In der Kolumne "Die Lieben meines Lebens" erzählen Menschen von ihren wichtigsten Beziehungen, Trennungen, Glück und Unglück – und wie sie diese Erfahrungen geprägt haben. Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende, Ausgabe 25/2024.

Lasse und ich gingen in die gleiche Grundschulklasse in Berlin-Charlottenburg. Es war ein offenes Geheimnis, dass wir uns beide sehr mochten. Er war zu allen nett, hatte ein freundliches Gesicht und braune Haare. Morgens vor der Schule war ich immer ein bisschen aufgeregt, weil ich wusste, dass ich Lasse wiedersehen würde. In der dritten Klasse fuhren wir alle gemeinsam zum Schloss Boitzenburg, wo unsere Klassenfahrt stattfand. Bei einem Ausflug auf dem Schlossgelände fand ich einen Stein mit einem besonders schönen Muster. Diesen Stein schenkte ich Lasse. Eine größere Liebeserklärung kann eine Achtjährige einem anderen Achtjährigen quasi nicht machen. Wir waren beide sehr schüchtern, als ich ihm den Stein überreichte. Er bedankte sich höflich, und dann ging wieder jeder seiner Wege. In der vierten Klasse fragte meine beste Freundin Lasse, ob er mit mir zusammen sein wollte. Lasse sagte tatsächlich ja, und er wurde mein erster Freund. Man könnte meinen, dass wir ab dann mehr Zeit miteinander verbrachten, aber wir wurden nur noch schüchterner und sprachen nie wieder ein Wort miteinander. Im Grunde sind wir heute noch ein Paar, weil wir nie Schluss gemacht haben.