Die ukrainischen Streitkräfte versuchen nach Angaben eines Vertreters des US-Verteidigungsministeriums, die wichtige Stadt Cherson im Süden von den Russen zurückzuerobern. Das russische Militär habe dort keine so umfassende Kontrolle mehr wie zuvor, weswegen Cherson nun wieder als "umkämpftes Gebiet" zu bewerten sei. Cherson sei mit seiner Lage am Dnipro-Mündungsdelta eine strategisch bedeutende Hafenstadt.

Falls es den Ukrainern gelingen sollte, Cherson zurückzuerobern, würde das den russischen Angriff auf die nahe umkämpfte Großstadt Mykolajiw erschweren. Zudem würde es eine mögliche Bodenoffensive in Richtung der Hafenstadt Odessa deutlich erschweren, sagte der Vertreter.

Das ukrainische Militär hält einen großangelegten Angriff russischer Truppen auf die Hauptstadt Kiew immer noch für möglich. Dazu ziehe der Gegner weiterhin starke Kräfte zusammen, sagte der ukrainische Heeresstabschef Olexander Grusewitsch. Zudem würden nach eigenen Erkenntnissen im russischen Dagestan spezielle Einheiten vorbereitet. Diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Zuletzt war es ukrainischen Truppen gelungen, in der Umgebung von Kiew mehrere Stellungen und Ortschaften zurückzuerobern.

In der Nacht wurde das Hauptquartier der ukrainischen Luftwaffe in Winnyzja im Westen des Landes mit mehreren russischen Marschflugkörpern beschossen. Ein Teil der sechs Raketen sei im Anflug abgeschossen worden, die übrigen hätten das Gebäude getroffen, teilte die Luftwaffenführung auf Facebook mit. Dabei sei erheblicher Schaden an der Infrastruktur entstanden. Über eventuelle Opfer des Angriffs wurden keine Angaben gemacht.

Frankreich will mit der Türkei und Griechenland eine humanitäre Aktion in Gang setzen, um kurzfristig Menschen aus der schwer umkämpften Hafenstadt Mariupol zu retten. Das kündigte Präsident Emmanuel Macron an. Bei der Planung für die internationale Rettungsaktion gebe es bereits konkrete Gespräche mit dem Bürgermeister sowie eine Abstimmung mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, sagte Macron. Eine Absprache sei nun auch mit Russland erforderlich.

Die wichtigsten Ereignisse der Nacht:

  • SPD-Chef Lars Klingbeil will der Ukraine eine klare EU-Beitrittsperspektive aufzeigen. Eine Aufnahme könne aber nicht von heute auf morgen erfolgen.
  • Die britische Regierung hat weitere 65 Einzelpersonen und Unternehmen in Russland im Zusammenhang mit der russischen Invasion in die Ukraine mit Sanktionen belegt.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht sich im Konflikt mit Russland mit einer großangelegten Progagandakampagne konfrontiert: "Vermutlich hat noch niemand auf der Welt solche Unsummen für Lügen ausgegeben."
  • Der ukrainische Regierungschef Denys Schmyhal hat um humanitäre Hilfe für die Bevölkerung seines Landes gebeten. Auch Unterstützung für den Wiederaufbau sei nötig.
  • Das ukrainische Verteidigungsministerium hat vor vorschnellen und unkontrollierten Berichten über Waffenlieferungen oder militärische Aktionen gewarnt. Diese würden nur der russischen Seite in die Hände spielen.
  • Falls im Zuge des Ukraine-Kriegs russische Öl- und Gaslieferungen abrupt beendet werden, befürchtet Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck Hamsterkäufe von Energieträgern.

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