Das Ergebnis der Europawahl ist für die Grünen eine große Enttäuschung. Mit am besten schnitt die Partei noch in Berlin ab. Mit 19,6 Prozent der Stimmen werden die Grünen hier stärkste Kraft, verlieren jedoch im Vergleich zur Europawahl vor fünf Jahren mehr als acht Prozentpunkte.
Die CDU erreicht 17,6 Prozent, die SPD 13,2 Prozent, die AfD 11,6 Prozent. Das erstmals angetretene Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) erzielt 8,7 Prozent, die Linke kommt nach deutlichen Verlusten auf 7,3 Prozent.
Ein interessantes Bild zeigt sich mit Blick auf die Bezirke: Die Hauptstadt erscheint dreigeteilt. Der Westen ist schwarz eingefärbt, die Mitte grün und der Osten blau.
In den Bezirken Reinickendorf, Spandau und Steglitz-Zehlendorf wird die CDU stärkste Kraft. Hier konnte die Partei jeweils zulegen. 2019 lagen die Grünen in Steglitz-Zehlendorf noch vor der CDU.
Alle Entwicklungen nach der Europawahl im Liveticker
Die Grünen gewinnen bei dieser Wahl in Pankow, Mitte, Charlottenburg-Wilmersdorf, Friedrichshain-Kreuzberg, Tempelhof-Schöneberg und Neukölln. Verluste muss die Partei dabei überall einstecken.
Die AfD liegt in Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick vorn. 2019 war die Linke noch stärkste Kraft in Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf. In Treptow-Köpenick führten damals die Grünen.
Ein weiterer Rückblick: Bei der Bundestagswahl 2021 bzw. 2024 (Wahlwiederholung) sah das Ergebnis anders aus. Da konnte auch die SPD in sechs Bezirken im Westen und Osten der Stadt nach Zweitstimmen die Mehrheit holen. Die CDU wurde in einem Bezirk stärkste Kraft, die Grünen in fünf Bezirken.
BSW verdrängt die Linkspartei
Bemerkenswert bei der Europawahl nun: In den östlichen Bezirken kommt auch das BSW auf ihre besten Ergebnisse, allen voran in Marzahn-Hellersdorf mit 17,1 Prozent. AfD und BSW erreichen hier gemeinsam 42,4 Prozent – mehr als CDU, SPD, Linke und Grüne zusammen (40,1 Prozent).
Die Linke verliert in Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick hingegen stark. Das BSW ist dabei, ihr in Berlin den Rang abzulaufen. Nur in drei Bezirken (Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln) liegt die Linke überhaupt vor dem BSW.
Die Wahlbeteiligung fällt in Berlin – wie auch in Deutschland insgesamt – so hoch wie nie bei Europawahlen aus. 62,3 Prozent der rund 2,5 Millionen Berliner Wahlberechtigten beteiligten sich. Die oft vertretene These, dass bei einer höheren Wahlbeteiligung die Ergebnisse der AfD schwach sind, bestätigt sich für Berlin nicht wirklich.
62,9 Prozent der Wahlberechtigten gaben in Treptow-Köpenick etwa ihre Stimme ab, die AfD wird mit 17,3 Prozent stärkste Kraft. Ein ganz anderes Bild zeigt sich dagegen in Steglitz-Zehlendorf: Mit 69,8 Prozent war die Wahlbeteiligung in Berlin hier am höchsten, die AfD kommt nur auf 7,8 Prozent.
Rekord bei Europawahlbeteiligung in Deutschland
Mit 64,8 Prozent erreicht die Wahlbeteiligung in ganz Deutschland ebenfalls den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung. Die höchste Beteiligung bei einer EU-Wahl in Deutschland gab es gleich bei der Premiere 1979 mit 65,7 Prozent – damals aber nur in Westdeutschland. Zum Vergleich: Bei Bundestagswahlen gaben bisher nie weniger als 70 Prozent der Berechtigten Stimmzettel ab.
Auch mit Blick auf Deutschland zeigt sich, dass eine gesteigerte Wahlbeteiligung kein schwaches AfD-Ergebnis bedeutet – im Gegenteil. Am stärksten steigt die Beteiligung im Vergleich zu 2019 im Wahlkreis Uckermark (66,8 Prozent) mit 12,3 Prozentpunkten. Mit 32,8 Prozent liegt die AfD hier vorn.
Alle Ergebnisse der Europawahl in Deutschland im Überblick
In Ostprignitz-Ruppin legt die Wahlbeteiligung (65,1 Prozent) um 11,7 Prozentpunkte zu. Auch hier gewinnt die AfD mit 30 Prozent klar vor der CDU.
Am stärksten sinkt die Wahlbeteiligung in Bremen (minus 6,2 Punkte). Die AfD kommt hier nur auf 9,1 Prozent, am meisten Stimmen erhält die SPD.