Nach dem 2:1-(1:1, 0:0)-Sieg Spaniens im Viertelfinale der Fußball-EM gegen Deutschland ist das Turnier im eigenen Land für die Nationalelf vorbei. Sie war das erste Team bei dieser EM, dem es gelang, die starke spanische Mannschaft wirklich herauszufordern – und das erste, gegen das Spanien ohne Zutun eines eigenen Spielers ein Tor kassieren musste. Geholfen hat es der DFB-Elf nicht: Die EM ist für sie vorbei. Internationale Medien würdigen dennoch ihre Leistung, vor allem aber natürlich die der spanischen Mannschaft. Nur der Schiedsrichter Anthony Taylor, dem Kommentatoren schon am Freitagabend eine schwere Fehlentscheidung bescheinigten, kommt nicht gut davon.

"Protagonist im negativen Sinne war der Schiedsrichter Anthony Taylor, der nach einem Handspiel im Strafraum keinen Elfmeter für Deutschland gepfiffen hat", schreibt etwa die italienische Corriere dello Sport. "Die Wiederholung ließ keinen Raum für Zweifel an der entscheidenden Berührung des Balls durch den Arm." Auch die Gazzetta dello Sport bezog sich auf die Entscheidung: "Der Schrei von Merino!", schrieb sie mit Blick auf den Spanier, der das 2:1 für Spanien erzielte, "Tor in der 119., Spanien steht im Halbfinale. Deutschland ist wütend und beklagt einen fehlenden Elfmeter." Am britischen Schiedsrichter arbeitete sich auch Tuttosport ab: "Deutschland k. o., aber wie viele Fehler von Taylor."

"Die Mannschaft von Luis de La Fuente verhandelt nicht über das Wort 'unmöglich'"

Beachtung für den Siegtorschützen Mikel Merino haben nicht nur italienische Medien. "Mikel Merino bricht das Herz der Gastgeber", schreibt der britische Guardian. "Spanien wirft Deutschland aus der EM. Deutschlands zweites Sommermärchen ist zu Ende, aber Spaniens geht weiter." Auch The Sun schreibt: "Mikel Merino hat mit einem sensationellen späten Siegtreffer das deutsche Sommermärchen beendet." Und auch die Daily Mail hat emotionale Worte übrig: "Spanien bricht das deutsche Herz. Wir haben unseren allerersten Halbfinalisten der diesjährigen EM – und es ist nicht Deutschland."

"Spanien gelingt ein großer Coup", bewertet die französische Zeitung Le Figaro die Leistung des spanischen Teams. Le Parisien lobt dabei auch den Kampfgeist des Verlierers: "Trotz heroischer Gegenwehr über 120 Minuten musste sich Deutschland gegen Spanien geschlagen geben."  

Spanische Medien beschreiben das Spiel auf unterschiedliche Weise: "Kick durch Spanien", schreibt lakonisch Sport. Marca umschreibt die Partie hingegen mit mehr Pathos: "Heldentat von Spanien. In einem Spiel mit Verlängerung, Epos und Großartigkeit schreibt Spanien eine unvergessliche Seite der Geschichte. Ein Sprung von Merino besiegelt einen historischen Nachmittag." Die Zeitung schlussfolgert: "Die Mannschaft von Luis de La Fuente verhandelt nicht über das Wort 'unmöglich'."

Spanien im Halbfinale gegen Frankreich

In der Partie am Freitagabend war Spanien in der 52. Minute dank eines Tors von Dani Olmo in Führung gegangen. Deutschland gelang nach einem starken letzten Drittel der regulären Spielzeit der Ausgleich durch Florian Wirtz (89.). In der 106. Minute kam es zu der von Kommentatoren beklagten Spielszene, als der Ball im Strafraum an der Hand von Marc Cucurella abprallte. Schiedsrichter Taylor sah das, bewertete es aber nicht als absichtliches Handspiel. Kurz bevor es ins Elfmeterschießen gegangen wäre, erzielte Merino den Siegtreffer. Mit Nachspielzeit hatten die Deutschen noch fünf Minuten übrig für einen zweiten Ausgleich, der aber nicht gelang.

Mit drei Siegen, zwei davon in der Gruppenphase, einem Unentschieden und der Niederlage gegen Spanien schied Deutschland aus dem Turnier aus. Das Team von Julian Nagelsmann erzielte dabei elf Tore und kassierte vier. Spanien gewann alle drei Spiele der Gruppenphase, erzielte auf dem Weg ins Halbfinale ebenfalls elf Tore und musste bislang nur zwei Gegentore verbuchen – eines per Eigentor im Achtelfinale gegen Georgien, eines durch Wirtz am Freitagabend. Am Dienstag stellt sich Spanien im Halbfinale den Franzosen.