Olaf Scholz – das muss man wissen, um sein Reden und Tun dieser Tage zu verstehen – ist ein links sozialisierter Boomer. Wie viele andere aus den geburtenstarken Jahrgängen hat er eine extreme Phase durchgemacht. Scholz war in den späten Siebzigern und frühen Achtzigern bei den Stamokap-Jusos, also irgendwas mit staatsmonopolistischem Kapitalismus, was sich heute jedoch niemand mehr merken muss, außer dass das eine ziemlich radikale Veranstaltung war. Scholz' politische Biografie war darum die einer politischen Läuterung, seine zentrale Urerfahrung lautet: Alles Radikale führt auf Abwege, Realismus ist besser als Vision, Mäßigung ist das Maß aller Dinge, je moderater du bist, desto erfolgreicher wirst du auch sein. Scholz' Spitzname in jener Zeit hieß: Oil of Olaf.