Das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt, die Schwelle für Corona-Tests im Labor niedriger anzusetzen. Um eine stärkere Virusausbreitung einzudämmen, seien solche PCR-Tests auch bei Kindern und Geimpften mit leichten Symptomen wichtig, teilte das Institut in seinem Covid-19-Wochenbericht mit. In Arztpraxen ist demnach die Zahl solcher PCR-Tests in den vergangenen Wochen stark gesunken. Der Anteil positiver Ergebnisse wird jedoch bereits wieder größer.

Vergangene Woche wurde mit 588.404 PCR-Tests aus 200 Laboren einen Tiefststand für dieses Jahr erreicht. Im Frühjahr hatten Labors noch mehr als eine Million solcher Tests pro Woche unternommen. Vier von 100 PCR-Tests fielen in der vergangenen Woche positiv aus, so viele wie seit längerer Zeit nicht mehr.

Wie das RKI weiter mitteilte, wurden die meisten Infektionen mit Sars-CoV-2 pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche bei Menschen unter 50 Jahren nachgewiesen. Die höchste Sieben-Tage-Inzidenz von knapp 60 wiesen vergangene Woche Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 15 und 24 Jahren auf. Auch bei den größtenteils ungeimpften Kindern sind die positiven Tests innerhalb weniger Wochen gestiegen. Bei den besser durchgeimpften Älteren blieb die Inzidenz hingegen durchweg einstellig.

Ältere Corona-Infizierte müssen zudem weniger häufig im Krankenhaus behandelt werden. Der Altersmedian der im Krankenhaus behandelten Menschen mit Covid-19 ist laut dem Bericht gegenüber dem Jahresbeginn deutlich von 77 auf 48 Jahre gesunken.

Laut RKI-Daten ist bundesweit mittlerweile fast nur noch die Delta-Variante im Spiel – die zuerst in Indien entdeckte, deutlich ansteckendere Mutante. Sie sei in einer für Deutschland repräsentativen Stichprobe in knapp 98 Prozent der positiven Proben gefunden worden.

RKI will mit Umfragen mehr Klarheit zur Impfquote erlangen

Um den Stand der Covid-Impfkampagne in Deutschland besser beurteilen zu können, plant das RKI zudem weitere Umfragen in der Bevölkerung. Unter anderem sollen im Frühherbst etwa 3.000 Menschen zu Impfbereitschaft und Akzeptanz befragt werden, teilte das Institut mit. Darüber hinaus sei eine ergänzende mehrsprachige Befragung in Vorbereitung. Damit sollen auch jene erreicht werden, die an einer deutschsprachigen Befragung aufgrund ihrer Sprachkenntnisse nicht teilnehmen können.

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Das RKI hatte zuvor mitgeteilt, dass es Abweichungen zwischen den Umfragen zum Impfgeschehen und den offiziellen Meldezahlen der unter 60-Jährigen gebe. Eine Befragung mit rund 1.000 Teilnehmenden hatte ergeben, dass womöglich mehr Erwachsene in Deutschland mindestens einmal geimpft sind als bislang offiziell erfasst. Der Unterschied ist demnach in der Altersgruppe der 18- bis 59-Jährigen besonders auffällig. Während bei der Umfrage 79 Prozent der Erwachsenen unter 60 Jahren angaben, mindestens einmal geimpft zu sein, waren es laut dem offiziellen Meldesystem nur 59 Prozent. Nach Einschätzung des RKI liegt die tatsächliche Impfquote vermutlich zwischen den beiden Werten.

Als Erklärung führten die Experten mehrere mögliche Gründe an. Unter anderem wird ein Teil der Impfungen mit Johnson & Johnson, bei denen nur eine Dosis für den vollen Schutz vorgesehen ist, nur als Zweitimpfung erfasst. Außerdem meldete bisher nur etwa die Hälfte der beim Meldesystem registrierten Betriebsärzte Impfungen über die Webanwendung.