Hunderte Lösungen für gesellschaftliche Probleme haben uns für unser Projekt Plan D schon erreicht. Hier stellen wir fünf von ihnen vor, die sich für die Natur einsetzen.

1. Initiative Zeitlupe rettet Obstsorten

Mit 19 Jahren half Michael Heißenberg als Assistent von Joseph Beuys zum ersten Mal, Bäume zu pflanzen. Es waren 7.000 Eichen für die documenta 1982 in Kassel. Drei Jahrzehnte später gründete er seine gemeinnützige Organisation Zeitlupe. Mit ihr hat der 66-Jährige inzwischen 5.500 Obstbäume alter und fast verschwundener Sorten gepflanzt, um deren Erhalt zu sichern.

Durch die veränderte Landnutzung und den Rückgang der traditionellen Landwirtschaft sind viele Sorten und Biotope verloren gegangen. Heißenberg und sein Team erhalten alte Sorten mittels Veredelung. Junge Bäume dienen dabei als Wurzelunterlage, auf der der alte Baum wachsen kann. Zusätzlich setzt Zeitlupe sich für den Erhalt fast vergessener Beerensorten ein: Johannisbeeren, Stachelbeeren oder Himbeeren. Der Verein teilt sein Wissen mit Schulen und Wissenschaftlern. Und: Mit einem Erhalternetzwerk hat Heißenberg mit Kollegen einen genetischen Fingerprint von 600 Birnbäumen erstellt, um diese Sorten langfristig zu sichern.

Der Klimawandel stellt die Baumschützer vor neue Herausforderungen: "In diesem Jahr haben einige meiner jungen Birnbäume Sonnenbrand bekommen, weil die Sonneneinstrahlung durch die veränderten Lichtverhältnisse viel intensiver geworden ist."

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2. Hunderte Nistkästen retten Vögel

2016 zog Frau Westermann mit ihrem Mann von Halle in ein kleines Dorf in Sachsen-Anhalt, beide mit Leidenschaft zur Natur. Dann wurden sie gefragt, ob sie mitmachen wollen, bei der ehrenamtlichen Parkpflege ums Eck. Der Park, ein 25 Hektar großes Areal, grenzt an ein Naturschutzgebiet. Seitdem pflanzen Westermann und das Team Bäume, legen Streuobstwiesen an, Blühwiesen und Hecken, sie wässern neue Pflanzen, montieren Hunderte Nistkästen für Vögel.

Und: Sie haben Menschen kennengelernt, Freunde gefunden. Für sie war es die beste Möglichkeit, im Dorf anzukommen, denn die Arbeit verbinde: "Der Moment, wenn man nach der Arbeit mit einem Bier zusammensitzt und sich als Gruppe über das Geschaffene freut, ist einfach unbeschreiblich."

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3. Für den Erhalt fruchtbarer Böden

60 Prozent der Böden in der EU gelten als geschädigt. Der Bodenmarkt ist hart umkämpft. Seit der Finanzkrise 2007 sind die Bodenpreise stark gestiegen, vor allem durch das Interesse von Agrarkonzernen und der industriellen Landwirtschaft. Diese Entwicklung macht den Zugang zu Land für Biobauern immer schwieriger.

Die Genossenschaft BioBoden setzt sich deshalb für den Erhalt fruchtbarer Böden in Deutschland ein. Die Genossenschaft kauft ökologisch bewirtschaftete Flächen und Höfe und verpachtet sie zu fairen Bedingungen an Biobauern. Die Genossenschaft behält das Land im Eigentum und entzieht es so dauerhaft dem Bodenmarkt. Seit ihrer Gründung haben sie so über 62 Millionen Euro eingebracht und bundesweit Land für 85 Betriebe gekauft.

Der Genossenschaft geht es vor allem darum, Jungbauer zu unterstützen: "Auf den Höfen muss die Nachfolge gesichert werden. Jungbauern haben noch nichts in der Tasche und Hofabgebende können es sich nicht leisten, ihr Land zu verschenken", sagt BioBoden-Vorstand Jasper Holler.

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4. Ein Zuhause für Insekten und heimische Wildblumen

Die Arbeitsgruppe Wildblume aus der brandenburgischen Gemeinde Rehfelde schafft Lebensraum für heimische Insektenarten.

Sven Lange, Mitglied des Arbeitskreises, betont: "Das Schöne an einer Wildblumenwiese ist, dass sie kaum Arbeit macht. Man muss sie höchstens zweimal im Jahr mähen und lässt dann der Natur ihren Lauf."

Die Gruppe organisiert Saatgutsammeltouren und besichtigt Wildblumenwiesen, auf denen bereits heimische Pflanzen blühen: Wiesen-Kerbel, Grasnelken, Tauben-Skabiosen – alles Blumen, die die Insektenvielfalt fördern, weil sie zu unterschiedlichen Jahreszeiten blühen.

Der Arbeitskreis unterstützt auch die heimische Tierwelt, indem er Bienenhotels in der Region aufstellt. "Wir freuen uns riesig, wenn die Hotels besetzt sind", sagt Lange.

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5. Mähen mit Rücksicht auf die Natur

Im Forschungsprojekt BioDivKultur, das seit mehr als zwei Jahren dem Schutz der Insektenvielfalt gewidmet ist, gehen Forschende aus Biologie, Philosophie, Linguistik und Politikwissenschaft an der Technischen Universität Darmstadt der Frage nach: Wie können wir Insekten schützen? Dabei steht das insektenfreundliche Mähen im Fokus.

"Dank unserer Initiative hat die Wissenschaftsstadt Darmstadt ihr Mähregime angepasst", sagt Sonja Daum, Doktorandin der Philosophie.

Dazu kommen technische Neuerungen, die Anforderungen an die Mähfirmen wurden zum Beispiel verschärft. Und die Stadt hat in einen modernen Mulcher investiert, der die Wiese vor dem Mähen bewegt, sodass die Insekten fliehen können. Sie mähen seltener und lassen die Wiese länger stehen.  

Sonja Daum betont, dass neben den direkten Schutzmaßnahmen aber auch grundsätzliche Fragen gestellt werden müssen. "Wie wird Biodiversität sprachlich dargestellt? Wie sehen politische Strategien für Biodiversität und Klima eigentlich aus? Was ist ein Insekt wert? Und sollen Tiere oder Flüsse Rechte haben?"

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