Zwei Kandidaten und eine Kandidatin wollen die Nachfolge von Eurogruppen-Chef Mário Centeno antreten. Bis zum Bewerbungsschluss erklärten die spanische Wirtschaftsministerin Nadia Calviño, der irische Finanzminister Paschal Donohoe und sein Luxemburger Kollege Pierre Gramegna ihre Kandidatur für den Vorsitz der 19 Wirtschafts- und Finanzminister der gemeinsamen Währungszone. Gewählt wird am 9. Juli.

Der einflussreiche Posten wird frei, weil der portugiesische Finanzminister Centeno sich nach einer Amtszeit zurückzieht. Sein Mandat endet am 12. Juli. Portugals Regierung kündigte an, Centeno als neuen Zentralbank-Chef zu nominieren. Ministerpräsident Antonio Costa erklärte, er habe dem Parlamentspräsidenten ein Schreiben geschickt, in dem er diese Absicht bekunde.

Centeno hatte im April das 540 Milliarden Euro schwere Paket mit Coronavirus-Kredithilfen verantwortet. Der 53 Jahre alte Volkswirt wurde dennoch als blass und wenig durchsetzungsstark kritisiert – auch im Vergleich zu den prominenten Vorgängern Jean-Claude Juncker und Jeroen Dijsselbloem.   

Calviño werden die besten Chancen eingeräumt

Nadia Calviño wäre die erste Frau, die die Interessen der 19 Euroländer koordiniert. Sie hat langjährige Erfahrungen in der EU-Kommission in Brüssel gesammelt. Die Bundesregierung soll einer möglichen Kandidatur der Sozialistin aufgeschlossen gegenüberstehen. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) schätzt sie dem Vernehmen nach. Calviño werden auch die besten Chancen eingeräumt. Für sie spricht, dass sie wie Centeno dem sozialdemokratischen Lager angehört und einen südlichen EU-Staat vertritt. Nach gängiger Lesart bringt dies die Balance der Brüsseler Spitzenposten am wenigsten durcheinander.

Donohoe ist seit 2017 Finanzminister in Irland. Seine Bewerbung für den Vorsitz der Eurogruppe deutet die Irish Times als Hinweis, dass der 45-Jährige im Finanzministerium bleibt. Vier Monate nach der Parlamentswahl hatten sich die bürgerlichen Parteien Fine Gael und Fianna Fail mit den Grünen auf einen Koalitionsvertrag geeinigt.

Dritter Kandidat ist der Luxemburger Gramegna, seit 2013 Finanzminister des kleinen EU-Lands. "Die heutigen enormen Herausforderungen erfordern Konsens und Kompromiss zwischen allen Mitgliedern der Eurozone", schrieb der 62 Jahre alte Liberale auf Twitter. "Ich werde meine sechsjährige Erfahrung, all meine Energie und Diplomatie für diese Aufgabe einsetzen." Aufgabe im Vorsitz der Eurogruppe ist die Leitung und Verhandlungsführung bei Themen, die das Währungsgebiet betreffen.