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Meinung Ende des Hollywood-Streiks

Ein Happy End sieht anders aus

Chefkorrespondent Feuilleton
posten Brittney Baxter reacts after the SAG-AFTRA TV/Theatrical Committee approved a tentative agreement with the Alliance of Motion Picture and Television Producers (AMPTP) to bring an end to the 118-day actors strike, at a brewery in Los Angeles, California,. U.S. November 8, 2023. REUTERS/Mario Anzuoni posten Brittney Baxter reacts after the SAG-AFTRA TV/Theatrical Committee approved a tentative agreement with the Alliance of Motion Picture and Television Producers (AMPTP) to bring an end to the 118-day actors strike, at a brewery in Los Angeles, California,. U.S. November 8, 2023. REUTERS/Mario Anzuoni
Große Freude in Hollywood nach dem Ende des Streiks
Quelle: REUTERS/MARIO ANZUONI
Nach 118 Tagen Streik hat sich Hollywood zusammengerauft: Offenbar auch auf Druck Prominenter hat die mächtige Schauspielergewerkschaft einer Einigung zugestimmt. Der Schaden allerdings ist gewaltig. Und die gigantische Filmfabrik wieder ans Laufen zu kriegen, wird nicht leicht.
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Knapp sechs Wochen nach dem Ende des Streiks der Drehbuchautoren in Hollywood ist auch der Streik der Schauspielergewerkschaft beigelegt worden. Der für seine etwa 160.000 Mitglieder verhandelnde Ausschuss meldete am Mittwoch Vollzug. Der 118-tägige Streik, der längste, der Hollywood je zum Stillstand brachte, werde offiziell am frühen Donnerstagmorgen Geschichte sein, hieß es.

Die Einigung hatte sich in den vergangenen Tagen abgezeichnet, als sich auch prominentere Gewerkschaftsleute, darunter George Clooney und Ben Affleck, eingemischt hatten, um die Gewerkschaft dazu zu bewegen, die Verhandlungen endlich abzuschließen.

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Die Drehbuchautoren hatten schon im Mai die Arbeit niedergelegt – unter anderem aus Protest gegen die Nicht-Beteiligung an Streaminggewinnen und ihre potenzielle neue Konkurrenz, die künstliche Intelligenz. Am 14. Juli waren ihnen die Schauspieler gefolgt, aus den gleichen Gründen. Während die Autoren fürchteten, eine AI könne sich an Skripten zu schaffen machen, ging es den Schauspielern etwa um eine angemessene Vergütung für das Recht am eigenen Bild. Es ist vorstellbar, dass Studios die neue Technik nutzen, um einen Schauspieler durch einen digitalen Avatar zu ersetzen, der vom Original kaum zu unterscheiden ist – und für alle Ewigkeit ohne Bezahlung Rollen spielt. Erstmals seit 1960 – damals war Ronald Reagan Vorsitzender der Schauspielergewerkschaft – streikten Schauspieler und Autoren gemeinsam.

Bis unmittelbar vor der Einigung wurde gestreikt: Hier eine Szene vom 8. November
Bis unmittelbar vor der Einigung wurde gestreikt: Hier eine Szene vom 8. November
Quelle: Getty Images via AFP/MARIO TAMA

Anfangs hatten die Film- und Fernsehstudios die Klagen als das übliche Gewerkschaftszeug abgetan. Binnen Kurzem mussten sie allerdings einsehen, wie ernst es der Gegenseite war. Da war, wie es heißt, das Kind schon in den Brunnen gefallen, und eine Stimmung gegenseitiger Verbitterung hatte sich breitgemacht.

Was erreicht wurde

Die nun erreichte Einigung reagiert auf die meisten Bedenken und darf auch vor Bekanntgabe der Details als großer Sieg der Schauspielervertreter gewertet werden. Der Mindestlohn, heißt es, werde in den meisten Fällen um etwa sieben Prozent angehoben – zwei Prozent mehr als bei der Writers und der Directors Guild. Es gibt wohl eine höhere Vergütung für Streaming, auch international, mehr Geld für Gesundheitsfürsorge und auch Zugeständnisse im Streit um die künstliche Intelligenz.

In einer Mail an die Mitglieder schreibt die Screen Actors Guild-American Federation of Television and Radio Artists (SAG-AFTRA), man habe einen Vertrag erreicht, der es allen Gewerken ermögliche, nachhaltige Karrieren aufzubauen. „Viele Tausende von Künstlern werden jetzt und in Zukunft von dieser Arbeit profitieren.“ Der Durchbruch stelle ein „neues Paradigma“ dar und werde den Mitgliedern „die größten Vertragsgewinne in der Geschichte der Gewerkschaft“ bescheren.

Erste Reaktionen drückten die große Erleichterung aus. Kevin Zegers, ein Schauspieler, zuletzt in der Serie „The Rookie: Feds“ zu sehen, sagte in einem Interview: „Wenn es heute nicht zu Ende gegangen wäre, hätte es Aufstände gegeben.“ Jamie Lee Curtis postete auf Instagram: „Durchhalten lohnt sich.“ Auf dem gleichen Kanal drückte, im Polohemd in seiner Küche sitzend, Alec Baldwin seine Glückwünsche aus – salomonisch an beide Seiten gerichtet.

Was zu erreichen wäre

In den vielen Monaten des Streiks waren Produktionen im Wert von zehn Milliarden Dollar auf Eis gelegt worden. Das entspricht etwa 175 Sendungen und Filmen. Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom beklagte einen Ausfall von fünf Milliarden Dollar in der Wirtschaft des Bundesstaats. Der Druck belastete auch schon fertig gestellte Projekte wie den zweiten Teil von Denis Villeneuves „Dune“. Der hätte ursprünglich im Herbst starten sollen, wurde aber nach hinten verschoben, weil die beteiligten Schauspieler sich der geplanten Promotion widersetzten. Laut dem Berater David A. Gross seien dadurch bis zu 1,6 Milliarden Dollar an weltweiten Ticketverkäufen verloren gegangen.

Jetzt kommt das große Zusammenraufen, das menschlich und organisatorisch nicht einfach wird. Die gegenseitige Verbitterung war zuletzt erheblich, und eine so gigantische Industrie wie Hollywood mit Millionen an Zulieferern wieder zum Laufen zu bringen, dürfte Wochen bis Monate dauern. Die Feiertage zwischendurch werden da kaum hilfreich sein. Die Frage ist auch, ob die Freude wirklich so ungeteilt sein sollte. Die Studios müssen die ausgehandelten Mehr-Ausgaben auch wieder einspielen. Disney etwa hat nach einem mauen 2022 im Frühling dieses Jahres 7000 Angestellte entlassen. Man kann sich getrost auf einen merklich geringeren Output an Serien und Filmen einstellen.

Für die Zuschauer ist es allerdings vielleicht nicht das Schlechteste, wenn sie sich nicht, wie in den vergangenen Jahren immer mehr, auf zig Plattformen durch einen schier unendlichen Wust an Schrott-Content wühlen müssen. So wäre es nicht das schlechteste Ergebnis des historischen Streiks, wenn sich Hollywood in den kommenden Jahren auf mehr Qualität statt Masse besinnt.

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