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kmpkt Sexszenen mit Coaching

Darum setzen Netflix und Hollywood auf Intimitäts-Trainer

Sex in Serien: Darum werden immer häufiger Intimitätscoachs eingesetzt Sex in Serien: Darum werden immer häufiger Intimitätscoachs eingesetzt
Schauspielerin Zendaya in der HBO-Serie „Euphoria“
Quelle: HBO/Eddy Chen
Ohne Sexszenen kommt kaum ein Film oder eine Serie aus. Der Dreh ist für die Beteiligten aber häufig ambivalent: Vor den Augen vieler findet ein intimer Moment statt. Das kann Probleme mit sich führen. Doch es gibt eine Lösung.

Intimitäts-Coach – der Begriff klingt erst mal abstrakt. Was soll das sein? Jemand, der Nähe beibringt? Schon irgendwie. Zumindest so, dass beide Personen sich respektiert und sicher fühlen, wenn es beim Filmdreh zu Sex- oder Nacktszenen kommt. So sollen auch sexuelle Übergriffe verhindert werden.

Während es in der Filmindustrie bei Stunt-, Tanz- und Gesangsszenen seit jeher üblich ist, sich Unterstützung von Experten ans Set zu holen, ist die Idee eines Intimitäts-Coaches noch relativ neu. Erst durch die „MeToo“-Bewegung in Hollywood ab dem Jahr 2017 geriet der Job, der im Englischen Intimicy Coordinator heißt, mehr und mehr in den Fokus und wurde als notwendig erachtet.

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Sex und nackt sein unter Beobachtung

Immer häufiger melden sich Schauspielerinnen und Schauspieler zu Wort, die sich in der Vergangenheit bei intimen Szenen unwohl gefühlt haben. Manche wie die britische Schauspielerin Keira Knightley wollen wegen solch schlechter Erfahrungen keine Nacktszenen mehr mit männlichen Regisseuren drehen, wie Knightley in einem Podcast im Sommer 2021 erklärte. Umso mehr schätzen Darstellerinnen inzwischen die Begleitung durch einen Experten beim Dreh solcher Szenen und bewerten sie so als sehr viel angenehmer.

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Schauspielerin Sydney Sweeney etwa hat zum Start der zweiten Staffel der HBO-Serie „Euphoria“, in der sie die Rolle der Kleptomanin Cassie Howard spielt, die Arbeit der Intimitäts-Koordinatorin Amanda Blumenthal am Set gelobt. In der Serie, die in Deutschland auf Sky zu sehen ist, geht es um die drogenabhängige 17-jährige Rue Bennett (Zendaya), die nach ihrem Entzug die neue Schülerin Jules Vaughn (Hunter Schafer) kennenlernt und sich mit ihr anfreundet. Die Serie thematisiert dabei vor allem die Themen Freundschaft, Sexualität, Identität, Traumata, Drogen und Liebe der überwiegend minderjährigen Figuren. Auch aus diesem Grund war ein Intimitäts-Coach für die Macher unverzichtbar.

In „Euphoria“ geht es nicht nur um schöne, vertraute Sexualität zwischen Jugendlichen. Es geht auch um Missbrauch oder Sex an der Grenze zur Vergewaltigung. In einem Interview mit der australischen Ausgabe der Zeitschrift „Elle“ erklärte die Schauspielerin, dass die Initimitäts-Coaches auch dabei helfen, mehr zwischen Fiktionalität und Realität zu unterscheiden: „Das schafft eine sehr sichere und unglaubliche Umgebung, um solche Szenen zu drehen. Der Intimitäts-Koordinator fügt eine weitere Ebene hinzu: Ich fühle mich okay, ich fühle mich sicher und das gut für meine Rolle.“

Ein Intimitäts-Coach schafft Vertrauen am Set

Szene aus der ersten Staffel von „Sex Education“ auf Netflix.
Szene aus der ersten Staffel von „Sex Education“ auf Netflix
Quelle: Sam Taylor/Netflix

Deswegen sei es auch wichtig, dass der Intimitäts-Coach immer mit am Set sei, nicht nur, wenn es um intime Szenen geht, die sexueller Natur sind. Nur so könne eine Vertrauensbasis zwischen Schauspielern und der Filmcrew sowie dem Intimtäts-Coach entstehen. Während ihr Kollege Jacob Elordi, der in der Serie die Rolle des Nate Jacobs übernimmt, zu Beginn etwas Schwierigkeiten gehabt habe, einen Intimitäts-Coach mit am Set zu haben, sei es nun auch für ihn eine Bereicherung. Zunächst habe er geglaubt, dass so eine weitere Kontrollinstanz die Spontanität einer Szene ruiniere. Es war etwas, an das er sich erst gewöhnen musste. Nun bereichere es den Dreh und jeder Anwesende fühle sich insgesamt besser.

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Mittlerweile setzen fast alle großen Streaminganbieter bei ihren Eigenproduktionen auf Initimitäts-Coaches. Netflix etwa besetzte diesen Posten erstmals 2018 mit Ita O’Brian für die Produktion der britischen Coming-of-Age-Serie „Sex Education“, in der zwei Jugendliche ihren Mitschülern gegen Bezahlung Sex-Tipps geben. Im Fall von Ita O‘Brian begann die Arbeit mit dem Cast bereits Wochen vor dem eigentlichen Dreh mit einem Workshop, wie sie gegenüber dem „Hollywood Reporter“ berichtete. Dort werden Regeln und Verhaltensweisen erarbeitet, von O‘Brian „Richtlinien“ genannt:

„Ich erkläre ihnen, wie die Richtlinien funktionieren, und dann stehen sie auf der Bühne, um sich aufzuwärmen. Jeder der Schauspieler schaut sich seine Szenen an und dann habe ich sie in Gruppen eingeteilt und wir haben die verschiedenen Szenen durchgearbeitet, um ihnen dabei zu helfen, die Struktur und die Richtlinien zu finden.“ Es geht bei der Arbeit eines Initimitäts-Coaches in erster Linie um Zu- und Übereinstimmung. Vor, während und nach dem Dreh am Set.

Doch nicht nur in der englischsprachigen Filmindustrie ist der Job des Intimitäts-Coachs Teil des Sets

Moritz Bleibtreu (links) und Hanna Plaß in der RTl+-Serie „Faking HItler“
Konrad Kujau (Moritz Bleibtreu) und seine Gebliebte Gabi Nüssle (Hanna Plaß) spielen in „Faking Hitler“ ein Paar, das eine Affäre hat
Quelle: RTL+/Foto: RTL/Tom Trambow

Immer mehr deutsche Produktionen entscheiden sich ebenfalls dazu. Bei der Miniserie „Faking Hitler“, einer Produktion von RTL+, welche die Fälschung der Hitler-Tagebücher für das Magazin „Stern“ im Jahr 1983 thematisiert, setzte man ebenfalls auf einen Intimitäts-Coach. Für Darstellerin Hanna Plaß ein echter Segen, wie sie in einem Gespräch mit dem Kölner Express sagte – für sie habe das aber auch damit zu tun, dass häufig vor allem Frauen bei Sex- und Nacktszenen in eine bestimmte Richtung getrieben werden: „Es gibt viele verschiedene Persönlichkeitsanteile, die bei einer solchen Szene miteinander verhandelt werden müssen. Scham, Professionalität, Angst und Posen, da kommt sehr viel zusammen.“

Für Initimitäts-Coach Lizzy Talbot, die unter anderem für die Netflix-Erfolgsserie „Bridgerton“ beratend zur Seite stand, würden viele auch vergessen, dass es bei Sex- und Nacktszenen in Film und Fernsehen nicht nur um die körperliche Komponente gehe. „Man kann simulierten Sex haben und immer noch fast vollständig bekleidet sein, oder man kann sich kaum berühren, aber völlig nackt sein. Neben der körperlichen gibt es auch emotionale Intimität, und wie diese beiden miteinander interagieren, ist ebenfalls Teil der Arbeit“, sagt die Trainerin und Choreografin im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau. Intimitäts-Coaches führen also gleich mehrere Ebenen zusammen, die zuvor häufig unbetreut waren bei Produktionen – und so auch Machtmissbrauch ermöglichten.

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Laut Angaben des Branchenmagazins „Hollywood Reporter“ gibt es aktuell etwa 50 bis 60 hauptberufliche Intimitäts-Coaches, die in der Filmindustrie tätig sind. Tendenz steigend. Die meisten von ihnen arbeiten in den USA oder Großbritannien und sie professionalisieren sich zunehmend. Es gibt immer mehr Ausbildungsprogramme mit festen Richtlinien und Standards. Doch sie sind nicht günstig: Bis zu 15.000 US-Dollar, also umgerechnet rund 13.238 Euro, kostet so ein 15-monatiger Kurs. Doch die Entwicklungen in der Film- und Serienlandschaft zeigen, dass in Zukunft wohl keiner mehr einfach „eben schnell“ eine Sexszene drehen wird.

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Dass es in diesem Bereich zu einem Umdenken kommen konnte, kannst du in folgendem Artikel nachlesen:

Die Hintergründe
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Weinstein-Prozess

Dieser Artikel wurde erstmals im Januar 2022 veröffentlicht.

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