Vor einem Spitzentreffen zur Digitalisierung von Schulen hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) rasche Fortschritte angemahnt. Die Digitalisierung müsse mit Hochdruck vorangetrieben werden, sagte Merkel in ihrem Videopodcast. "Wir brauchen sie als eine unverzichtbare Ergänzung zum Präsenzunterricht." Merkel will am Montag mit den Kultusministerinnen und Kultusministern der Länder, Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) und SPD-Chefin Saskia Esken über das weitere Vorgehen beraten.

Während der Corona-Pandemie blieben die Schulen in Deutschland erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik wochenlang geschlossen. Dabei sei deutlich geworden, "wie wichtig das Lernen mit digitalen Medien und wie wichtig digitale Bildungsformate sind". Es habe sich aber auch gezeigt, "was alles noch nicht funktioniert", sagte Merkel.

Die Schulen liegen grundsätzlich in der Zuständigkeit der Länder. Merkel betonte jedoch, der Bund werde sich im Rahmen des Digitalpaktes Schule beteiligen. Das Programm sieht insgesamt sechs Milliarden Euro vor, um digitale Lern- und Infrastrukturen an den allgemeinbildenden und den beruflichen Schulen zu fördern.

Eine wichtige Maßnahme sei, dass alle Schulen "so schnell wie möglich an das schnelle Internet angeschlossen werden". Zudem bräuchten alle Lehrerinnen und Lehrer geeignete Rechner für den digitalen Unterricht. Kinder und Jugendliche dürften nicht die "Verlierer der Pandemie" sein, sagte Merkel.  

Kinder in Quarantäne dürfen nicht vom Lernen abgekoppelt sein

Stefanie Hubig (SPD), die als rheinland-pfälzische Bildungsministerin derzeit der Kultusministerkonferenz vorsitzt, sagte, die Länder sähen "die Chance, unsere Bildungseinrichtungen nicht nur kurzfristig vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie, sondern auch auf mittlere Sicht zu stärken und zu ertüchtigen". Es solle bei dem Gesprächs am Montag auch um das Thema intelligente Lernsoftware gehen, die den Schülern "einen individuellen Lernpfad und eine direkte Rückmeldung zu ihrem Lernstand geben kann".

SPD-Chefin Saskia Esken schlug vor, sozial benachteiligten Kinder und Jugendlichen kostenlose Nachhilfe zu ermöglichen. "Warum eröffnen wir den Schülerinnen und Schülern nicht ein Abonnement auf einer qualitätsgeprüften Nachhilfeplattform anstelle der Kosten für das Schullandheim, das in diesem Schuljahr ohnehin ausfallen dürfte?", sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Esken mahnte, es müsse nun vor allem darauf geachtet werden, dass Schülerinnen und Schüler keine Nachteile erlitten, weil der Unterricht ausfällt. Bildungsgerechtigkeit in Corona-Zeiten bedeute, dass Kinder und Jugendliche aus Risikogruppen, die in Quarantäne müssten oder deren Lerngruppe vorübergehend geschlossen werde, "nicht vom Lernen abgekoppelt sind, sondern durch hochwertigen digitalen oder hybriden Unterricht im Spiel bleiben".