Der erste Abend der EM, ein wilder Abend. 200.000 Schotten sollen in der Stadt sein, schwankende, freundliche Männer im Rock beherrschen die Straßen, Plätze, Mittelstreifen. München tanzt, ob es will oder nicht. München leuchtet, aber es platzt auch aus seinen Nähten.

Es ist, aus deutscher Sicht, ein Abend der Bewegungsgegensätze: Hinter einer wirbelnden Mannschaft, die ihr Eröffnungsspiel 5:1 gewinnt, vertritt sich ein sehr ruhiger Torhüter, Manuel Neuer, die Beine. Er durchschlendert nicht nur seinen Strafraum, sondern die ganze deutsche Hälfte des Feldes, er wirft mit Ordnern Bälle hin und her, er macht Ausflüge zum Trainer Nagelsmann; er hütet sein Tor so versonnen, dass er an den Pförtner eines seit Langem verlassenen Schlosses erinnert.