Ja, meint Dirk Schümer
Eine überfällige Entscheidung: Bayern verbietet den Gendersprech. Eine Verordnung des Kabinetts in München legt dem Geschlechtersternchen und dergleichen woken Capricen in unserer Rechtschreibung einen Riegel vor.
Was für Markus Söder bei dieser Initiative, die drei unprominentere Bundesländer längst hinter sich haben, besonders praktisch ist: Erstens trifft sie auf die Zustimmung von drei Viertel aller Bayern und vielleicht sogar Bayerinnen. Zweitens kostet sie nichts. Und macht drittens klar, dass das stolze Bayern nicht nur bei den Abendnachrichten im Fernsehen gerne gegen den Mainstream der Bruderländer schwimmt.
Söders Kanzleichef erklärte, Amtssprache müsse „klar und verständlich“ bleiben. Das hätte er gerne dem stammelnden Landesvater Edmund Stoiber ins Ohr flüstern sollen. Die meisten Bayern jedoch lieben eine deutliche Sprache, weil sie Deutsch ohnehin nur als Fremdsprache erlernen. Wie lautet im Landesidiom noch gleich Artikel 1 von Bayerns Verfassung? „Mia san mia!“
Der Autor hält es mit Herbert Wehner: „Deutschland braucht Bayern, denn ich kann keinen Käse liefern.“
Nein, meint Hannah Lühmann
Ein Vorwurf, der Genderbefürworter immer wieder trifft, ist, dass sie die Gesellschaft spalten – so erklärte Bayerns Staatskanzleichef Florian Herrmann, dass „ideologiegetriebene“ Gendersprache die „Diskursräume“ verenge. Genau das tut aber auch ein „Gender-Verbot“.
Das Nicht-mehr-Gendern-Dürfen an Universitäten, Schulen und Behörden wird eine stille Radikalisierung ehemals gendernder Mitarbeiter zur Folge haben. Man kann noch so viele vernünftige Argumente gegen die Praxis des Genderns anführen: Der Diskurs wird aktuell nun einmal so geführt, dass eine „inklusive Sprache“ von vielen gleichgesetzt wird mit inklusiver Politik, mit Weltoffenheit und Diskriminierungssensibilität.
Weite Teile der queeren Bevölkerung nehmen die neue Sprachsensibilität als existenziell wahr, meinen, an ihr ablesen zu können, wie „sichtbar“ sie in der Gesellschaft sind. Ob dies nun inhaltlich so stimmt oder nicht, ist vielleicht erst die zweite Frage. Ein Genderverbot wird als Affront gelesen. Wie viel Schaden entsteht durch das Gendern wirklich? Vielleicht kein so großer.
Die Autorin gendert weder privat noch beruflich.