WELTGo!
Ihr KI-Assistent für alle Fragen
Ihr KI-Assistent für alle Fragen und Lebenslagen
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Debatte
  3. Kommentare
  4. Caspar David Friedrich Ausstellung: In Berlin macht der Künstler wieder Spaß

Meinung Alte Nationalgalerie

Berlin zeigt, wie man Caspar David Friedrich präsentieren muss

Freier Autor
In Hamburg infantilisierten die Kuratoren das Publikum in ihrer großen Caspar-David-Friedrich-Schau und setzten die Tradition der ideologischen Vereinnahmung des Künstlers fort. Die Alte Nationalgalerie in Berlin dagegen zeigt „Caspar David Friedrich pur“. Das Ergebnis ist wohltuend.
GERMANY-ART-PAINTING-FRIEDRICH
Caspar David Friedrich (1774-1840): Klosterfriedhof im Schnee
Quelle: AFP/JOHN MACDOUGALL

In Berlin macht Caspar David Friedrich wieder Spaß. Zum Jubiläumsjahr des deutschen Romantikers gibt es drei große Ausstellungen. Hamburg war schon, Dresden kommt noch, jetzt ist Berlin dran.

Germany Exhibition
Quelle: AP/Markus Schreiber

In Hamburg zeigte die Kunsthalle, wie man nicht mit dem Künstler und vor allem nicht mit dem Publikum umgehen soll: Infantilisierung, Didaktisierung, Bevormundung und Indoktrinierung kennzeichneten die Schau in den viel zu engen Räumen der „Galerie der Gegenwart“ des Quadratfetischisten Oswald Ungers. In Berlins Alter Nationalgalerie können Friedrichs Bilder und wir wieder atmen.

In Berlin wurde, wie Kuratorin Birgit Verwiebe in ihrem Katalogtext erläutert, Friedrich 1810 entdeckt und, nachdem er gegen Ende des 19. Jahrhunderts fast in Vergessenheit geraten war, in der „Jahrhundertausstellung“ von 1906 wiederentdeckt.

Hugo von Tschudi, der Schweizer Direktor der Nationalgalerie in Berlin, war vom Hof und von konservativen Kulturgrößen wegen seiner Förderung moderner Kunst, besonders der französischen Impressionisten, als unpatriotisch angegriffen worden, und begegnete der Kritik mit der großen Ausstellung über die Kunst in den deutschsprachigen Ländern von 1775 bis 1875.

Lesen Sie auch

Obwohl damals nur zwei kleine Räume Caspar David Friedrich gewidmet waren, dessen Bilder eng über- und nebeneinander gehängt wurden, erkannte die Kunstwelt schlagartig seine Aktualität; der fast abstrakte Charakter etwa des „Mönch am Meer“, auf dem man zunächst nur dunkel schimmernde Farbbänder erkennt, war gewagter als alles Impressionistische; nicht zufällig zählte ein Abstrakter wie Mark Rothko etwa Friedrich zu seinen Inspiratoren.

Caspar David Friedrich-Ausstellung in Berlin
Quelle: dpa/Jens Kalaene

Solche Verbindungen herzustellen, überlässt die Ausstellung uns. In großen, hellen Räumen kann man sich in die thematisch – Berge, Wälder und Schluchten, Küsten und Ufer, Porträts – gehängten Bilder versenken. Berlin hat überdies durch die Restaurationsarbeit an den Gemälden in seinem Besitz ein einzigartiges Wissen über die Maltechnik Friedrichs und die materielle Grundlage – die Pigmente – seiner Kunst erworben und lässt uns auch daran teilhaben.

Es handelt sich, wie Ralph Gleis, Direktor der Alten Nationalgalerie, ohne Hamburg direkt zu nennen, aber augenzwinkernd sagte, um „Caspar David Friedrich pur“.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte von Drittanbietern
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Und so muss es sein. Ja, der Maler wurde im Ersten Weltkrieg kulturpolitisch missbraucht als Beispiel deutscher Innerlichkeit im Gegensatz zu französischer Oberflächlichkeit; ja, die Nazis vereinnahmten den realistischen Romantiker gegen die „entartete Kunst“ der Abstrakten und Expressionisten; ja, er war darum den Nachkriegs-Westdeutschen suspekt; und ja, seine fast religiöse Beziehung zu Bergen und Bäumen mag heutigen Zivilisationskritikern, die als Umweltschützer daherkommen, zu Herzen sprechen.

Bertolt Brecht sprach von den „Leiden der Brauchbarkeit“, und er wusste, wovon er sprach. Caspar David Friedrich aber, wie Brecht, erschöpft sich nicht in seiner Brauchbarkeit; vielmehr sind seine besten Werke unauslotbar. Berlin lässt uns die Freiheit, das zu erleben.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema