10.000 Schritte am Tag lautet die Fitness-Faustregel: Wer dieses Ziel einhalte, garantiere sich im Grunde ein längeres Leben. Wie viel an der Zahl – die ursprünglich aus einer Werbekampagne stammt – wirklich dranhängt, beschäftigt die Wissenschaft seit Langem. So sagen manche Forscher, dass bereits 7000 Schritte pro Tag reichen, um das Leben bedeutend zu verlängern. Andere beteuern wiederum, dass schon jeder Schritt lebensverlängernd wirke. Was stimmt nun also?
Laut Forschern der Universität Sydney in Australien und der Universität von Süddänemark steckt in beiden Aussagen ein Quäntchen Wahrheit. „Schrittzählen ist einfach zu verstehen und wird von der Öffentlichkeit dank der zunehmenden Beliebtheit von Fitness-Trackern und -Apps häufig genutzt, um das Aktivitätsniveau zu verfolgen“, erklärt Studienautor Emmanuel Stamatakis in einer Pressemitteilung.
Neben der optimalen Schrittanzahl gebe es aber noch einen zweiten Faktor, der das Sterbe- und Krankheitsrisiko stark beeinflusse: nämlich die Gehgeschwindigkeit. Das verdeutlichen die Ergebnisse von zwei Studien, die die Wissenschaftler in JAMA Internal Medicine und JAMA Neurology veröffentlicht haben.
Wer schneller geht, hat ein niedrigeres Sterberisiko
Für die Studien wurden Schrittzähler-Daten von 78.500 Briten zwischen 40 und 79 Jahren analysiert. Stamakis und seine Kollegen bezogen die Werte aus der UK Biobank, eine groß angelegte biomedizinische Datenbank, die regelmäßig erweitert und ergänzt wird.
Die Probanden wurden zwei Jahre lang begleitet und ließen sieben Jahre später eine Nachfolgeuntersuchung durchführen. Nur Menschen, die in den ersten beiden Jahren keine Krankheit aufwiesen, wurden in die Endbewertung des Forschungsteams genommen.
Dabei stellten Stamakis und seine Kollegen fest: Menschen, die ein schnelleres Tempo hinlegten, wiesen ein niedrigeres Demenz-, Herzerkrankungs- und Krebsrisiko auf. Auch das allgemeine Sterberisiko nahm bei einer höheren Anzahl an Schritten pro Minute ab.
Bei ihrer Auswertung unterteilten die Studienleiter in „gelegentliche Schritte“ (weniger als 40 Schritte pro Minute), „absichtliche Schritte“ (40 Schritte pro Minute oder mehr) und die „Spitzen-Schrittfrequenz“ (die 30 Minuten am Tag, nicht unbedingt aufeinanderfolgend, in denen die Probanden am schnellsten liefen). Die optimale „Spitzen-Schrittfrequenz“, um etwa das Demenzrisiko zu reduzieren, liegt den Forschenden zufolge bei 112 Schritten pro Minute für 30 Minuten am Tag.
Ist die Schrittanzahl demnach egal?
Nein, ganz im Gegenteil! Laut Stamakis und seinem Team nahm das Risiko eines vorzeitigen Todes pro 2.000 Schritte um bis zu elf Prozent ab – und das bei bis zu etwa 10.000 Schritten pro Tag. Ähnliches beobachteten sie in Bezug auf das Risiko, eine Herz- oder Krebserkrankung zu erleiden.
Zudem nahm ab einer Schrittanzahl von 3800 pro Tag das Risiko einer Demenz um 25 Prozent ab. Bei etwa 9800 Schritten pro Tag reduzierte sich das Risiko sogar um 50 Prozent.
In der Studie wurde berücksichtigt, dass Menschen, die mehr Schritte am Tag gehen, tendenziell auch schneller laufen. Dennoch zeigte sich: Auch bei Probanden, die eine hohe Schrittanzahl verzeichneten, nahm das Sterbe- und Krankheitsrisiko stärker ab, wenn sie zusätzlich ein hohes Schritttempo hinlegten.
10.000 Schritte als „Optimalwert“
Die Forscher betonen, dass es sich bei ihren Analysen um Beobachtungsstudien handelt. Das heißt, sie können keine direkte Ursache und Wirkung nachweisen, dafür aber starke Zusammenhänge belegen. Dazu sagt Dr. Matthew Ahmadi, Co-Autor der Studie:
Die Botschaft, die man hier mitnehmen kann, ist, dass man zur Gesundheit nicht nur idealerweise 10.000 Schritte pro Tag, sondern auch schneller gehen sollte.
Diese Schrittanzahl sei demnach der „Optimalwert“ zur Förderung der Gesundheit – „und schnelleres Gehen ist mit zusätzlichen Vorteilen verbunden“.
Übrigens sagt deine Gehgeschwindigkeit noch etwas anderes über dich aus: