Ich habe es an dieser Stelle schon einmal angedeutet: Als ich ein Kind war, waren Schulhefte meine Feinde – weißes, kariertes oder liniertes Papier, das es mit Inhalt zu füllen galt. Aber mit welchem? Alles, was ich als Schüler dort hineinschrieb, sah irgendwie krakelig aus und war am Ende unvollständig. Im Idealfall hätten diese Hefte ein kleiner Wissensschatz in Bio, Englisch, Physik und Mathematik werden können, aber das wurden sie nie. Zwar sahen die ersten drei Seiten meines Heftes stets gut aus: Ich gab mir Mühe, die Buchstaben und Zahlen in die richtigen Kästchen oder auf die Linien zu schreiben, und sie blieben auch brav in den für sie vorgesehenen Grenzen. Aber dann geschah immer irgendein Unglück. Es lief zum Beispiel Kakao über das Heft. Dann sah die ganze Sache schon nicht mehr so schön aus. In der Folge wurde die Heftführung auch noch löchrig, denn ich vergaß es oft zu Hause. Wahrscheinlich schämte ich mich vor allem dafür, dass ich Eigner eines solch schludrigen Blattwerks war. Wenn ich das Heft vergessen hatte, musste ich alle Notizen auf Schmierzetteln machen. Das Schulheft wurde zu einem Fragment und dadurch nutzlos. Und die Buchstaben der wenigen Eintragungen sahen aus wie Sozialfälle kurz vor dem Absturz.