln durch Steffen Tigges (64.) in der zweiten Halbzeit nichts. Zumal auch noch Jan-Niklas Beste (78.) für Heidenheim traf.

Das verflixte siebte Mal erfolgte am Samstag, auch wenn am vergangenen Wochenende, als das Schicksal fast schon besiegelt schien, plötzlich doch noch gehofft wurde. Der FC hatte da das bereits verloren geglaubte Heimspiel gegen den Mitkonkurrenten Union Berlin nach einem 0:2-Rückstand noch 3:2 gewonnen. Trainer Timo Schultz sprach anschließend davon, dass es möglicherweise eine der „kuriosesten Rettungen“ in der Bundesliga-Geschichte geben könnte. Da war der Wunsch der Vater des Gedanken.

Es geht für den einstmals stolzen Klub wieder runter. Und selbst wenn vor diesem letzten Spieltag ein Wunder beschworen worden war: Dieser Abstieg traf niemanden überraschend. Denn dass es schwer werden würde, war von Anfang an klar. Trotzdem hatte sich in den letzten Monaten einiges an Frust aufgestaut.

Das hängt vor allem damit zusammen, dass der Vereinsführung, die nach Ansicht vieler Anhänger die Hauptschuld trägt, fehlende Selbstkritik unterstellt wird. Tatsächlich hatte ein Interview, das Präsident Werner Wolf in der Woche vor dem 0:0 gegen Freiburg vor einer Woche, als die Mannschaft wahrscheinlich die letzte reelle Chance verspielt hatte, für Irritationen gesorgt. Denn darin hatte der Klubchef sämtliche personelle Konsequenzen ausgeschlossen. „Wir sind felsenfest von unserem Kurs überzeugt und werden auch mit dieser Geschäftsführung in die kommende Saison gehen“, hatte Wolf erklärt. Nachdem dies so auf der Homepage veröffentlicht worden war, gab es einen regelrechten Shitstorm.

„Der Kurs ist klar, Titanic ...Volldampf in den Eisberg“, kommentierte ein Fan den Beitrag, den der FC auch noch auf der Plattform X geteilt hatte – was sich als PR-technisches Desaster herausstellte. Zum einen, weil die Mannschaft zu diesem Zeitpunkt tatsächlich noch vage Hoffnungen auf den Klassenverbleib hegte – zum anderen, weil Wolf eine Botschaft verkündete, die zwar nicht völlig falsch war, aber in Anbetracht der massiven aktuellen Krise ziemlich instinktlos wirkte. Sein Plädoyer für personelle Kontinuität sei eine „bodenlose Frechheit“, schrieb ein erzürnter Anhänger.

„Teufelskreis opportunistischer Maßnahmen“

Der sich abzeichnende Abstieg eines Traditionsvereins erschwert ohnehin eine sachliche Debatte. Wolf wagte dennoch den zum Scheitern verurteilten Versuch. „Wir wollen den Teufelskreis opportunistischer Maßnahmen der vergangenen rund 35 Jahre durchbrechen“, hatte er erklärt und dann noch einmal auf die Zwänge verwiesen, denen der Klub unterworfen war.

Fehler der Vergangenheit sowie vor allem die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen haben den FC zu einem „Sanierungsfall“ gemacht. Es bestand Insolvenzgefahr, 60 Millionen Euro Schulden standen zu Buche. Sponsoring und TV-Einnahmen seien bereits vorab ausgegeben worden, um Löcher zu stopfen. Die Folge sei ein alternativloser Sparkurs gewesen, der zwar eine Schwächung der sportlichen Substanz impliziere.

Das ist objektiv alles richtig – allerdings hat die aktuelle Geschäftsführung vor allem auch in den vergangenen anderthalb Jahren gravierende Managementfehler begangen. Da ist vor allem die Transfersperre, die sich der Klub durch einen Regelverstoß bei der Verpflichtung eines slowenischen Junioren-Nationalspielers im Januar 2022 eingehandelt hatte und die ein Jahr darauf rechtskräftig wurde. Die Kölner durften deshalb in der vergangenen Winter-Transferperiode keinen neuen Spieler unter Vertrag nehmen und dürfen dies auch im kommenden Sommer nicht – was besonders ins Gewicht fällt, weil dann ja die Mannschaft für die Zweitligasaison zusammengestellt werden muss.

Diese Einschränkungen haben sicher ihren Teil zum Abstieg beigetragen. Denn die Mannschaft war, dies hat sich bereits in der Hinrunde abgezeichnet und sich dann auch nach dem Trainerwechsel fortgesetzt, nur bedingt wettbewerbsfähig. „Man muss der Wahrheit ins Gesicht schauen: Es sind zu wenig Tore“, sagte Schultz, der im Januar die Nachfolge von Steffen Baumgart angetreten war.

Kader war vor allem offensiv viel zu schwach

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Es war keineswegs so, dass es den Spielern an der Einstellung fehlte, aber es mangelte der Mannschaft einfach an Qualität, um ausreichend Tore zu erzielen. Gegen Freiburg vor einer Woche schossen die Kölner beispielsweise 20-mal auf das gegnerische Tor – ohne auch nur einen Treffer zu erzielen. Da liegt das bittere Fazit nahe: Mehr war einfach nicht drin. Der von Sportgeschäftsführer Christian Keller zusammengestellte Kader war vor allem in der Offensive zu viel schwach. „Wir hatten gedacht, dass wir eine bessere Bilanz herstellen können, das ist uns aber nicht gelungen“, sagte Keller.

Keller wird allerdings keine Konsequenzen fürchten müssen – falls es Wolf tatsächlich schaffen sollte, an seinem Vorsatz der personellen Kontinuität festzuhalten. Der Druck auf die Führung dürfte in den kommenden Tagen aber nochmal massiv zunehmen. Für Schultz dürfte dagegen sein Engagement schon bald Geschichte ein. Nur im Fall des Klassenerhalts hätte sich sein Vertrag automatisch um ein Jahr verlängert.

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Es dürfte alles andere als ein Selbstläufer werden, wieder in die erste Liga zurückzukehren. Denn Kellers Ziel, die Mannschaft weitgehend zusammenzuhalten – eine andere Strategie lässt die Transfersperre nicht zu – ist ein gewagtes. Der 19-jährige Justin Diehl, das gab der Klub am Donnerstag bekannt, wird zum VfB Stuttgart wechseln. Um das Offensivtalent hatten die Kölner lange und hart gekämpft.

Innenverteidiger Jeff Chabot (26), einer der wenigen Führungsspieler im Team, dürfte auch kaum zu halten sein. Chabot besitzt eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag, die mit Abstieg wirksam geworden ist. Auch an ihm soll der VfB interessiert sein. Die Mannschaft wird zwar nicht auseinanderfallen, doch es dürften mehrere schmerzliche Abgänge ins Haus stehen. Und die Möglichkeiten, diese zu kompensieren, sind nicht vorhanden.

„Der Verein bedeutet den Menschen in Köln alles. Und mir auch. Deshalb habe ich auch verlängert“, sagte Stürmer Mark Uth nach der Niederlage in Heidenheim: „Ich hoffe, weitere Spieler werden folgen. Ich wollte damit ein Zeichen setzen. Wir brauchen jeden Spieler, denn wir haben eine Transfersperre.“

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