Es ist doch immer schön und gleichzeitig seltsam, zu Gast im Leben anderer Menschen zu sein. Die Großstadtfreundin, die jetzt auf einem ausgebauten Landgasthof lebt und in ihrer Rolle als Kinds- und Schweinemama aufgeht. Der Schulfreund, der noch immer mit seinen Nachbarjungs Musik aufnimmt und Konzerte vor fünfzehn Leuten spielt, der einfach Musik macht, weil er Musik liebt. Wenn ich diese Freundinnen und Freunde besuche, beschleicht mich ein seltsames Gefühl, vielleicht ist es Neid. Keine niederträchtige Missgunst, eher der Gedanke: So was hätte ich auch gern. Nicht den Landgasthof, auch nicht die Band, sondern bloß ein ähnlich erfülltes Leben. Eines, das sich von innen so anfühlt, wie die Leben der Bekannten von außen aussehen.