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  4. Biergärten: Warum ein monatlicher Pflichtbesuch für jeden volljährigen Bürger dem Land guttun würde

Essen & Trinken „Notizen aus der Provinz“

Biergärten sind der letzte Ort gelebter Toleranz

Tochter Flora hält das Bier des Autors Tochter Flora hält das Bier des Autors
Tochter Flora hält das Bier des Autors
Quelle: Frédéric Schwilden
Unser Autor liebt Biergärten – für ihn gehören sie zu den schönsten und vor allem freiesten Orten hierzulande. Warum ein monatlicher Pflichtbesuch für jeden volljährigen Bürger dem Land guttun würde, erklärt er hier.
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Direkt neben dem Gymnasium und der Grundschule hier in Erlangen befindet sich der Biergarten am Röthelheim. Wäre das jetzt ein Cannabis-Club und kein Biergarten, dann fände die CSU das höchstgradig gefährlich. Aber so ist das gar nicht schlimm. Eher im Gegenteil, es ist ja Brauchtumspflege, Bier zu trinken. Egal, ob morgens, mittags oder abends.

Ich will mich an diesen Debatten um Kiffen versus Trinken aber gar nicht wirklich beteiligen. Ich finde, die Dinge sind da. Kinder sind keine Idioten, die einfach alles in sich reinballern. Wenn Eltern ihnen einen vernünftigen Umgang mit Rauschmitteln vorleben, kann es später zwar immer noch schiefgehen, aber das ist dann eben das Restrisiko des freien Lebens. Damit muss man klarkommen.

Sie findet die Cannabis-Legalisierung falsch

Jedenfalls liebe ich Biergärten. Sie sind, neben Fastfood-Restaurants an Autobahnen, die freiesten und schönsten Orte dieser Republik. Nirgendwo sonst trifft man so verschiedene Menschen. Hier in Erlangen sieht man die Siemens-Mitarbeiter – man erkennt sie an den Mitarbeiterausweisen, die an ihre Hosen geklippt sind – in der Mittagspause zwei Halbe zum Schweinebraten trinken. Und einen Tisch weiter sitzt eine bunt gemischte Gruppe von Menschen in Rollstühlen – junge Frauen, alte Männer, alles dabei.

Die örtliche SPD, die CSU und die Grünen trifft man hier, Frauen in Cannibal-Corpse-T-Shirts und Männer in Barfuß-Schuhen, asiatische Touristen, Inder und Afrodeutsche. Und sie sitzen da alle einfach gut gelaunt beieinander. Im Sandkasten spielen die Kinder. Unter den Bäumen ist es angenehm kühl. Bier und Getränke holt und zahlt man direkt am Ausschank. Das Essen wird an den Tisch gebracht.

Es gibt Leberknödel- und Pfannkuchensuppe, Schnitzel, Bratwürste, Käseplatte, Brozeitbrettla, Käsespätzle, gebackenen Feta und Kartoffelpuffer mit Kräuterquark, Sülze mit Bratkartoffeln, verschiedene Salate, vegetarische Currywurst und für Kinder den Klassiker Kloß mit Soß. Dazu natürlich einige Sorten Bier, Weinschorle, Wein, fränkische Schnäpse, Limonaden, Saftschorlen und sogar ein kostenloses Glas Leitungswasser.

Machen ihre Gäste auch glücklich

In dieser absurden Zeit der Kulturkämpfe, in der jede Minimalabweichung anderer als Angriff auf den eigenen Lebensentwurf wahrgenommen wird, ist der Biergarten der letzte Ort real gelebter Toleranz. Vegetarier, Fleischesserinnen, Veganer, Säuferinnen, Raucher, Abstinenzler, alle finden etwas auf der Karte. Und wenn nicht, auch egal. Es ist nämlich auch erlaubt, eine Brotzeit von zu Hause mitzubringen. Nur die Getränke sollte man hier bestellen.

Gerade wird ja wieder über die Wehrpflicht debattiert. Davon halte ich nichts. Aber ich glaube, eine Biergartenpflicht würde diesem Land guttun. Einmal im Monat müsste jeder volljährige Staatsbürger in einem Biergarten mit einem Fremden ein Bier trinken. Die Berlin-Mitte-Politiker, die grünen Veganerinnen, die konservativen Schwulen und die Hamburger Perlenkettenfrauen und der Selbstversorger-Landwirt. Die treffen sich ja sonst nie. Ich glaube, die Welt wäre besser, wäre sie ein einziger großer Biergarten.

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