Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hat vor dem Schulgipfel im Kanzleramt an alle appelliert, mit ihrem Verhalten zur Aufrechterhaltung des Schulbetriebs während der Corona-Pandemie beizutragen. "Die bekannten Hygieneregeln sollten von allen am Schulbetrieb Beteiligten auch in der Freizeit eingehalten werden", sagte Karliczek. Hierbei sei vor allem die Gesellschaft insgesamt gefragt. Schule sei keine isolierte Veranstaltung. "Die Gesellschaft hat es durch ihr Verhalten insgesamt stark in der Hand, wie der Schulbetrieb in den nächsten Monaten laufen wird", sagte die Ministerin.

Am Montagabend wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundesbildungsministerin Karliczek, SPD-Chefin Saskia Esken und weitere Bundespolitiker mit den Kultusministerinnen und -ministern über die Herausforderungen für Schulen und Kitas und das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie beraten. Neben einem Austausch über die Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen soll es um weitere Schritte bei der Schuldigitalisierung gehen und um die Weiterbildung von Lehrern im Umgang mit digitalen Medien. Esken brachte zudem am Wochenende auch kostenlose Nachhilfe für benachteiligte Schüler ins Gespräch.

Bei einem ersten Treffen Anfang August hatten Merkel, Esken und einige Länder vereinbart, dass Lehrkräfte mit Dienstlaptops ausgestattet werden sollen, Schülerinnen und Schüler günstige Flatrates bekommen und Schulen an schnelles Internet angeschlossen werden. Im Kanzleramt wird am Abend auch über die weitere Umsetzung dieser Vorhaben beraten. Finanziert werden sollen die Maßnahmen aus dem Corona-Aufbauprogramm der EU. Das gibt es allerdings noch gar nicht. Nach dpa-Informationen könnte es nun darum gehen, dass Bund und Länder das Geld vorstrecken, damit es schneller geht.

Merkel: Kinder und Jugendliche sollen nicht Verlierer der Pandemie sein

Für die Themen Schule und Kita sind eigentlich die Bundesländer zuständig. Kanzlerin Merkel nannte den Gipfel in ihrem Videopodcast am Wochenende "ein wichtiges Treffen". Es gehe jetzt darum, "gemeinsam alles dafür zu tun, dass Kinder und Jugendliche nicht die Verlierer der Pandemie sind. Dies ist mir auch persönlich ein ganz wichtiges Anliegen", sagte sie und mahnte rasche Fortschritte bei der Digitalisierung von Schulen an. "Wir brauchen sie als eine unverzichtbare Ergänzung zum Präsenzunterricht", sagte Merkel in ihrem Videopodcast. Im Frühjahr waren die Schulen wegen der Corona-Pandemie wochenlang geschlossen. Zeitweise fand deshalb nur Onlineunterricht statt. Auch im neuen Schuljahr bestehen an den Schulen weiterhin Einschränkungen.

Erneute flächendeckende Schulschließungen wie im Frühjahr wollen Bund und Länder vermeiden. So sagte Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler): "Die gesamte Schulfamilie ist sich einig, dass wir den Präsenzunterricht aufrechterhalten und keine Schulschließungen mehr wollen." Wie Bundesministerin Karliczek betonte, sei der Start ins neue Schuljahr insgesamt zufriedenstellend gewesen. "Aber Herbst und Winter werden für den Schulbetrieb neue Herausforderungen bringen."

DGB fordert auch Weiterbildung und Hochschulen in Blick zu nehmen

Gewerkschaften und Lehrerverbände setzen große Erwartungen an den Schulgipfel. So sagte Elke Hannack, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), über Schulen und digitale Ausstattung zu reden könne nur ein erster Schritt sein. "Wir brauchen noch in diesem Herbst einen echten Corona-Bildungsgipfel, denn die Corona-Krise trifft Kitas, Schulen, berufliche Bildung, Weiterbildung und Hochschulen gleichermaßen." Dabei müssten auch die Beschäftigten im Bildungssystem, Eltern, Schüler, Studenten und Azubis zu Wort kommen.

Der Deutsche Philologenverband, der die Gymnasiallehrer vertritt, forderte mit Blick auf wahrscheinlich steigende Ansteckungszahlen im Winter Lüftungskonzepte für alle Schulen. "Das geht von der einfachen Instandsetzung nicht zu öffnender Fenster über mobile Raumlüfter bis hin zu kurzfristigen baulichen Belüftungsmaßnahmen", sagte die Vorsitzende Susanne Lin-Klitzing. Der Bund müsse entsprechende finanzielle Hilfen dafür bereitstellen.