DÜSSELDORF. – was geschähe wohl in Bonn, wenn plötzlich das Meer käme? Mit dem Gedanken muß man sich ja langsam anfreunden. Gerade ist in New York wieder eine Klimakonferenz gescheitert.
Tief im Tiroler Ötztal, weit oberhalb der 154-Seelen-Gemeinde Vent, erstreckt sich eine gewaltige Masse gefrorenen Wassers bis hinauf zum Gipfel der Weißkugel, 3738 Meter über dem Meeresspiegel: sechs Kilometer lang, an der mächtigsten Stelle über zweihundert Meter dick – der Hintereisferner, ewiges Eis.
Grundlegend verbesserte Klimarechnungen lassen für die nächsten Jahrzehnte einen erheblich verringerten Anstieg der Temperaturen und des Meeresspiegels erwarten
Der Auftakt zur jüngsten Klimakonferenz in Chantilly im amerikanischen Bundesstaat Virginia sorgte für Verwirrung. Die Delegation der Vereinigten Staaten präsentierte einen "Aktionsplan", um den Ausstoß der die Erdatmosphäre erwärmenden Treibhausgase bis zum Jahr 2000 auf dem Niveau von 1987 zu stabilisieren.
Es ist ein absurdes Theater: Der blaue Planet trudelt der Katastrophe entgegen – und alle gucken zu. Von Tag zu Tag verdichten sich die Erkenntnisse über den Klimakollaps, den vor allem der reiche Teil der Menschheit durch seinen verschwenderischen Umgang mit Energie heraufbeschwört.
Kein Zweifel – die Welle der Schuldgeständnisse im ehemaligen Ostblock bereitet dem Weißen Haus weitaus mehr Kopfzerbrechen als die Ozonloch-Hysterie der Europäer bei der gerade beendeten Klimakonferenz in Washington.
Der Schutz der Umwelt ist zum Modethema geworden. Politiker müssen um Wählerstimmen bangen, wenn sie den Eindruck hinterlassen, sich um den Umweltschutz nur nebenbei zu kümmern.
Die friedliche und unfriedliche Nutzung der Atomenergie und der drohende "Treibhauseffekt" sind die größten und buchstäblich grenzenlosen Risiken, denen die Menschheit je gegenüberstand.
Es ist zwingend geboten, unverzüglich zu handeln." – Lakonisch die Form, der Inhalt von kaum zu ermessender Dramatik: In diesem Satz münden alle anderen aus dem 30-seitigen Schlußprotokoll der Weltklimakonferenz, die vorletzte Woche in Toronto stattfand.
Deutschland tut kaum noch was fürs Klima. Dabei drängt die Zeit. Der Klimaschutz gehört ins Grundgesetz – und für mehr internationalen Druck auch in die Handelsverträge.