Der Deutsche Lehrerverband warnt vor einer Verwechslungsgefahr des Wolfsgrußes der türkischen Rechtsextremisten mit dem „Schweige“- oder „Leisefuchs“, den Lehrkräfte in Grundschulen oft verwenden, berichtet die „Zeit“. Nachdem der türkische Nationalspieler Merih Demiral sein zweites Tor beim Sieg im EM-Achtelfinale gegen Österreich am Dienstag in Leipzig mit dem nationalistischen Symbol gefeiert hatte, müssten Lehrkräfte an Grundschulen für die Gefahr der Verwechslung mit dem „Schweigefuchs“ sensibilisiert werden, sagte der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll.
Es gelte, Kolleginnen und Kollegen auf das Problem aufmerksam zu machen, „sodass sie Missverständnissen vorbeugen und nachvollziehen können, wenn Kinder oder Eltern mit Fragen dazu auf sie zukommen“, so Düll weiter. Wenn der „Schweigefuchs“ angewendet werde, sei es wichtig, dass seine Bedeutung im Rahmen der Schule oder Kita erläutert werde.
Im Zweifelsfall solle darauf verzichtet werden: „Wir plädieren dafür, dass dabei auf die Sicht von Kindern oder Eltern, die das Handzeichen problematisch finden, Rücksicht genommen und der „Schweigefuchs“ dann nicht eingesetzt wird“, sagte Düll. Es gebe zwar keine Verbote – aber gute Alternativen, um Kinder zur Ruhe zu bewegen. Neu sei das Thema dabei nicht: Bereits 2018 habe das Kultusministerium Baden-Württembergs Schulämter und Regierungspräsidien des Bundeslandes darauf hingewiesen, dass das Zeichen zweideutig sei.
Das Auswärtige Amt hatte nach dem Torjubel Demirals am Mittwoch den türkischen Botschafter einbestellt und mit ihm „den Vorfall thematisiert“, so eine Sprecherin. Der 26-jährige Abwehrspieler Demiral hatte gesagt, dass er mit der Geste nur ausdrücken wollte, dass er stolz sei, Türke zu sein und keine versteckte Botschaft dahinterstecke. Die „Bild“ berichtete am Donnerstag, dass Demiral vom europäischen Fußballverband Uefa für zwei EM-Spiele gesperrt worden sei.
Der Wolfsgruß drückt in der Regel die Zugehörigkeit oder das Sympathisieren mit der türkischen rechtsextremen Ülkücü-Bewegung und ihrer Ideologie aus. In der Türkei wird er etwa von der ultranationalistischen Partei MHP genutzt, die Partner der Regierung von Erdogan ist. Im Zuge eines erstarkenden Nationalismus haben zuletzt aber auch Vertreter der politischen Mitte das Zeichen genutzt, um etwa Wähler aus nationalistischeren Milieus anzusprechen.