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Ausland Sambia

Das nächste rohstoffreiche Land, das der Westen verschläft

Kupfermine in Kitwe, Sambia Kupfermine in Kitwe, Sambia
Kupfermine in Kitwe, Sambia
Quelle: picture alliance/photothek/Thomas Trutschel
Wenn es um die Rohstoffe der Zukunft geht, steht in Afrika meist der Kongo im Fokus. Dabei lagern auch im deutlich stabileren Sambia große Kupfervorräte. Das macht das Land begehrt für Investoren – allen voran aus China. Der Westen scheint das Potenzial dagegen noch nicht erkannt zu haben.
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Der Handy-Empfang wird schlecht auf der Great North Road in Sambia. Die Straße führt von der Hauptstadt Lusaka nach Norden Richtung Kongo – mitten durch den sogenannten Copperbelt. Rund sechs Prozent der weltweiten Kupferreserven liegen hier, sie machen 80 Prozent der sambischen Exporte aus. Hinzu kommen kleinere Bestände an Lithium und Kobalt sowie an Nickel und Smaragden. Es könnten noch wesentlich größere Mengen sein, denn nur 55 Prozent des Landes ist überhaupt geologisch erfasst.

Ohne die Ausfuhren aus der Region käme fast kein Geld ins Land. Der Copperbelt entscheidet, wer Präsident wird, heißt es darum in Sambia. Es geht dabei nicht nur um die Vorkommen in Sambia selbst. Auf der kongolesischen Seite des Copperbelts lagern riesige Kobaltvorkommen. Die Rohstoffe sind weit über die Region hinaus von Bedeutung – denn sie werden für die Energiewende dringend gebraucht.

Für einen Lithium-Ionen-Akku, der in jedem Smartphone steckt, sind die Metalle Nickel, Lithium, Kobalt, Grafit und Mangan nötig. Kupfer wiederum wird unter anderem gebraucht, um die Strominfrastruktur aufzubauen. Auch der Bau von Datenzentren für Künstliche Intelligenz treibt die Nachfrage nach oben. Der Chefökonom des Schweizer Rohstoffhändlers Trafigura, Saad Rahim, sprach kürzlich von einer Million Tonnen Kupfer, die der Boom von KI zusätzlich erfordere. Aktuell liegt die globale Nachfrage bei rund 26 Millionen Tonnen – knapp eine Million davon kommt aus Sambia.

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„China kontrolliert einen großen Teil der Produktion kritischer Rohstoffe“, heißt es bei der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Der Westen und seine Verbündeten dominieren in Zeiten geopolitischer Spannungen dagegen nur kleine Teile der Wertschöpfungskette. Afrika, speziell die Grenzregion zwischen Sambia und dem Kongo, rückt deswegen in den Fokus: Die Region steht am Anfang der Wertschöpfungskette für Elektroautos, Batterien und Akkus. Hier werden die Metalle geschürft und dann zur Weiterverarbeitung exportiert.

Relativ stabile Demokratie

Ein Großteil davon wird von den Schweizer Rohstoff-Handelsriesen Trafigura und Glencore gekauft. Bereits an zweiter Stelle steht die Volksrepublik China, dahinter Singapur. Von den EU-Mitgliedsstaaten findet sich nur Luxemburg unter den zehn größten Abnehmern. Ein Teil davon wird über Straßen zu den Häfen Südafrikas gebracht und von dort aus verschifft, ein anderer gelangt per Eisenbahn zu den Häfen von Daressalam. Erst die raffinierten und verarbeiteten Metalle kommen dann in Elektrobatterien und Akkus zum Einsatz.

Die Arbeit in den Minen ist hart – Zwölf-Stunden-Schichten unter Tage sind keine Seltenheit. Auch Kinderarbeit gibt es, allerdings in weitaus geringerem Maße als im benachbarten Kongo, wo Kobalt unter fürchterlichen Arbeitsbedingungen abgebaut wird. Sambia gilt als vergleichsweise sicher und als relativ stabile Demokratie. Die Hälfte der heute 20 Millionen Einwohnern sind jünger als 14 Jahre. Offiziell leben rund 40 Prozent unterhalb der Armutsgrenze.

Elend sieht man in Sambia zwar nicht, aber viel Armut und Einfachheit. Entlang der Straße zum Black Mountain bei der Stadt Kitwe verkaufen Menschen Möbel und Melonen, Türen und Blumen. Immer wieder gehen Menschen zu Fuß auf der roten Erde entlang der Straße. Diese relative Stabilität auf niedrigem Niveau dürfte auch damit zu tun haben, dass Sambia anders als viele Nachbarländer nicht das Leid eines Bürgerkriegs ertragen musste.

Sambia hat sich 1964 unabhängig von Großbritannien gemacht und von Rhodesien, dem heutigen Simbabwe, abgespalten. Der neue Staat war arm, Kupfer das einzige Exportgut, um an Devisen zu kommen. Zudem war Sambia in den ersten Jahren seiner Unabhängigkeit von vielen feindlichen Staaten umgeben. In Südafrika regierte ein Apartheidsregime, im westlich gelegenen Angola herrschte ein Bürgerkrieg, und im nördlich gelegenen Kongo hatte Joseph Mobuto einen Einparteienstaat samt bizarrem Personenkult errichtet.

Starke Abhängigkeit von China

Viele Freunde hatte das dünn besiedelte Sambia also nicht. China half aus. Die Verbindungen zwischen Lusaka und Peking reichen weit zurück. In den 1970er-Jahren, China war damals selbst noch ein wirtschaftlicher Zwerg, bauten die Chinesen die Tanzania-Zambia-Railway, kurz Tazara. Die Eisenbahnstrecke zum Indischen Ozean war über Jahrzehnte die wirtschaftliche Lebensader des Binnenstaates. Sie ermöglichte dem Land, beim Export von Kupfer Südafrika und Simbabwe zu umgehen. In Sambia ist das bis heute unvergessen.

Quelle: Infografik WELT
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Sambia wiederum war lange ein Eckpfeiler von Pekings Afrika-Strategie. China hat in den vergangenen Jahren seinen Einfluss südlich der Sahara massiv ausgebaut. Auch in Äthiopien, Kenia, Tansania und anderen Ländern hat die Kommunistische Partei Großprojekte finanziert – Bahnstrecken, Häfen, Kraftwerke. Die Ziele sind dabei stets, die Zufuhr von Rohstoffen aus nach China zu sichern, Märkte für chinesische Waren zu erschließen und den Einfluss in der Region zu vergrößern.

Bei der einfachen Bevölkerung sind die Projekte nicht besonders beliebt, da sie große Umweltschäden verursachen und bei den Einheimischen nur wenig Wohlstand ankommt. Viele afrikanische Politiker und Eliten begrüßen die Investitionen dagegen: Anders als westliche Geldgeber stelle Peking keine Forderungen, hört man oft. Allerdings ist Sambia dadurch auch in eine starke Schuldenabhängigkeit von China geraten. Im Jahr 2020 konnte das Land einige Anleihen nicht bedienen und steckt seitdem in ständigen Verhandlungen mit internationalen Gläubigern.

Sich mit allen Parteien an einen Tisch zu setzen, lehnt Peking meist ab. Lieber springt man mit Notkrediten hier und da ein. Peking hat Anfang des Jahres angekündigt, eine Milliarde US-Dollar in den Ausbau der Tazara-Strecke zu investieren. Wie es mit Sambias Schuldenabhängigkeit weitergeht, ist ungeklärt. Aus sambischer Sicht aber erhofft man sich zumindest mehr Spielraum durch die Tatsache, dass das Land nun auch in den Fokus des Westens gerückt ist.

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