Olaf Scholz – das muss man
wissen, um sein Reden und Tun dieser Tage zu verstehen – ist ein links
sozialisierter Boomer. Wie viele andere aus den geburtenstarken Jahrgängen hat
er eine extreme Phase durchgemacht. Scholz war in den späten Siebzigern und frühen Achtzigern bei den Stamokap-Jusos, also
irgendwas mit staatsmonopolistischem Kapitalismus, was sich heute jedoch niemand
mehr merken muss, außer dass das eine ziemlich radikale Veranstaltung war.
Scholz' politische Biografie war darum die einer politischen Läuterung, seine
zentrale Urerfahrung lautet: Alles Radikale führt auf Abwege, Realismus ist
besser als Vision, Mäßigung ist das Maß aller Dinge, je moderater du bist,
desto erfolgreicher wirst du auch sein. Scholz' Spitzname in jener Zeit hieß:
Oil of Olaf.
Olaf Scholz: Der Scholz'sche Boomerrealismus
Ob beim Ukraine-Krieg oder beim Klimawandel: Olaf Scholz kann es nur moderat. Das ist so radikal, dass damit Putins Sieg und die Verwüstung unserer Lebenswelt drohen.