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Genuss ohne Grenzen im Burgenland

Das Burgenland ist anders als der Rest Österreichs: Ohne hohe Gipfel, dafür mit Puszta, pannonischer Küche, schmucken Orten und Weingärten, in denen Spitzengewächse gedeihen. Ein perfektes Ziel für eine Genusstour zu Winzern, Toprestaurants und Heurigenlokalen.
Ressortleitung Reise
Von der Aussichtsplattform auf dem Eisenberg reicht der Blick über Burgenländer Weingärten und weit hinein in die ungarische Tiefebene Von der Aussichtsplattform auf dem Eisenberg reicht der Blick über Burgenländer Weingärten und weit hinein in die ungarische Tiefebene
Von der Aussichtsplattform auf dem Eisenberg reicht der Blick über Burgenländer Weingärten und weit hinein in die ungarische Tiefebene
Quelle: Alamy Stock Photo/Volker Preusser

Dies ist Grenzland. Im positiven Sinne. Hier vermischen sich Mittel- und Osteuropa. Hügelland und Pannonische Tiefebene. Weingärten und Puszta. Hier wurde der Eiserne Vorhang schon im August 1989 einen Spalt geöffnet. Vom Burgenland ist die Rede, seit 1921 Österreichs östlichstes Bundesland, zuvor gehörte der deutschsprachige Landstrich zur ungarischen Hälfte der Donaumonarchie. Beide Kulturen sind in den Köpfen und in der Geschichte grenzübergreifend präsent, zum Glück für Reisende auch in den Kochtöpfen und Weinkellern.

Lange galten die Burgenländer als Hinterwäldler. Heute sind sie stolz darauf, anders zu sein – Alpenrepublik ohne Alpen. Wie es sich für die Puszta gehört, scheint die Sonne hier an 300 Tagen im Jahr, es ist wärmer als im Rest des Landes, und weil die Landschaft meist flach ist, ist das Burgenland die Weinregion Österreichs – es umfasst zwar keine fünf Prozent der Landesfläche, trotzdem gedeihen hier 26 Prozent aller österreichischen Rebstöcke.

Das reicht pro Jahr für 100 Millionen Weinflaschen. Und zwar von herausragender Qualität: Die Weinbauern haben aus dem Glykolskandal der 80er-Jahre gelernt, der wie ein Urknall wirkte – Weine aus dem Burgenland zählen heute zu den besten Europas und machen die Gegend zu einer besonderen Genussregion. Am besten reist man in Etappen, so bleibt genug Zeit zum Probieren.

Etappe 1: Neusiedler See, am Westufer

Zum Einstieg geht es in die schönsten Städte am Neusiedler See: Rust und Purbach. Rust ist ein begehbares Flächendenkmal aus Barock und Renaissance, bewohnt von 1900 Menschen und 50 Storchenpaaren. Ein Spruch am Rathauskeller belegt die nachhaltige Hingebung der Ruster zum Wein: „Mir ist recht wohl, wenn ich bin voll.“ In und um Rust wurde schon im 8. Jahrhundert v. Chr. Wein gekeltert, der Ort beheimatet mit Herbert und Gerhard Triebaumer zwei Topwinzer. Ihr Weingut trägt die Initialen E.T., nach ihrem Vater Ernst Triebaumer.

Das Burgenland in Österreich
Quelle: Infografik WELT

Seine Söhne sind radikale Pioniere im biodynamischen Weinbau, sie lassen Schafe zwischen Reben grasen und pflanzen Obstbäume in die Weinhänge, „wir sind Naturbehüter und Rebenversteher“, sagt Gerhard. „Wir lassen unsere Weine werden, ohne Tricks im Weinkeller“, sagt Herbert. Mit Erfolg: E.T. wird immer wieder als eines der besten Weingüter Österreichs ausgezeichnet, ihr Blaufränkisch der Lage Mariental zählt zu den ganz großen Rotweinen des Landes und kostet ab Hof stolze 58 Euro.

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Nächster Genussort ist Purbach. Die Altstadt mit Wehrmauern, Stadttoren, Winzerhöfen und Bürgerhäusern ist das eine Highlight, das andere das Kellerviertel, erbaut um 1850. Ursprünglich dienten die rund 50 Weinkeller als kühler Lagerort, heute beherbergen sie einige Heurigenwirtschaften. Besonders urig: das Lokal „Höllisch-Sandhofer“, wo zum heurigen (frisch gekelterten) Wein rustikale Schmankerl wie Blunzenbrot mit Kren (Blutwurststulle mit Meerrettich) angeboten werden.

Im Lokal „Höllisch-Sandhofer“ serviert man zum heurigen Wein Blunzenbrot mit Kren, also Blutwurst mit Meerrettich
Im Lokal „Höllisch-Sandhofer“ serviert man zum heurigen Wein Blunzenbrot mit Kren, also Blutwurst mit Meerrettich
Quelle: Sönke Krüger

Alte Rezepte, aber neu interpretiert, sind das Markenzeichen von Max Stiegl. Der gebürtige Slowene bekam mit 21 Jahren als jüngster Koch aller Zeiten einen Michelin-Stern und serviert in seinem Wirtshaus „Gut Purbach“ konsequent Unkonventionelles: „Meine Küche ist Pannonien. Wir verwerten alles vom Tier.“ Spricht’s und tischt nacheinander Bibersalami (würzig), Fohlen-Rote-Bete-Tartar (intensiv), Taubenmagen (scharf) und Steppenbüffel-Ragout (feine Wildnote) auf.

Praktisch für alle, die zum Menü die Weinbegleitung bestellen: Man kann das Auto stehen lassen und in „Gut Purbach“ wohnen. Der liebevoll renovierte Weinlesehof bietet eine Handvoll Gästezimmer, deren Einrichtung wie Stiegls Küche ist: traditionell, aufgepeppt mit einer Portion Extravaganz.

Die Weine von Birgit Braunstein gedeihen auf unterschiedlichen Böden – was man schmeckt
Die Weine von Birgit Braunstein gedeihen auf unterschiedlichen Böden – was man schmeckt
Quelle: Sönke Krüger

Was Max Stiegl am Herd, ist Birgit Braunstein im Weinkeller: Spitzenklasse. Ihr 400 Jahre alter Hof liegt mitten in Purbach. Braunstein ist innovativ und bodenständig mit kosmischer Ader, aber nicht abgehoben. Ihr Motto lautet „lebe Freude!“, deshalb nimmt sie Besucher schon mal in ihre Weingärten mit, vermittelt ihnen mit Blick auf Rebstöcke, Blumenwiesen und den Neusiedler See ein Gefühl von Glück und lässt sie ihre Weine probieren, die auf unterschiedlichen Böden gedeihen.

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Der Kontrast ist prägnant: Weine von Kalkböden schmecken mineralisch mit Salznote, während Schiefergrund fruchtige, fast rauchige Weine hervorbringt. Ein Knaller ist die neue Linie Braunstein Brothers: Dahinter stehen Birgit Braunsteins Zwillinge Max und Felix, 25, deren unfiltrierte Naturweine zum Teil in der Amphore reifen. Beide boxen gern, das erklärt den kraftvollen Wumms ihres Weins, der vor allem ein junges Publikum begeistert und bis Kanada und Australien verkauft wird.

Ein Wort zum Thema Verkostung: Meist können Besucher Weine in den Kellereien vor Ort probieren (nach Voranmeldung). Das sollte aber nur tun, wer sich wirklich für Wein interessiert und die Absicht hat, ein paar Kisten zu ordern. Kein Winzer opfert gern Stunden für Besucher und schenkt zig Weine aus, um am Ende nur eine Flasche zu verkaufen.

Burgenland: Im Haus am Kellerplatz in Purbach gibt es eine Bar mit Verkostungsautomat zum Selbstzapfen der Weine
Im Haus am Kellerplatz in Purbach gibt es eine Bar mit Verkostungsautomat zum Selbstzapfen der Weine
Quelle: Sönke Krüger

Eine gute Probier-Alternative sind die vielen lokalen Vinotheken. Eine davon ist das Haus am Kellerplatz in Purbach mit 350 Weinen von 64 Winzern der Region; der Clou ist die Bar mit Verkostungsautomat zum Selbstzapfen. Wer vergleichen will, kostet Dutzende Sorten, die gekühlt im Weinspender stehen; der Preis startet bei 60 Cent für ein 25-Milliliter-Glas, abgerechnet wird nach Weinmenge und Grundpreis der Flasche.

Die größte Auswahl bietet die Selektion-Vinothek Burgenland in der schmucken Landeshauptstadt Eisenstadt – mit mehr als 850 Weinen von 140 Winzern. Vieles kann an der Bar und auf der Terrasse mit Blick auf Schloss Esterhazy probiert werden. Die Beratung ist hervorragend, Weinfachmann Gerald Rouschal weiß alles über burgenländische Weinregionen, lokale Weinsorten, Top- und Newcomer-Weine.

Burgenland: Schloss Esterhazy in Eisenstadt mit Weinmuseum im Keller
Barock: Schloss Esterhazy in Eisenstadt mit Weinmuseum im Keller
Quelle: Sönke Krüger

Unbedingt lohnt sich ein Abstecher ins barocke Schloss gegenüber. Im einstigen Weinkeller der Esterhazy-Fürsten residiert das Burgenländische Weinmuseum, etwas verstaubt zwar, aber hochinteressant für alle, die wissen wollen, wo die Reblaus zuschlug und wie Joseph Haydn (der am Esterhazy-Hof Kapellmeister war) bezahlt wurde: mit Wein, und zwar eimerweise. Zu sehen sind 700 historische Objekte, darunter ein geschnitztes Fass mit dem Konterfei von Kaiserin Sisi, der leider die Nase abhandengekommen ist, sie ähnelt der Sphinx im ägyptischen Gizeh.

Etappe 2: Neusiedler See, Seewinkel am Ostufer

Der Neusiedler See ist launisch: Im Schnitt kaum mehr als einen Meter tief, kann er in trockenen Perioden sogar komplett verschwinden, zuletzt 1865. Im Dürrejahr 2022 sank der Wasserstand um einen halben Meter, 2023 hat der See sich etwas erholt.

Für Naturgenuss ist der Seewinkel ein Muss, die Gegend zwischen Ostufer und Grenze. „Hier wandert aus Ungarn die Steppe herein, besonders im Sommer, wo es über der Ebene so still sein kann wie sonst nirgends auf der Welt“, schwärmte Heimito von Doderer.

Burgenland: Ein Ziehbrunnen im Grenzort Apetlon
Ein Ziehbrunnen im Grenzort Apetlon
Quelle: Sönke Krüger
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Ganz recht hatte der österreichische Schriftsteller nicht. Zwar mutet die Landschaft mit ihren Ziehbrunnen tatsächlich ungarisch an, doch hier sind Hunderte Vogelarten zu Hause, die Gegend wird von Störchen beklappert und Graugänsen beschnattert – von Stille kann keine Rede sein! Auf jeden Fall lohnt sich eine Tour durch den grenzübergreifenden Nationalpark, wo Wildpferde, weiße Esel und Wasserbüffel leben, zu sehen mit Fernglas vom Feldweg aus oder vom Aussichtsturm im Sandeck, einem ehemaligen ungarischen Grenzturm.

Im Seewinkel sind zwei Naturweinpioniere zu Hause. Eine davon ist Judith Beck in Gols. Sie hat einen Hang zum Revolutionären und verzichtet kompromisslos auf Schwefel und Filtration, ihre Weinetiketten sind durchweg grafische Kunstwerke. Becks ungewöhnlichste Linie heißt Bambule und schmeckt auch so: „Das sind Weine, die Krawall und Randale in sich haben, weil wir sie gewähren lassen.“

Naturwein-Pionierin Judith Beck aus dem Weinort Gols verzichtet auf Schwefel und Filtration
Naturwein-Pionierin Judith Beck aus dem Weinort Gols verzichtet auf Schwefel und Filtration
Quelle: Sönke Krüger

Ein paar Kilometer weiter südlich produziert Werner Michlits vom Biohof Meinklang in Pamhagen ebenfalls Naturwein – mit missionarischem Eifer. Er lässt Kräuter zwischen Reben sprießen und mag keine uniformen Weingärten, weshalb zum Beispiel seine Grauburgunder-Stöcke nicht beschnitten werden, sondern wachsen, wie sie wollen.

„Die Beeren sind dadurch kleiner und haben mehr Haut als Fruchtfleisch, aber das bringt mehr Aroma.“ Stolz ist Michlits auf seine großen Betoneier im Weinkeller: „Durch den Beton atmet der Wein, er schmeckt – anders als im Fass ausgebaut – pur und ursprünglich.“

Werner Michlits vom Biohof Meinklang in Pamhagen setzt auf Betoneier statt Fässer im Weinkeller
Werner Michlits vom Biohof Meinklang in Pamhagen setzt auf Betoneier statt Fässer im Weinkeller
Quelle: Sönke Krüger

Trübe Naturweine schmecken freilich nicht jedem. Weshalb die Mehrheit der Burgenländer Winzer weiterhin klassisch arbeitet. So wie Heinz Velich im Grenzort Apetlon. Konsequent setzt der unaufgeregte Grandseigneur auf Weißwein, gerade mal vier Sorten plus zwei Süßweine. Sein famoser Chardonnay Tiglat (mineralisch, feine Säure, ein Hauch von Salz) kommt von Reben aus dem Jahr 1959, in der Eisenstädter Selektion-Vinothek wird er zu Recht unter den Top-Weißen des gesamten Burgenlandes gelistet.

Man probiert ihn am besten vor Ort. Die Winzerfamilie betreibt neben ihrem Weingut die „Residenz Velich“: Das sind drei Zollhäuser aus den 1930er-Jahren, die nach behutsamer Renovierung 2018 als Boutiquehotel mit Restaurant eröffneten. Dort schwingt Sonja Velich mit ihren Söhnen den Kochlöffel und tischt Lokales mit französischer Raffinesse auf, etwa gebratenen Wels aus dem Neusiedler See oder Lamm vom benachbarten Bauern. Alles passt, alles harmoniert. Der Dreiklang aus feiner Küche, Spitzenweinen und stilsicherem Design machen die „Residenz“ zu einem Ort, der die Vorzüge des Burgenlandes auf einem Grundstück vereint.

Etappe 3: Mittelburgenland

Die ungewöhnlichste Unterkunft im Burgenland ist Burg Bernstein. Grundmauern aus dem 12. Jahrhundert, Sitz von Raubrittern, von den Türken belagert, seit 1892 im Eigentum der ungarischstämmigen Familie Almásy, deren berühmtestes Mitglied 1895 auf der Burg geboren wurde: László Almásy – sein Leben diente als Vorlage für „Der englische Patient“.

Der Roman liegt in den Gästezimmern der Burg aus, die ein bewohnbares Museum ist. Man haust in Antiquitäten, schläft unter Ölschinken, geheizt wird mit Kachelöfen, gespeist wird im Rittersaal, wo allein Kerzen Licht spenden.

Burgenland: Burg Bernstein ist ein bewohnbares Museum
Burg Bernstein ist ein bewohnbares Museum
Quelle: Sönke Krüger

Von hier ist es nicht weit nach Horitschon. Die burgenländische Blaufränkisch-„Hauptstadt“ ist ein Muss für Rotweinfans. Hier keltert Franz Weninger den besten Blaufränkisch weit und breit. Der sympathische Mittvierziger setzt auf Biodynamik, ohne verbissen zu sein. Er spritzt Kräutertee gegen Schädlinge und hat 2018 die Kampagne „Rage against the machine“ gestartet – bei ihm wird jede Traube per Hand gelesen.

Sein Motto: „Kein Holzgeschmack, keine Schönungsmittel, keine Filtration. Wir müssen den besseren Wein machen, nicht das bessere Fass.“ Diese Klarheit verleiht Weningers Weinen den unverkennbaren Charakter, vor allem seinem Topprodukt, dem Blaufränkisch Dürrau mit würziger Beerennote.

Weninger besitzt Weingärten auch in Ungarn, „schließlich ist das hier wie dort derselbe Kulturraum“. Gleich hinter der Grenze betreibt er eine zweite Kellerei, die vor allem Kékfrankos produziert (Ungarisch für Blaufränkisch), der zu den Top-Weinen ganz Ungarns zählt. Bewusst hat Weninger auch „Europäischen Wein“ im Programm: Je einen spritzigen Rosé und Roten, komponiert aus österreichischen und ungarischen Trauben, die inzwischen in In-Lokalen von Berlin bis London das Publikum begeistern.

In Horitschon keltert Franz Weninger den besten Blaufränkisch weit und breit
In Horitschon keltert Franz Weninger den besten Blaufränkisch weit und breit
Quelle: Sönke Krüger

Wer theoretische Infos zum Rotwein sucht, wird auf dem 2,2 Kilometer langen Blaufränkischweg in Horitschon fündig. Noch besser ist aber vertiefende Probierpraxis. Also auf ins Nachbardorf Neckenmarkt, wo im Gasthof „Zur Traube“ gut 100 Weine aus dem Blaufränkischland auf der Karte stehen. Und wunderbare pannonische Wirtshausgerichte. Unbedingt bestellen: Rahmsuppe mit Bohnensterz, Burgenlands Soulfood aus geröstetem Mehl, weißen Bohnen und Schmalz.

Etappe 4: Südburgenland

Vielleicht liegt es daran, dass die südliche Landeshälfte keinen großen See hat; jedenfalls wird sie von vielen Urlaubern links liegengelassen. Ein Fehler! Denn sie verpassen eine verträumte Mittelgebirgslandschaft und den schönsten Weinberg des Burgenlandes, den 415 Meter hohen Eisenberg, dessen Aussichtsplattform weite Blicke nach Ungarn in die Pannonische Tiefebene bietet. Geprägt ist die Gegend von Kellerstöckl. So heißen hier die typischen Winzerhäuschen – unten mit Platz zum Pressen und Lagern von Wein, oben hatten früher die Arbeiter im Weinberg während der Lese Quartier.

Burgenland: Im Dorf Heiligenbrunn befindet sich eine Gasse aus 120 zum Teil strohgedeckten Kellerstöckl aus dem 18. Jahrhundert
Im Dorf Heiligenbrunn befindet sich eine Gasse aus 120 zum Teil strohgedeckten Kellerstöckl aus dem 18. Jahrhundert
Quelle: Sönke Krüger

Rund um den Eisenberg stehen Hunderte Kellerstöckl. Zwei davon gehören dem Familienweingut Krutzler im Grenzort Deutsch Schützen. Das hat 1992 den Blaufränkisch Perwolff geschaffen, dank unverwechselbarer Mineralik und fruchtiger Tiefe gilt er als das Aushängeschild für Rotwein aus Österreich, ein Kulttrunk. „Wir waren mit unserem Qualitätsanspruch der Zeit voraus“, sagt Winzer Reinhold Krutzler, der trotz internationaler Erfolge angenehm bodenständig geblieben ist. Sein Sohn Clemens setzt den Pioniergeist fort und hat mit Vaters Unterstützung 2020 bereits als 18-Jähriger eine eigene Naturweinlinie herausgebracht – sein frischer Blaufränkisch schmeckt auch im Sommer, am besten leicht gekühlt.

Weiter geht die Kellerstöckl-Tour. Auf dem benachbarten Csaterberg (341 Meter) haben Kathrin und Rainer Stubits zwei alte Kellerstöckl zu einer lauschigen Weinbar mitten in den Weingärten ausgebaut. Hinfahren oder hinwandern lohnt, denn der Csaterberg ist – jenseits von Südfrankreich – die einzige Gegend in Europa mit Opalböden. Das schmeckt man im Weinglas: Die Stubits-Weine sind wuchtig-mineralisch, der weiße Opal-Welschriesling hat obendrein eine pfeffrige Note und prickelt auf der Zunge. Die hausgemachten Käsewürstchen mit Kren, die das Winzerpaar auftischt, passen bestens zu ihren Kraftweinen.

Burgenland: Im „Csencsits“ im Dorf Harmisch bereitet Küchenmeister Jürgen Csencsits feine Regionalküche zu
Im „Csencsits“ im Dorf Harmisch bereitet Küchenmeister Jürgen Csencsits feine Regionalküche zu
Quelle: Sönke Krüger

Spitzenküche wird im Süden ebenfalls geboten: Im „Csencsits“ im Dorf Harmisch, wo Küchenmeister Jürgen Csencsits auf einem Holzofen aus den 60er-Jahren feine Regionalküche brutzelt, schmort und kocht – seine pannonische Fischsuppe mit Wels, Reibgerstel, Paprika und einem Hauch Ingwer ist sensationell. Ebenso seine Taube-Reh-Komposition mit grünen Bohnen. Oder sein Rieslingsbeuschel aus Kalbsinnereien mit Serviettenknödel. Der Weinkeller ist grandios bestückt mit Hundertschaften guter Tropfen, vor allem aus dem Südburgenland.

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Hochgenuss garantiert auch „Ratschens Restaurant“, ein in den Weinbergen von Deutsch Schützen gelegenes modernes Wirtshaus, wo man sich traut, nicht nur klassisches Backhendl aufzutischen, sondern auch mal Kalbsbries mit Garnele. Praktischerweise gehört zum „Ratschen“ eine „Wohnothek“: 25 loftartige Holzbungalows auf der Spitze des Weinbergs – ein perfekter Platz zum Übernachten, denn angesichts der fulminanten Weinkarte ist die Promillegrenze schnell erreicht.

Exklusiver wohnt man in den „Weinberg Chalets“, ein paar Minuten zu Fuß entfernt. Gastgeberin Jennifer Plank hat drei historische Kellerstöckl modern interpretiert: hell und stilvoll eingerichtet, jedes Apartmenthaus hat zwei Ebenen sowie eine eigene Terrasse mit Blick auf Reben und Garten mit Außenpool. Der Clou: Die Küchenzeile enthält einen Weinkühlschrank.

Exklusiv übernachtet man in den „Weinberg Chalets“ im Südburgenland
Exklusiv übernachtet man in den „Weinberg Chalets“ im Südburgenland
Quelle: Sönke Krüger

E-Bikes stehen ebenfalls bereit – das perfekte Verkehrsmittel für eine Tour nach Heiligenbrunn im Südostzipfel des Burgenlandes. Das Dorf bietet ein europaweit einmaliges Kellerviertel, eine Gasse aus 120 zum Teil strohgedeckten Kellerstöckl aus dem 18. Jahrhundert. Im Sommer verwandeln sich einige davon in Buschenschenken. Die schenken Uhudler aus, einen hellen Rotwein mit kräftiger Waldbeernote, gekeltert aus resistenten, unveredelten Rebsorten, die nach dem großen Reblausbefall um 1860 aus den USA eingeführt wurden.

Nur im Südburgenland darf dieser robuste Trunk heute von wenigen Winzern produziert werden. Den Namen erhielt er von Winzerfrauen, die ihren Männern, wenn diese zu tief ins Weinglas geguckt hatten, vorhielten, sie hätten „Augenringe wie ein Uhu“. Mittlerweile ist der Uhudler zum Kultwein aufgestiegen, selbst in Spitzenlokalen wie dem „Csencsits“ und dem „Ratschen“ steht er auf der Karte.

In den Buschenschenken in Heiligenbrunn schenkt man Uhudler aus, einen hellen Rotwein mit kräftiger Waldbeernote
In den Buschenschenken in Heiligenbrunn schenkt man Uhudler aus, einen hellen Rotwein mit kräftiger Waldbeernote
Quelle: Sönke Krüger

In Heiligenbrunn kann man ihn auf Weinfesten probieren und zwischen April und Oktober in dem einen oder anderen Kellerstöckl. Etwa bei Andrea und Alfred Trentini, einem herrlich grantelnden Wiener Paar, das erst im Rentneralter in die Uhudler-Produktion eingestiegen ist und zum Wein hausgemachten Schweinebraten mit Kümmelschwarte serviert sowie Grammelpogatscherl, ein deftiges Schmalzgebäck. „Das schafft eine gute Grundlage“, sagt Andrea Trentini, „damit können’S gleich einen Uhudler mehr trinken und schauen trotzdem nicht aus wie ein Uhu“.

Tipps und Informationen:

Anreise: Mit Zug oder Flugzeug bis Wien, weiter per Mietwagen oder Zug an den Neusiedler See. Das Burgenland lässt sich auch gut per Fahrrad erkunden, es stehen 3300 Kilometer ausgeschilderte Radwege zur Verfügung.

Unterkunft: „Gut Purbach“ von Spitzenkoch Max Stiegl, Doppelzimmer mit Frühstück ab 140 Euro, gutpurbach.at. „Residenz Velich“ in Apetlon mit Weingut, Doppelzimmer mit Frühstück ab 255 Euro, velich.at. „Hotel Galántha“ in Eisenstadt, Designhotel am Esterhazy-Schloss, Doppelzimmer ab 99 Euro, hotelgalantha.at. Burg Bernstein, Doppelzimmer mit Frühstück ab 220 Euro, burgbernstein.at. „Weinberg Chalets“ am Eisenberg, Apartmenthäuser für bis zu vier Gäste (70 qm), ab 270 Euro, weinberg-chalets.at. „Wohnothek am Ratschen“, Doppelbungalow (24 qm) ab 196 Euro, ratschen.at.

Wein & Genuss: Bestsortierte Vinothek der Region: selektion-burgenland.at in Eisenstadt. Unter burgenland.info/genussvoll-leben/winzer-vinotheken/ findet sich ein guter Überblick zu regionalen Vinotheken und Winzern, darunter Judith Beck (weingut-beck.at), Birgit Braunstein (weingut-braunstein.at), Franz Weninger (weninger.com), Reinhold Krutzler (krutzler.at), Stubits am Csaterberg (stubits.at), Gebrüder Triebaumer (triebaumer.com). Werner Michlits (meinklang.at) verkauft Wein und Bioprodukte in seinem Wiener Hofladen. Uhudler: kellerviertel-heiligenbrunn.at. „Gasthaus Csencsits“: csencsits.at. Die Weinakademie in Rust bietet Verkostungstraining und Seminare für Touristen (weinakademie.at).

Weitere Infos: burgenland.info; neusiedlersee.com; nationalparkneusiedlersee.at

Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von Burgenland Tourismus. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter axelspringer.com/de/werte/downloads.

Wien erneut lebenswerteste Stadt der Welt

Wien ist erneut zur lebenswertesten Stadt der Welt erkoren worden – vor Kopenhagen, Melbourne, Sydney und Vancouver. Frankfurt dagegen ist aus den Top Ten der Economist-Rangliste geflogen. Stuttgart konnte im Ranking deutlich zulegen und landete auf Platz 25.

Quelle: WELT

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